St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau
Klarheit über das gefunden, was sein Herz bewegte, und wie er seiner neuen Braut gegenüber empfand.
Doch als sein Hengst in den Schatten der alten Burg gelangte, beschleunigte sich St. Legers Puls - und das allein aus dem Grund, weil er wusste, dass sie da sein würde. Und kaum auf dem Hof eingetroffen, starrte er hinauf zu den Fenstern.
Halb hoffte er, Madeline möge dort oben stehen und nach ihm Ausschau halten, um dann die Treppe heruntergelaufen zu kommen und ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen zu eilen. Dann würde er zum ersten Mal seit Jahren, wenn nicht in seinem ganzen Leben, das Gefühl haben, wirklich nach Hause gekommen zu sein. Pah!, dachte er, und in die Sehnsucht mischte sich Selbstverachtung. In was für eine Art Trottel verwandelte er sich wegen dieser Frau?
Tatsächlich wurde seine Rückkehr schon dringend erwartet, allerdings nicht von Madeline. Anatole hörte, wie sein Name gerufen wurde, und im nächsten Moment stolperte Trigghorne die Stufen herunter.
Der Burgherr hatte den alten Griesgram noch nie so aufgeregt erlebt. Man hätte fast meinen können, tausend Dämonen seien hinter dem kleinen Kerl her. Was gab's denn jetzt schon wieder?, fragte Anatole sich, als er vom Pferd stieg. Welche Katastrophe mochte sich während seiner Abwesenheit ereignet haben. Und schon beschlich ihn eine düstere Vorahnung - Will!
Verdammt, er hatte den Jungen gewarnt, sich vom Holzhacken fern zu halten. Vielleicht, dachte Anatole, als erTriggs weit aufgerissene Augen sah, hätte er Will in den Hundezwinger sperren sollen.
Der Diener musste sich an den Hengst lehnen und war so außer Atem, dass er kaum sprechen konnte. »Herr ... oh, Herr ... dem Himmel sei Dank ... dass Ihr endlich da seid ... etwas Furchtbares ...« Anatole packte den Mann am Arm. »Reißt Euch zusammen, Mann, und berichtet mir, was vorgefallen ist. Hat es Will erwischt? Gottverdammter Bengel. Warum konnte er nicht hören?«
»Nein, Herr ... nicht Will... Die Burg ... wurde eingenommen!«
Eingenommen? Von Heerscharen? Er starrte den Alten verwundert an. Seit den Tagen Oliver Cromwells war Castle Leger nicht mehr angegriffen worden. Wie sollte es möglich sein, dass während seines Ausritts ... Er hatte seine Braut allein und ungeschützt zurückgelassen!
Furcht, wie Anatole sie nie zuvor erlebt hatte, umklammerte sein Herz, und schon griff er nach seinem Rapier. »Eingenommen? Von wem? Schmugglerbanden? Banditen? Den Mortmains?«
»Nein!«, stöhnte Trigghorne. »Nicht von denen. Sondern viel schlimmer... von Frauen!«
10
Madeline zog die Schürze aus, mit der sie ihr hellgelbes Kleid geschützt hatte, und hängte sie in der Bibliothek über den Stuhl, welchen sie gerade poliert hatte - ebenso wie den Tisch und die meisten der Bücherregale. Die junge Frau war in dem Raum gut vorangekommen, auch wenn es hier noch sehr viel zu tun gab. Die anderen Frauen der Armee, die sie aus dem Dorf rekrutiert hatte, arbeiteten in den anderen Kammern und Flügeln.
Reverend Fitzleger war ihr dabei behilflich gewesen, ein gutes halbes Dutzend Frauen zu finden, die bereit waren, nach Castle Leger zu kommen. In der unteren Halle summte und brummte es vor Aktivität, und Madeline war sich sicher, dass man so etwas schon lange nicht mehr auf dieser Burg gesehen oder gehört hatte.
Lucius Trigghorne hatte sich bitter über die »Unterrock-Invasion« beschwert und sich dann irgendwo verkrochen. Aber Will und Eamon hatten bald schon ihre Hilfe angeboten und bekämpften nun ebenso tapfer den Staub von Jahrzehnten.
Madeline hatte für sich ausbedungen, die Bibliothek selbst auf Vordermann zu bringen. Nun, da die Schatten des Nachmittags länger wurden, betrachtete sie zufrieden die Bücherborde, in denen die einzelnen Bände jetzt in ordentlichen Reihen standen, und verspürte tiefe Zufriedenheit.
Morgen würde sie die Werke sortieren und katalogisieren, doch bis dahin ...
Die viele Arbeit hatte sie erhitzt, und sie ging nach draußen in den Garten, um frische Luft zu schöpfen. Die Anpflanzung an der Rückseite des Anwesens lag still und friedlich da. Rhododendron und Azaleen umgaben einen Teppich von Hyazinthen und Erika.
Die Blumen schienen hier der See und dem harten Land zum Trotz zu blühen. Als Madeline eine rosafarbene Blüte von einem Rhododendronstrauch pflückte, glaubte sie fest daran, hier auch einmal Wurzeln zu schlagen. Vor allem nach der vergangenen Nacht. Natürlich war die junge Frau nicht so töricht zu glauben, dass die große liebe
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