ST - Die Welten von DS9 3: Trill - Unvereinigt
abermals sagen – diesmal sogar mit Empathie, als spräche er zu einem bockigen Kind –, dass er nicht für die Symbiose geeignet sei, auch wenn dies seinen sicheren Tod durch die Krankheit bedeute, die seinen Körper zerfraß
.
Morgen würden die Trill eine neue Gesellschaft gründen. Doch er würde es nicht mehr miterleben.
Henenne
. Er versuchte, ihren Namen auszusprechen, doch die Explosion hatte ihn zu sehr verwundet. Licht und Dunkel kamen nun in gleichem Maß, ein letzter Sonnenuntergang in den Untiefen der Nacht.
Dante hätte keine detailreichere Hölle ersinnen können als diese. Julian Bashir war Arzt und als solcher Leiden und Traumata gewöhnt. Während des Dominion-Krieges hatte er beides im Extrem erlebt, doch waren jene chaotischen, blutigen Ereignisse nicht ganz unerwartet gewesen.
Nun aber, im Wahnsinn des Trill Manev Central Hospital, lagen die Dinge eindeutig anders. Die Notfallambulanz platzte aus allen Nähten. Eine Kakophonie aus Schreien und qualvollem Weinen hallte von den Wänden wider. Bashir und die anderen Ärzte und Pfleger stemmten sich gegen eine Todesflut, deren Ursprung ebenso überraschend wie unsichtbar war.
Obwohl sich sein Medizinerbewusstsein keinerlei Angst eingestehen wollte, wusste Bashir genau, was für ihn das Schlimmste war: Er hatte keine Ahnung, ob Ezri den bioelektrischen Angriff überlebt hatte. War sie überhaupt in Gefahr? Rings um ihn kollabierte die Trill-Gesellschaft. Berichten zufolge gab es schon Hunderte, vielleicht sogar Tausende weitere Opfer. Er konnte nur reagieren, musste seine privaten Sorgen verdrängen. Die Zukunft musste warten.
Der kleine Junge mit der verletzten Wirbelsäule würde überleben. Vielleicht würde er sogar wieder ganz gesund.
Das liegt dann aber nicht an Leuten wie Doktor Torvin
, dachte Bashir bitter,
die Vereinigte immer vorziehen, ungeachtet der Schwere ihrer Verletzungen
.
Er wusste aber, dass auch Dutzende vereinigter Patienten aufgrund der Explosionen in kritischem Zustand waren. Genau wie er wusste, dass die Rettung dieser Wirte nicht im Chaos der Notaufnahme des Manev Central zu finden war.
Sondern vielleicht in den Unterlagen über ein Ereignis, in das er selbst verwickelt gewesen war. Vier Jahre zuvor, während eines anderen Aufenthalts auf Trill …
Kurz nach der OP an dem Jungen begab sich Bashir in die siebte Etage. Dort herrschte relative Ruhe, denn der Stab weigerte sich, die unzuverlässig gewordenen Turbolifts zu benutzen, und mit den Schwebetragen kam man nur äußerst schwer die Treppen rauf und runter. Auf diesem Stockwerk gab es aber ohnehin nicht viel, womit sie unten helfen oder gar Leben retten könnten. Es war überwiegend für die Büros der Doktoren und Administratoren gedacht und beherbergte zudem Pausenräume fürs Personal.
An der Tür eines der Verwaltungsbüros hielt Bashir an und versuchte, sie zu öffnen. Vergeblich. Dafür benötigte man eine Identifikationsmarke, doch nun sah er, dass das dazugehörige Lesegerät an der Wand ohnehin ausgefallen war.
Wie so vieles hier
. Ob der Schutzschirm, der das Krankenhaus sicherte, in den oberen Etagen dünner war? Das wäre natürlich noch ein Grund mehr, warum die Angestellten keinen der vereinigten Patienten in den höheren Stockwerken unterbrachten.
Bashir sah den Gang hinauf und hinab. Als er sicher war, allein zu sein, riss er die Klappe von einem der Abfallschächte und schlug sie gegen das Glas der Bürotür. Trotz des Lärmes erklang kein Alarm. Er hörte keine Schritte oder Schreie.
Vorsichtig griff er durch das Loch in der Scheibe und öffnete die Tür. Kaum über die Schwelle, eilte er zu einem der Schreibtische, setzte sich und aktivierte das Computersystem. Doch der Monitor blieb schwarz. Bashir fühlte sich wie ein Idiot.
Wenn schon das Lesegerät an der Tür nicht mehr funktioniert, warum sollten die Computer noch laufen?
Dann erwachte der Bildschirm flackernd zum Leben. Das Interface unterschied sich von den Designs, mit denen Bashir vertraut war, doch kannte er sich seit der Akademie mit diversen Computersystemen aus.
Er begann mit den auf der Hand liegenden Suchmustern, wühlte sich durch die medizinische Datenbank der Trill und die der Symbiosekommission. Bethan Roa. Roa, Bethan. Roa-Symbiont.
Keine Ergebnisse innerhalb der Suchparameter
. Bashir ignorierte die Meldung und überlegte, wer Roa noch gekannt hatte.
Verad Kalon. Kalon, Verad.
Keine Ergebnisse innerhalb der Suchparameter
.
Duhan Vos. Vos, Duhan.
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