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ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

Titel: ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Noah Kym
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sein.
    Vielleicht … Vielleicht kann ich sogar dabei helfen
.
    Ro richtete sich in ihrem Sitz auf und berührte das Interface ihrer Arbeitsstation. »Computer, rufe die bajoranischen Zentralarchive auf und suche in
allen
Datenbanken nach
allen
Verweisen auf das Dorf Sidau in der Provinz Hedrikspool. Stelle danach eine Verbindung zum Mainframe der Raumstation Deep Space 9 her und führe dort dieselbe Suche durch. Autorisierung: Ro, Phi-Delta-Sieben. Ausführen.«
    Ro hatte ihre ersten Lebensjahre in Jo’kala und den umliegenden Lagern verbracht. Erst nach dem Ende des Dominion-Krieges hatte sie ihr Weg nach Ashalla und an andere bedeutsame Orte Bajors wie etwa die Hauptstadt geführt. An Ashalla hatte sie stets das Alter dieser Stadt fasziniert. Die elegant geformten Gebäude und die schmuckvollen Straßen aus rotbraunem Granit und Sandstein wurden gebaut, Jahrhunderte bevor jemand das Wort »Cardassianer« auch nur gehört hatte. Es war ernüchternd, wie viel Volkserbe und wie viele Erinnerungen Ashalla heute noch beherbergte. Und der Großteil des zivilisierten Bajor stand ihm in nichts nach. Daran hatten auch die Cardassianer nichts ändern können. Die Rückkehr auf den Planeten ihrer Geburt hatte Ro mit tiefer Trauer erfüllt, denn, so hatte sie erkennen müssen, sie kannte diese Welt nicht länger und hatte sie nie wirklich gekannt.
    War das der Grund, aus dem ich das Leben nach dem Krieg hier so unerträglich fand?
, fragte sie sich. Nach der Besatzung war Bajors kulturelle Identität wieder zu voller Blüte gewachsen. War das für sie zu viel gewesen, zu erdrückend? Hatte sie sich in ihrem eigenen Volk plötzlich fremd gefühlt?
    Nun, als sie eine von Ashallas Hauptstraßen hinunterging, schien das Erbe dieser Stadt sie einmal mehr zu erdrücken. Aber diesmal ließ der Druck nach, je näher sie ihrem Ziel kam. Ro begriff, dass sie sich in einem Viertel befinden musste, das in den Jahren nach der Besatzung komplett neu erbaut worden war. Wo der Großteil der Stadt von Strukturen definiert wurde, die ihres Alters wegen fast schon ewiglich wirkten, war Bajors Vergangenheit in diesem kaum präsent. Ro sah neue Gebäude, von denen allerdings viele im Stil derer errichtet worden waren, die einst hier gestanden hatten. Das, fand sie, machte den Verlust irgendwie noch größer.
    Es war Vaughns Idee gewesen, sich ausgerechnet hier zu treffen. Er hatte im Evaluationszentrum früher Schluss gemacht und, so sagte er, das Angebot einer Führung durch die Tanin-Gedenkstätte angenommen. Ro hatte darin eines der planetenweit Dutzenden von Monumenten vermutet, die die Gefallenen der Besatzungszeit ehrten. Die Schilder, die sie nun, da sie sich der Gedenkstätte näherte, las, zeigten ihr aber, dass diese eine Einzelperson würdigte: einen Vedek, der kurz nach Besatzungsende an diesem Ort gestorben war. Es gab keine Statue von ihm, keinen Turm oder eine majestätische abstrakte Skulptur. Nur eine einzelne, zerbrochene Säule, offenbar der Überrest eines größeren Bauwerks, inmitten eines Meditationsgartens.
    Dann sah Ro, wer Vaughns Fremdenführerin war.
    Sie sah die beiden schon von der anderen Straßenseite aus, wie sie einen der blumenbegrenzten Pfade entlangschlenderten, die sich durch die Gedenkstätte wanden. Vaughn, die Hände hinter dem Rücken, schritt neben Opaka Sulan her.
    Das Licht des Vormittages fiel auf das graue Haar der einstigen bajoranischen Kai. Ihre Kleidung – die Robe eines Mönchs, nur ohne Kapuze – war so schlicht wie ihre Frisur, nichts erinnerte mehr an den Prunk ihres ehemaligen Postens. Opaka verströmte eine beeindruckende Gelassenheit. Ro glaubte, nie zuvor ein ehrlicheres Lächeln gesehen zu haben.
    Vaughn überragte Opaka um einen Kopf und wirkte ganz in ihr Gespräch vertieft. Als er fragend auf ein Beet
Esani
-Blumen deutete, blieb Opaka stehen, bückte sich und berührte eine der fragilen weißen Blüten mit der rechten Hand. Dann sah sie zu ihm auf und, so schien es, beantwortete seine Frage. Vaughn reagierte sichtlich erfreut und half seiner Begleiterin respektvoll auf. Dann verschwand seine Hand wieder hinter seinem Rücken, und die beiden setzten ihren Spaziergang in angenehmem Schweigen fort. Ro wusste, wie viel Opakas Freundschaft dem Commander inzwischen bedeutete, und der Ex-Kai, die er mit der
Defiant
aus dem Gamma-Quadranten zurückgebracht hatte, schien es ähnlich zu gehen.
    Ro schloss zu ihnen auf und räusperte sich. Erst dann nahmen die beiden sie wahr.

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