St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau
eigentlich nicht meinen.«
»Welcher Teufel hat Euch denn geritten, dieses verwünschte Stück Land zu kaufen?«
»Vielleicht war ich ja nicht so glücklich wie gewisse andere Personen, den Familiensitz zu erben. Mein Vater hat mir wenig mehr als eine heruntergekommene Farm und diese lächerlichen Fossilien hinterlassen, die er zu Lebzeiten sammelte. Ich verspürte immer den Drang in mir, Herr über etwas mehr als nur ein paar zottelige Schafe und ein paar alte Steine zu sein.«
»Aber Lost Land zu erwerben ...« Anatole warf einen beunruhigten Blick auf das Land mit den bedrohlich wirkenden Ruinen. Selbst der Wind hatte hier etwas Unheilvolles an sich.
»Die Menschen, die an diesem Ort gelebt haben, waren über Generationen die Plage unsere Familie. Niemals wäre ein St. Leger auf den Gedanken verfallen, Mortmain-Land zu kaufen. Denn daraus kann niemals Gutes erwachsen.«
»Ihr hört Euch genauso albern an wie Reverend Fitzleger. Und Ihr scheint zu vergessen, wem Euer kostbares Castle Leger einmal gehört hat. Und Ihr scheint erst recht zu vergessen, dass ich Euch nicht um Erlaubnis fragen muss.« Roman schwang sich in den Sattel. »Wenn Ihr mich jetzt bitte entschuldigen wollt, aber ich habe heute Morgen noch eine Menge Dinge zu erledigen. Vor allem muss ich mich mit dem Architekten besprechen, der hier mein Manor errichten soll.«
Anatole wollte die Sache gern ausdiskutieren, aber ihm blieb keine andere Wahl, als beiseite zu springen, als Roman seinen Wallach antrieb.
»Wie stets war es mir ein Vergnügen, Euch zu begegnen, Vetter. Zögert nicht, mein Land wieder zu besuchen. Ich verspreche auch, Euch beim nächsten Mal einen anderen Empfang zu bereiten.«
Damit preschte er los. Doch verschwand er nicht in Richtung Küste, sondern in den nebelverhangenen Hügeln. Anatole verspürte den starken Wunsch, ihm zu folgen und etwas Vernunft in ihn hineinzuprügeln. Sein Vetter war entweder ein gewissenloser Idiot oder ein kühl berechnender Schurke.
Die Vorstellung, dass der Vetter Lost Land erworben hatte, verdross ihn sehr. Aber Roman hatte wenigstens in einem Punkt Recht gehabt.
Die Mortmains hatten früher tatsächlich Castle Leger besessen, und dazu auch noch das ganze Gebiet von West Penrith. Die ehrgeizigen Lords hatten tatsächlich beabsichtigt, sich ihr eigenes Herzogtum Cornwall zusammenzuraffen. Doch dabei hatten sie sich wie Schurken verhalten, und der König hatte ihren Verrat damit bestraft, dass er ihnen alles Land wieder abgenommen hatte - bis auf dieses Manor.
Die besten Stücke ihres ehemaligen Besitzes waren einem jungen Ritter namens Prospero zugesprochen worden ... Anatole verzog das Gesicht. Roman hatte womöglich noch in einem anderen Punkt Recht gehabt. Er war sicher ein abergläubischer Trottel, wenn ihn die Vorstellung so bedrückte, den Vetter zum Nachbarn zu haben. Fast wäre es ihm lieber gewesen, hier würden immer noch Mortmains leben.
Roman so nah bei sich zu haben, konnte nur Ärger bringen. Anatole machte sich auf den Heimweg und beschloss, den Kristall zu befragen ...
Dann fluchte er, als ihm einfiel, dass ihm das nicht möglich sein würde. Er hatte das Schwert ja bereits seiner Frau überlassen.
Während des Wegs zurück versuchte er angestrengt, die Sticheleien zu verdrängen, die Roman über Madeline erzählt hatte. Doch die Bemerkungen des Cousins waren von einem besonderen Gift, das ihm unter die Haut ging. Er biss die Zähne zusammen, und es gelang ihm nicht, die Furcht abzuschütteln, Prosperos Schwert zu früh abgegeben zu haben.
Anatole ritt nicht gleich zur Burg, sondern zunächst ins Dorf, wo er den Rest des Morgens damit verbrachte, auf den Höfen Nachforschungen über die mysteriöse Frau anzustellen, die Fitzleger gesehen haben wollte. Doch niemand hatte in der letzten Zeit einen Fremden bemerkt, abgesehen von dem geckenhaften Architekten, den Roman beauftragt hatte, und der verrückten Lucy, der alten Kräuterhexe der Gegend.
Anatole wusste nicht, warum er der Sache so viel Aufmerksamkeit widmete. Vielleicht, weil ihm die Vorstellung gefiel, eine Mortmain möge auftauchen und Roman das neu erworbene Land streitig machen?
Einige Stunden später befand er sich auf dem Weg zu seiner Burg. Die Nebel hatten sich endgültig verzogen, und das Ross trottete gemächlich dahin. Anatole aber hatte das Gefühl, mit seinem Ausritt so gut wie gar nichts erreicht zu haben.
Weder war es ihm gelungen, das Rätsel um die geheimnisvolle Frau zu lösen, noch hatte er
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