ST - Die Welten von DS9 3: Trill - Unvereinigt
unvereinigten Mehrheit, waren aber zufrieden mit ihren Leben, trotz des chronischen Chancenmangels, den diese Ungerechtigkeit ihnen aufzwang. Man hatte ihnen nicht einmal gestattet, einen akademischen Grad zu erlangen. Was brauchten sie denn noch, um diese offensichtliche Diskriminierung zu erkennen?
»Was hast du von all den Protesten?«, hatte seine Mutter ihn gefragt. »Was nützt es dir, die Regierung zu provozieren? Die Vereinigten halten uns doch nicht absichtlich klein. Aber du musst ja hinter jedem kleinen Unglück, das dir widerfährt, immer gleich das Schlimmste vermuten.«
Doch Tambor wusste es besser. Seine Familie wusste von seiner Krankheit, kannte aber nicht deren Ausmaß. Sie wussten nicht, was die Ärzte ihm offenbart hatten. Einer der Ärzte hatte sogar einen heiligen Schwur gebrochen, um ihm die Wahrheit zu sagen. Wäre Tambor vereinigt, hätte er weitaus größere Überlebenschancen, denn ein Symbiont in seinem Bauch könnte – zumindest theoretisch – den Krebs stoppen, der ihn von innen auffraß. Der Doktor hatte zurückrudern wollen und gesagt, selbst eine Vereinigung sei keine garantierte Heilung, aber es blieb eine Tatsache, dass die Vereinigten fast nie unter dieser Krankheit litten. Und bei den wenigen Ausnahmen scheute man weder Kosten noch Mühen, sie wieder gesund zu machen.
Medizin und Strahlungstherapien hatten bei Tambor nichts genutzt. Die Würmer hätten ihn gerettet. Davon war er felsenfest überzeugt.
Und die Symbiosekommission verweigerte ihm das Recht auf Vereinigung. Nicht einmal als lebensrettende Notmaßnahme! Wieder und wieder hatte sie seine Anträge abgelehnt, bis er jegliche Berufungsmöglichkeiten ausgeschöpft hatte.
Die Krankheit in seinem Inneren zerstörte mehr als seine Organe. Sie nahm ihm auch die Hemmungen, ließ ein moralisch anständiges Leben zu einem Gletscher eiskalten Zorns gefrieren. Während des vergangenen Jahres waren ihm immer mehr Verfehlungen der Regierung, seiner Universität und der Leute auf den Straßen aufgefallen. Jeder Vorteil, den das Leben bot, schien automatisch und wie selbstverständlich den Auserwählten dieser Welt zuzufallen: den Vereinigten.
Dann hatte er die Neo-Puristen gefunden und ihre Argumente leuchteten ihm ein. Gemeinsam entdeckten sie Wahrheiten aus Trills Historie, alte Schrecken in alten Aufzeichnungen, und Tambor begriff, dass etwas Radikales getan werden musste, um das Unrecht, das so tief in dieser Welt verwurzelt war, auszugleichen.
Ein Neo-Purist innerhalb der Regierungsarchive spielte seiner Zelle eine große Datenmenge zu. Darin befanden sich auch rudimentäre Pläne für neurogene Bomben. Tambor und seine Mitrevolutionäre glaubten den Aufzeichnungen, die besagten, dass diese Bomben schon einmal verwendet worden waren – in den Untiefen von Trills längst vergessener Vergangenheit.
Und jetzt finden sie erneut Verwendung
.
Seiner Familie, wusste Tamor, würde nichts geschehen. Kein Verwandter wohnte in der Nähe der Bomben. Jeder, der ihm wichtig war, war in Sicherheit, und die Strahlung, so hieß es, hatte ohnehin kaum Auswirkungen auf Unvereinigte, abgesehen von den bedauernswerten Ausnahmen, die sich zum Zeitpunkt der Detonation zu dicht an einem der Sprengsätze aufhielten. Tambor hatte beschlossen, das Glück aus der Gleichung zu entfernen und bei der Bombe zu verharren, bis die Zeit abgelaufen war.
Abermals sah er auf sein Chronometer, dann legte er den Phaser auf den Boden.
Selbst wenn mich jetzt noch jemand aufhalten wollte, bliebe für einen Schusswechsel keine Zeit
.
Julian Bashir taumelte in die Notaufnahme des Manev Central Hospital und presste sich den Uniformärmel an die Nase, um den Blutstrom aufzuhalten.
Das Krankenhaus quoll nahezu über. Die meisten der Patienten schienen jedoch nicht schwer verletzt zu sein. Schwestern und Trauma-Teams mühten sich redlich, sie ihren Bedürfnissen entsprechend in Gruppen einzuteilen. Die dringendsten Fälle wurden den Gang hinunter geleitet zu den Untersuchungsnischen und Behandlungsräumen, wie Bashir vermutete.
Er wollte gerade auf eine Schwester zugehen, als ihn Schwindel überkam. Aus dem Augenwinkel erblickte er einen freien Stuhl, schwankte auf ihn zu und plumpste hinein.
Durchatmen, Julian. In deinem Zustand bist du niemandem eine Hilfe
. Er schloss einen Moment die Augen.
Dann hörte er ein Geräusch. Als er aufblickte, trat eine schlanke Krankenschwester vor ihn. »Sir, hören Sie mich?«
Die Frage verblüffte ihn.
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