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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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wohl gefüllte Bibliothek und eine große Schar Kinder. Nach Sagen, Spukschlössern und traditionsschweren Schwertern hatte es sie hingegen nie verlangt. Eine solche Waffe war ein merkwürdiges Geschenk für eine Ehefrau, erst recht für eine, deren Herz beim Anblick von Uniformen oder Rittern in schimmernder Rüstung nie schneller geschlagen hatte.
    Dennoch musste sie zugeben, dass dieses Schwert seine eigene Schönheit besaß. Madeline betrachtete die Waffe von allen Seiten, studierte die künstlerische Schmiedearbeit am Griff und bewunderte den Kristall mit seiner einzigartigen Klarheit.
    Wenn man in ihn hineinschaute, konnte man leicht Poesie und Buchwissen vergessen und stattdessen von Kriegern träumen. Von einem Fürsten aus alter Zeit, der seinen sehnigen Arm um die junge Maid legte und sie vor sich auf seinen feurigen Hengst setzte ...
    Wie ein Sturmwind ritten sie vorbei an See und Gestade, an Klippen und Hügeln, bis sie in einer Heidelandschaft anhielten. Er sank mit ihr zwischen den süß duftenden Blumen nieder und zeigte ihr seine Wildheit und Magie ... Die Vision ließ sie in Schweiß ausbrechen und erzeugte tief in ihr eine unbezähmbare Hitze. Sie hörte kaum das Klopfen an der Tür. »Madeline?«
    Anatole sprach leise, aber seine Stimme fuhr wie ein Schwert durch ihre Gedanken. Sie riss den Blick von dem Kristall und schien wie aus einer Trance zu erwachen. »Madeline, seid Ihr schon zu Bett?«
    »Nein«, antwortete sie und hätte beinahe die Klinge fallen lassen. Hastig schob sie das Schwert in die Scheide zurück, verstaute diese im Schrank und fühlte sich wie ein ertapptes Kind.
    Kaum war die Waffe wieder im Schrank, öffnete sich auch schon die Verbindungstür.
    Ein Teil von ihr war immer noch wütend auf ihn, weil er sie so ungnädig fortgeschickt hatte, trotzdem freute es sie, ihn wohlauf zu sehen. Er hatte das Hemd gewechselt, und unter dem Leinenärmel lugte ein Verband hervor. »Darf ich eintreten?« Das Haar hatte er sich nicht wieder zu einem Zopf gebunden, und die alte Dunkelheit stand in seinen Augen.
    Madeline nickte verwundert darüber, dass er überhaupt fragte.
    Er kam herein, und sie verschränkte die Arme vor der Brust, weil sie nicht wusste, was jetzt folgen würde. Seinen Zorn schien Anatole überwunden zu haben, aber da war etwas anderes, das ihm keine Ruhe ließ. »Geht es Euch gut? Ich hoffe, ich habe Euch nicht geweckt.«
    »Nein.«
    »Aber ich habe mehrmals angeklopft.«
    »Ich war ... beschäftigt.« Mit einem Schwert und törichten Phantasien darüber, wie er sie mitten in der freien Natur liebte.
    »Warum seid Ihr gekommen?«, fragte sie ihn. »Vielleicht, um festzustellen, ob ich Eurem Befehl Folge geleistet habe und artig zu Bett gegangen bin?«
    »Nein, ich dachte nur, Ihr könntet etwas bekümmert sein ... wegen des Tumults vorhin unten.« Deswegen war er also nervös? Weil er befürchtete, sie könne hier oben in Tränen aufgelöst sitzen?
    »Warum sollte ich betrübt sein? Vermutlich gehört es ja zu den Bräuchen in Cornwall, dass die Männer nach dem Essen aufeinander losgehen.«
    »Tut mir Leid, das wird nie wieder geschehen. Roman kommt mir nicht mehr über die Schwelle von Castle Leger.«
    Seine Worte lösten ein Zittern in ihr aus. Sie erinnerte sich noch zu gut an den mörderischen Ausdruck in Romans Augen, als er sich mit dem Messer auf Anatole gestürzt hatte. Aus einem fairen Kampf würde sicher ihr Gemahl als Sieger hervorgehen, allerdings schien Roman grausam genug zu sein, um auch vor unfairen Tricks nicht zurückzuschrecken.
    »Habt Ihr also den Streit mit Eurem Vetter beilegen können?«
    »Bei Gott, nein. Nach diesem Vorfall wird es zwischen uns wohl keine Verständigung mehr geben.«
    »Ich bin von dem Ganzen immer noch ziemlich verwirrt. Hatte Roman vielleicht einfach zu viel getrunken. Es kam mir schon sehr eigenartig vor, als er sich den Wein ins Gesicht schüttete.«
    »Nein, er war nicht betrunken. Die Feindschaft zwischen uns hat schon immer bestanden. Seit dem Tag unserer Geburt.«
    »Aber warum denn?«
    »Das ist jetzt nicht wichtig.«
    »Ich möchte es aber gern verstehen können.« Sie trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Erzählt es mir doch bitte.«
    So viel Furcht trat in seinen Blick, dass sie ihm am liebsten über die Wange gestreichelt hätte. Madeline spürte, dass er ihr dringend etwas mitteilen wollte, das weit über das Problem mit Roman hinausging.
    Doch er senkte den Blick und entfernte sich einen Schritt von

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