St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau
nicht halb so schlimm, wie ich bef ü rchtet hatte. Er spürte, wie Röte in seine Wangen stieg, und dem Vetter entging das natürlich nicht.
»Ich hoffe doch sehr, dass bislang alles zu Eurer Zufriedenheit verlaufen ist, lieber Vetter. Nicht auszudenken, wenn der alte Fitzleger Euch versehentlich die Falsche gebracht hätte. Aber selbst einem Brautsucher soll ja mitunter ein Fehler unterlaufen.«
»Der Reverend hat keinen Fehler gemacht!«
»Nein, weshalb auch«, entgegnete Roman so überfreundlich, dass Anatole ihm am liebsten den Kiefer gebrochen hätte. »Aber vielleicht sollte ich Euch anraten, nichts zu überstürzen und noch ein wenig mit der alten Zeremonie zu warten, bei der Ihr Schwert und Kristall übergebt. Damit verpflichtet Ihr Euch doch der Dame auf alle Ewigkeit, oder?«
Anatoles Gesicht verfärbte sich dunkelrot.
»Ach herrje !« Roman schlug sich leicht eine Hand an die Wange. »Ihr habt das also bereits getan. Sagt mir doch, ist Euch auch schon in den Sinn gekommen, ihr Blumen zu schenken?«
St. Leger wusste jetzt, warum er den Cousin nicht ausstehen konnte. Wenn Roman auch nur etwas von den Familiengaben mitbekommen hatte, dann die untrügliche Treffsicherheit, mit der er bei anderen die wunden Punkte aufspürte.
Anatole juckte es in den Fingern. Nicht etwa, um das Rapier wieder herauszuziehen, sondern um die Finger an die Schläfe zu legen und den Vetter seine besonderen Fähigkeiten spüren zu lassen. Aber genau das wollte der Stutzer, nämlich ihn dazu verleiten, sein Talent für einen bösen Zweck zu missbrauchen.
So hielt er nach seinem Hengst Ausschau und beobachtete ihn so lange, bis er sich endlich wieder unter Kontrolle hatte.
»Sorgt Euch nicht um meine Braut«, entgegnete Anatole, »denn sie geht Euch nichts an. Aber mir fällt auf, dass Ihr mit diesem müßigen Geschwätz der Beantwortung meiner Frage ausgewichen seid. Also, was führt Euch hierher nach Lost Land?«
»Richtig, lieber Vetter. Genauso wenig wie Eure Gemahlin mich etwas angeht, habt Ihr Euch um meine Beweggründe zu kümmern, dieses Anwesen aufzusuchen.« Offensichtlich hatte Roman jetzt genug davon, seinen Cousin zu foppen, verabschiedete sich mit einer Verbeugung und verließ das Gemäuer.
Fluchend folgte Anatole ihm nach draußen und entdeckte rasch, wo der Vetter sein Pferd angebunden hatte. Der graue Wallach befand sich unweit des Häuschens, das wohl früher dem Verwalter gehört hatte. Roman eilte auf sein Ross zu, aber Anatole schritt schneller aus und überholte ihn rasch. Er traf als erster bei dem Wallach ein und nahm die Zügel in die Hand, um den Verwandten am Davonreiten zu hindern.
Der Vetter bedachte ihn mit einem hochmütigen Blick, den Anatole aber ungerührt über sich ergehen ließ. »Ich habe Euch gefragt, was Ihr hier verloren habt. Ihr wolltet doch nicht etwa nach Anzeichen dafür Ausschau halten, dass einer der Mortmains zurückgekehrt sei?«
Die Feindseligkeit in Romans Blick wich für einen Moment ehrlicher Überraschung.
»Großer Gott, nein. Haltet Ihr mich etwa für einen abergläubischen Bauerntölpel, der sich davor fürchtet, dass Tote aus ihren Gräbern steigen können?«
»Es besteht durchaus die Chance, dass nicht alle aus dieser Familie ums Leben gekommen sind. Mir sind gewisse Hinweise zugetragen worden, dass eine Frau damals nicht in den Flammen zu Grunde gegangen sei. Möglicherweise handelt es sich bei ihr um eine Tochter von Sir Tyrus.«
»Das wollen wir aber nicht hoffen. Mir jedenfalls käme das verdammt ungelegen.« Roman griff nach den Zügeln, aber Anatole hielt sie noch fester.
»Wenn Ihr nicht nach einem Mortmain Ausschau haltet, was hat Euch denn dann hierher getrieben?« Der Cousin verzog den Mund, gab sich aber seufzend geschlagen. »Ich wollte mir einen Überblick verschaffen.«
»Über das Mortmain-Land?«
»Nein, über meinen Besitz.«
Das verblüffte Anatole so sehr, dass er die Zügel losließ. Eine Gelegenheit, die Roman sofort für sich zu nutzen wusste.
»Was, zum Teufel, redet Ihr da?«
»Dabei dachte ich, ich hätte mich verständlich genug ausgedrückt. Ich habe Lost Land erworben. Der Kontrakt wurde gestern unterzeichnet.«
»Von wem habt Ihr den Grund denn gekauft?«
»Von einem entfernten Verwandten des verblichenen Sir Tyrus. Ein Londoner Bankier hatte das Anwesen nach dem Feuer geerbt und war nur zu froh, diese Stätte loszuwerden. Ich habe sie recht günstig erstanden.«
»Seid Ihr denn komplett von Sinnen?«
»Das möchte ich
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