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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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ausbreitete. Ebbe herrschte, und die mächtige See lag ruhig da.
    Ein öder, isolierter und gefährlicher Küstenstrich. Die zerklüfteten Felsen waren unter dem Wasser zu erkennen. Hier und da zeigte sich der reinste goldgelbe Strand. Doch wehe dem, der sich hier zur falschen Zeit niederließ. Das Meer würde ihn auf immer verschlingen. Keine Höfe schmiegten sich an die Hügel, und nirgends hatten Fischer ihre Netze zum Trocknen aufgehängt. Nur ein paar halb tote Eichen wehrten sich vergeblich gegen den unablässig wehenden, salzigen Meerwind. Und dazwischen die verbrannten Trümmer eines einstmals stattlichen Herrenhauses.
    Irgendwann einmal hatte das Anwesen einen hübschen französischen Namen getragen, doch die Einheimischen nannten es nur noch Lost Land - wegen seiner dunklen Vergangenheit mit an den Klippen zerschellten Schiffen, unglücklichen Seeleuten und Wanderern, die man nie wieder gesehen hatte. Dieses Lost Land war genauso tückisch wie seine einstigen Herren, die Mortmains. Ein Frösteln überkam St. Leger, das nicht von der kühlen Witterung herrührte. Der Geruch des Bösen ging von diesem Ort aus, dessen Grenzen an die seinen stießen. So weit es die St. Legers anging, hätte das Mortmain-Haus eine Million Meilen entfernt stehen können und es wäre ihnen immer noch zu nahe gewesen.
    Vorsichtig lenkte Anatole seinen Hengst einen Pfad hinauf, der vom Strand durch eine sumpfige Wiese führte. Anatole hatte noch nie einen Mortmain zu Gesicht bekommen. Doch je näher er den Ruinen kam, desto stärker spürte er, dass hier sein Feind auf ihn lauerte. Viele Generationen lang waren beide Familien zutiefst verfeindet gewesen. Wer hatte Lord Prospero zum Tode verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt? Ein Mortmain. Wer hatte eine Armee Cromwells angeführt, um Castle Leger zu stürmen und zu verwüsten? Ein Mortmain. Und wer steckte hinter dem Mord an Deidre St Leger? Ein Mortmain. Die Reihe ließe sich schier endlos fortsetzen, bis hin zu der ungesetzlichen Hinrichtung des jüngeren Bruders seines Vaters, Wyatt St. Leger. Sir Tyrus Mortmain hatte ihn mit gefälschten Beweisen der Schmuggelei und des Verrats an der Krone beschuldigt und ihn dann, ohne Prozess und ohne Beweise vorzulegen, aufknüpfen lassen. Diese schreckliche Untat hatte zur letzten und endgültigen Konfrontation zwischen Sir Tyrus und Anatoles Großvater geführt. Das Zusammentreffen hatte hier draußen in einer Nacht des Feuers und des Todes geendet. Der Hengst scheute, und St. Leger musste absteigen und das Tier an einem Eichenast anbinden. Die Überreste von Mortmain Manor ragten vor ihm auf. Nur ein paar Wände standen noch mit leeren Fensterhöhlen, die ihn wie tote Augen anstarrten. Nur dieses schwarze Monument war von der Grausamkeit und Ruchlosigkeit der Mortmains übrig geblieben. Übergroßer Ehrgeiz und unnachgiebige Rachsucht waren zu Trümmern und Asche zusammengefallen.
    St. Leger zögerte einen Moment, ehe er durch die Überreste des ehemaligen Portals trat. Er bewegte sich nur ein paar Schritte weiter, weil zu befürchten stand, dass die Ruinen über seinem Kopf zusammenstürzten. Im Innern des Hauses gab es nur Mauerstücke, Asche und verkohlte Balken zu sehen. Wo sich einmal das Dach gespannt hatte, fand man jetzt nur Nebel und grauen Himmel vor.
    Anatole runzelte die Stirn. Warum war er eigentlich nach Lost Land gekommen? Wenn einer der Mortmains noch am Leben war, würde man dann hier Anzeichen seiner Rückkehr finden können?
    Aber was für Anzeichen? Ganz gewiss würde hier niemand Vorhänge an die leeren Fensterhöhlen hängen oder einen Teppich über die Trümmer ausrollen. St. Leger klopfte den Staub ab, der sich bereits auf seine Lederhandschuhe gelegt hatte.
    Überzeugt, einer unsinnigen Idee gefolgt zu sein, kehrte er zurück. Doch Anatole war noch nicht weit gekommen, als er spürte, dass er nicht allein war.
    Er blieb stehen und lauschte. Von der anderen Person war weder etwas zu sehen noch zu hören, aber St. Leger konnte sie spüren. Und dieser Jemand war ganz in der Nähe. Seine besonderen Fähigkeiten wirkten hier draußen nicht so gut wie zu Hause auf der Burg. Außerdem schien Mortmain Manor immer noch über eine eigene Aura zu verfügen, die seine besondere Sinne abblockte. Dennoch nahm Anatole wahr, dass von dem Fremden Feindseligkeit und Bedrohung ausgingen.
    Er verwünschte sich, weil er nur sein Rapier mitgenommen hatte. Leise zog St. Leger den dünnen Degen aus der Scheide und konzentrierte

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