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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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würde doch nicht... Nichts und niemand könnte mich dazu bringen...«
    Sich gegen ihren Mann zu wenden? Aber hatte sie nicht genau das heute Nacht getan? Hatte sie ihn nicht mit dem Schwert abzuwehren versucht? Und wenn er noch näher gekommen wäre, hätte sie dann gezögert, zuzustoßen? Die Vision durfte nicht wahr werden, auch wenn Anatole ihr gesagt hatte, dass man nichts dagegen unternehmen könnte.
    Madeline schwor sich, einen Weg zu finden. Und ihr fiel nur eine Möglichkeit ein.
    Sie durfte ihren Gemahl nie wieder sehen.

20
    Auf Castle Leger herrschte alles andere als Ruhe und Frieden. Getuschel flog durch das Gemäuer wie Herbstlaub, das der Wind vor sich her treibt .
    Die neue Herrin sei Seiner Lordschaft fortgelaufen und weigere sich, zurückzukehren. Zum ersten Mal habe Mr. Fitzleger einen Fehler begangen. Wahrscheinlich sei er für sein Amt zu alt geworden, und leider habe sich noch kein Nachfolger für ihn gefunden. Die dunkle Zeit stünde wieder bevor. Alles deute auf eine Wiederholung der Vergangenheit hin, als Cecily dem Wahnsinn anheim gefallen war und Lyndon sich in der Bibliothek eingeschlossen hatte. Bess Kennack war aus den Diensten der Burg entlassen worden und verbreitete nun überall im Dorf, der Niedergang der St. Legers sei vom Schicksal beschlossen, und bald würde auch der Letzte von ihnen untergegangen sein. Doch keiner der Dörfler teilte ihre boshafte Freude, denn so lange es den St. Legers gut ging, gedieh auch ihr Grund und Boden.
    Anatole wanderte ziellos durch sein Anwesen, das von Madelines früherer Anwesenheit heimgesucht zu werden schien. Irgendwo fiel ihm die Odyssee in die Hände, und er erinnerte sich dunkel daran, dass er, um ihr zu gefallen, sie gebeten hatte, ihm daraus vorzulesen. Doch die Geschichte hatte ihn mehr gepackt, als er das für möglich gehalten hätte. Anatole fühlte sich dem Krieger seelenverwandt, der so viele Mühen hatte auf sich nehmen müssen, um heim zu seiner Frau zu finden. Er ließ das Buch auf den Sessel fallen, auf dem er es gefunden hatte. Anatole hatte angeordnet, dass alles so zu verbleiben hätte, wie die Mistress es zurückgelassen habe. Schließlich wollte er sich und seine Burg für den unwahrscheinlichen Fall bereithalten, dass ein Wunder geschah und Madeline feststellte, dass sie einen Teufel wie ihn doch lieben könne.
    Und mit jedem Tag, der verging, ohne dass seine Gebete erhört worden waren, ließ er alles ein wenig mehr verkommen. Keine Feuer mehr in der Bibliothek, die Blumen verwelkten in der Vase, ein neuer Vorhang, der nicht mehr aufgezogen wurde. Bis das Haus so düster geworden war wie seine Stimmung.
    Anatole entdeckte, dass Hoffnung eine scharfe Waffe sein konnte, die Stück für Stück von einem abschnitt. Mehr als einmal wurde es ihm zu viel, und er stand kurz davor, auf sein Pferd zu springen und zum Pfarrhaus zu reiten. Doch eines hielt ihn stets zurück. Madelines entsetzter Gesichtsausdruck, als sie in jener Nacht vor ihm geflohen war. Er würde ihn nicht noch einmal ertragen können. Seine einzige Hoffnung bestand in Fitzleger. Wenn es dem alten Mann doch nur gelänge, Madeline zu überreden, die schrecklichen Ereignisse zu vergessen, ihrem Gemahl zu vergeben und wenigstens zu versuchen, ihn zu akzeptieren. »Mylord?«
    Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Doch nicht der Reverend stand in der Tür, sondern sein Vetter Marius; der Teufel wusste, wie lange schon.
    Am liebsten hätte er ihn gleich wieder fortgeschickt, doch es ging um Will.
    »Was macht unser Patient heute?«, fragte der Burgherr.
    »Die Wunde heilt gut. Wir haben großes Glück gehabt.
    Kein Fieber, keine Infektion, nur ...«
    »Nur was?«, wollte Anatole unwirsch erfahren.
    »Der Junge schwindet dahin. Mr. Trigghorne sagte mir, er könne Will nicht einmal dazu bewegen, auch nur ein wenig seiner Mahlzeiten anzurühren.«
    »Dann zwingt ihn doch zum Essen. Ihr kennt sicher ein Gebräu, seinen Appetit anzuregen.«
    »Ich verstehe mich nur auf Arzneien für den Körper, nicht aber für die Seele. Will setzt sich nicht einmal auf, und die Krücken, welche Ihr für ihn habt anfertigen lassen, stehen ungenutzt in der Ecke. Der arme Junge sieht keinen Sinn mehr im Weiterleben.«
    »Dann können wir also nichts mehr für ihn tun?«, fragte Anatole, der ganz ähnlich fühlte wie Will. »Ich nicht, aber Ihr.«
    »Seit wann bin ich denn Arzt?«
    »Ihr seid sein Herr.«
    »Ich komme mir aber nicht so vor.« Glaubte Marius wirklich, er könne ein verdammtes

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