ST - Die Welten von DS9 6: Das Dominion - Fall Der Götter
wollen, selbst wenn nur eine kleine Verbindung an Bord war. Den anderen Wechselbälgern hatte er diese geräumige Kabine zugewiesen. Er wusste, dass sie separate Quartiere weder benötigten noch wünschten.
Bislang verlief die Reise ereignislos, wenn auch nicht entspannt. Indurane und die drei anderen hatten sich sofort nach ihrer Ankunft miteinander verbunden und seitdem nicht voneinander gelöst. Laas hatte den Großteil seiner Zeit mit ihnen verbracht, Odo deutlich weniger. Einerseits brauchte er Abstand zum Nachdenken, andererseits hatte er noch nie eine so intensive, erschöpfende Verbindung zu Vertretern seines Volkes erlebt wie diese hier. Die Intensität und Ausdauer, mit der Indurane und die anderen über den Urahn kommunizierten – und darin entsprachen sie der gegenwärtigen Aufregung der Großen Verbindung – hatte Odo bereits mehrfach aus ihrer Mitte vertrieben. Er fand ihr manisches, obsessives Verhalten schwer zu ertragen, verstand es einfach nicht.
Als er begriff, dass er keine Bedenkzeit mehr bekommen würde, streckte er sich nach oben aus, durchbrach die perfekte runde Form, die er angenommen hatte. Dann verbog er seinen Körper, bis er die Gestalt des Beinahe-Bajoraners angenommen hatte, die er seit Jahrzehnten trug. Odo sah auf die miteinander verbundenen Gründer hinab – der metaphorische Abgrund, die Nova und der Urahn, die sie so beschäftigten, nicht länger im Vordergrund seiner eigenen Gedanken – und fühlte sich ihnen sehr fern, ihnen und dem Rest seines Volkes. Seit er nach dem Krieg zu den Gründern zurückgekehrt war, war er immer wieder im Widerspruch mit ihnen gewesen. Er hatte Antworten gesucht, Argumente vorgetragen, Vorschläge für die Zukunft der Großen Verbindung und ihre Beziehungen zum Rest der Galaxis unterbreitet, war aber meist in der Minderheit geblieben – seine Ideen stießen auf Missfallen, seine Motive auf Unglauben. Doch trotz alldem hatte sich Odo stets als Teil des Ganzen verstanden. Nun allerdings nicht mehr. In dieser seltsamen und unerwarteten Situation fühlte er sich ihnen ferner denn je zuvor. Noch nie war ihm die Distanz zwischen sich und ihnen so groß und eindeutig vorgekommen.
Er war nie ein Befürworter des Krieges gewesen, den das Dominion mit den Bewohnern des Alpha-Quadranten geführt hatte. Die Überlegenheit, die die Gründer gegenüber den Humanoiden zu haben glaubten, hielt er für eine Illusion. Aber er hatte stets verstanden, warum sie sich so isolierten, was sie derart xenophob gemacht hatte. Schließlich waren sie in ihrer Geschichte stets von Solids gejagt, verurteilt und ermordet worden. Doch die Überzeugung, der Urahn sei zurückgekehrt, existiere … der Glaube der Gründer an einen Schöpfer, der sie nun retten würde ... Es fiel Odo schwer, das alles ernst zu nehmen. Wäre nicht sein Kontakt zur Verbindung, er hätte den gesamten Ansatz als Lüge abgetan, als großangelegte Täuschung, die ihn aus Gründen, die er nicht kannte, in die Irre führen sollte. Doch Odo hatte gespürt, mit welcher Leidenschaft alle von der Existenz des Urahns überzeugt waren. Sie hatten keine Zweifel. Und genau das beunruhigte ihn.
Als er erneut auf die wogende, sich wiegende Pfütze vor sich blickte, war ihm, als breite sich eine bittere Leere in seinem Inneren aus, als habe er sich in eine leere Hülle verwandelt. Dass die Gründer sich nicht fortpflanzen konnten und daher eines Tages aussterben würden, war eine Erkenntnis, die er noch immer nicht ganz verwunden hatte. Zwar wusste er, dass einzelne Wechselbälger lange – nach humanoiden Maßstäben sogar
sehr
lange – lebten, aber es bekümmerte ihn, ebenfalls zu wissen, dass seinem Volk nicht nur der individuelle, sondern auch der speziesweite Tod bevorstand. Mit einem Mal verstand er, warum schon der Tod eines einzelnen Gründers der Großen Verbindung so sehr zusetzte. Und war es nicht denkbar, dass diese extreme und definitive Erkenntnis das Konzept des Urahns geboren hatte? Eine Legende über den Anfang der Großen Verbindung und deren Rettung vor der drohenden Auslöschung?
Doch die Rationalisierung des Glaubens an einen Schöpfer unterminierte die Wirklichkeit eines solchen. War die Angst vor dem Tod – sei es ein individueller oder ein gemeinschaftlicher Tod – auch eine leicht verständliche Motivation für Theismus, so lieferte sie keinerlei Beweise, um ihn zu rechtfertigen. Ganz im Gegenteil: sie suggerierte sogar, der Glaube resultiere aus Bedürfnis und Verlangen, nicht aus
Weitere Kostenlose Bücher