ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen
»Lieutenant!«, grüßte Vaughn. »Da sind Sie ja.«
»Commander, Ranjen«, grüßte Ro. Seit ihrer Rückkehr nach Bajor mied Opaka blumige Titel und hatte sich einzig mit einem bescheidenen anfreunden können, der ihre aktuelle Aufgabe beschrieb: die eines in theologische Studien versunkenen Mönchs.
Die Anrede schien sie zu erfreuen. Sie lächelte Ro warm an. »Es ist schön, Sie wiederzusehen, Lieutenant.«
»Ebenso«, sagte Ro. Trotz ihrer Skepsis gegenüber bajoranischer Religion mochte sie Opaka. Als Kai hatte sie dem Volk während der Besatzung Mut und Hoffnung geschenkt, und die knapp sieben Jahre im Gamma-Quadranten schienen diese Eigenschaft noch verstärkt zu haben. Mit ihren sanften Versicherungen, die Bajoraner bräuchten nicht davor zu scheuen, individuell ihren Glauben zu erkunden, half sie, die religiöse Spaltung zu schließen, die durch den falschen Umgang der Vedek-Versammlung mit Ohalus lange als ketzerisch unterdrückten Prophezeiungen entstanden war.
Vaughn sah sich anerkennend um. »Ein bewegender Ort, nicht wahr? Als Sulan anbot, ihn mir zu zeigen, war mir nicht bewusst, welche Ruhe er ausstrahlt.«
Ro ließ den Blick schweifen. Es war nett hier, der Garten ganz hübsch, aber diese Art von Plätzen machte sie immer unruhig. Sie war noch nie allzu meditativ gewesen. Vermutlich fehlte ihr das Gefühl dafür, die Gedenkstätte richtig würdigen zu können.
Etwas an der zerbrochenen Säule weckte ihre Aufmerksamkeit. In den Stein war ein bajoranisches Schriftzeichen eingraviert. »Stand hier einst die Taluno-Bibliothek?«
Opaka nickte. »Zum Ende der Besatzung war sie kaum noch mehr als ein leeres Relikt, das nur stand, weil man so viel von Bajors Vergangenheit wie möglich bewahren wollte. Kurz nachdem sich die Tore des Himmlischen Tempels öffneten, verlor mein Freund Tanin Prem, ein Vedek, hier sein Leben. Eine von den Cardassianern zurückgelassene Bombe detonierte und zerstörte die Reste der Bibliothek.« Traurig betrachtete sie die Säule. »Die Gedenkstätte war gerade im Bau, als die Propheten mich damals zum Aufbruch riefen. Ich bin froh darüber, wie schön sie geworden ist. Dieser Ort hätte Prem sehr gefallen.«
Vaughn schwieg einen Moment. »Sulan, ich muss aufbrechen«, sagte er dann. »Aber ich danke Ihnen für diese wunderbare Erfahrung. Ich hoffe, wir sprechen uns bald wieder.«
Opaka neigte den Kopf. »Ich ebenfalls, Elias. Passen Sie auf sich auf. Haben Sie einen schönen Tag, Lieutenant.«
»Sie auch, Ranjen«, erwiderte Ro.
Ro und Vaughn ließen Opaka mit der Erinnerung an ihren alten Freund zurück. Schweigend überquerten sie den Platz, der die Gedenkstätte von dem ihr gegenüberliegenden großen Park trennte. Auf einer leicht abfälligen Wiese sah Ro Dutzende Personen, zumeist Bajoraner, die den milden Sommertag genossen. Zu ihrer Überraschung steuerte der Commander auf eine s-förmige, kunstvoll gefertigte Bank zu, die oberhalb der Wiese vor einem kleinen Wäldchen stand. Vaughn setzte sich, lehnte sich zurück und ließ die Aussicht auf sich wirken. Ein paar Kinder versuchten gerade, ihren Drachen in die Luft zu bekommen. In der Ferne glänzte die kupferne Kuppel des Klosters Shikina im Sonnenlicht. Es stand auf einem Hügel, der die den Park umgebenden Bäume überragte.
»Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen«, sagte Vaughn. »Der Tag ist einfach so schön, dass es eine Schande wäre, ihn in einem eintönigen Büro oder an Bord eines Runabouts zu verschwenden.«
»Schon in Ordnung, Sir. Hier ist es schön.«
»Sie entstammen einer bemerkenswerten Welt, Lieutenant«, fuhr der Commander fort, ohne den Blick von der Szenerie zu nehmen. »Je mehr ich von Bajor sehe, desto mehr verstehe ich, wie Captain Sisko darüber empfindet.«
»Ich beginne selbst, einiges zu lernen«, gab Ro zu.
Vaughn nickte. Dann kam er zur Sache. »Sie haben etwas für mich?«
»Ja, Sir.« Ro öffnete eine Datei auf ihrem Padd. »Aktuelle Zahlen über den Wechsel des Militärpersonals in die Sternenflotte.«
»Ich höre.«
»Bislang reichten insgesamt knapp einhundertneunzigtausend Offiziere und sonstige Angehörige des Militärs Versetzungsanträge in die Sternenflotte ein. Wir glauben, der Hype ebbt ab, und die Zahlen werden während der kommenden Wochen sinken. Zivile Anfragen für Flotte und Akademie übersteigen bereits den Pflichtwert.«
»Und die Schätzung?«
»Wir erwarten eine Viertelmillion Anträge für die direkte Versetzung. Zweihunderttausend davon werden
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