Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
über den Rücken. Der Pastor legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie sanft zu sich um. »Mein liebes Kind, ich weiß, dass Anatole sehr grobschlächtig sein kann, aber glaubt mir, er würde es nie über sich bringen, eine Frau ernstlich zu verletzen.«
    Madeline hob skeptisch eine Braue. »Nun, wenigstens darum muss ich mich nicht sorgen, denn er lässt mich ja nicht einmal ins Haus.«
    »Er hat Euch ausgesperrt?«
    »Ja, und er kann meinen Anblick nicht ertragen. Dabei habt Ihr mir doch versichert, dass ich genau die Frau sei, die St. Leger sich wünsche, und er nur mich lieben könne.«
    »So wird es auch kommen, meine Teure ... eines Tages.«
    »Offensichtlich wird bis dahin noch eine Weile verstreichen müssen. Und was fange ich in der Zwischenzeit an, Mr. Fitzleger? Soll ich in seinem Vorgarten ein Zelt aufschlagen oder gleich nach London zurückreisen?«
    »Oh, nein!«, rief er besorgt. »Das dürft Ihr nicht!«
    Die junge Frau betrachtete ihn ungnädig und gab dann mit einem Seufzer nach. »Nein, natürlich kehre ich nicht zurück. Ob mir das nun gefällt oder nicht, ich habe den Eheschwur geleistet. Und meine Familie hat die Mitgift bestimmt schon bis auf den letzten Penny verprasst. Ihr habt gute Arbeit geleistet, Mr. Fitzleger: Ich sitze in der Falle.«
    »Danach stand mir bestimmt nicht der Sinn, meine Liebe. Lasst mich mit dem Jungen reden. Ich werde versuchen, die Dinge gerade zu rücken, und bis dahin dürft Ihr den Mut nicht verlieren. Alles, was ich Euch in London versprochen habe, wird auch eintreffen, wenn Ihr nur Geduld bewahrt. Ihr und Anatole werdet Euch aus tiefstem Herzen lieben lernen, und -«
    »Erspart mir das bitte, Mr. Fitzleger, und verschont mich mit neuen Märchen. Vielleicht habe ich das heute nicht unbedingt unter Beweis gestellt, aber im Grunde bin ich eine sehr vernünftige Frau. Ich bin es gewöhnt, aus einer schlechten Lage das Beste zu machen. Glaubt mir, darin habe ich einige Erfahrung. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt, ich muss mich zu meiner Base begeben. Auch die wurde nämlich von den Aufmerksamkeiten Eures Herrn ein wenig überwältigt.«
    Der Reverend schien noch etwas sagen zu wollen, unterließ es aber und machte ihr mit einer Verbeugung Platz. Als Madeline die Stufen hinunterging, fiel ihr etwas ins Auge: die Miniatur. Sie lag an der steinernen Balustrade; dort, wo Anatole sie in seinem Zorn hingeworfen hatte. Ein Sprung, der sich direkt durch die sanften Züge des Burgherrn zog, verunstaltete jetzt die feine Malerei. Das Abbild seiner Seele, dachte die junge Frau grimmig. Das musste der größte Unsinn sein, den Fitzleger ihr aufgetischt hatte. Wenn St. Leger überhaupt so etwas wie eine Seele besaß, musste sie so schwarz sein wie seine Stimmung.
    Madeline wollte weiter, doch irgendetwas hielt sie zurück. Vielleicht der Umstand, dass man eine solche Kostbarkeit nicht einfach achtlos liegen lassen durfte. Oder aber ... Sie schalt sich zwar eine Närrin, bückte sich aber trotzdem und hob das auf, was von ihren Träumen übrig geblieben war.

3
    Anatole zog die Karaffe mit dem Brandy zu sich heran und wollte nichts anderes, als sich zu betrinken. Doch als er den Stopfen herausgezogen hatte, zögerte er und machte sich klar, dass ihm selbst dieses Vergnügen versagt bleiben musste. Für jemand mit seinen besonderen Fähigkeiten war es nicht eben weise, die Kontrolle über seinen Verstand zu verlieren, denn im Rausch konnte er sich in einen gefährlichen Mann verwandeln.
    Mit einem leisen Fluch verschloss er die Karaffe wieder und schob sie von sich fort.
    Die Tür zu seinem Arbeitszimmer öffnete sich leise hinter ihm, und Anatole spürte Reverend Fitzleger, der hereinschlüpfte. Die Jagdhunde, die vor dem offenen Kamin dösten, richteten sich auf und begrüßten den Neuankömmling freudig.
    »Platz!«, befahl der Burgherr, ohne sich zu ihnen umzudrehen.
    Während die Tiere sich wieder hinlegten, rang St. Leger seinen Zorn nieder. Immerhin war Fitzleger der Geistliche der Gemeindekirche und sein alter Lehrer - und nicht nur ein alter Trottel, wegen dessen Fehler Anatoles gesamtes restliches Leben verpfuscht worden war. »Tretet ein, und setzt Euch«, forderte er ihn knurrig auf. »Danke, Mylord.« Der Alte hielt den Dreispitz wie einen Schild vor sich, während er durch den Raum schritt. Das Zimmer hatte eine sehr maskuline Ausstrahlung: Die Wände waren mit englischer Eiche getäfelt, und keine zwei Möbelstücke passten zusammen; einiges davon

Weitere Kostenlose Bücher