St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau
ihr.
»Ich möchte heute Abend nicht über meinen Cousin reden.
Ein anderes Mal vielleicht.«
»Wann? In einem Jahr und einem Tag?«
»Alles, was Ihr wissen müsst, ist, dass Ihr Roman niemals empfangen oder mit ihm sprechen dürft.«
Natürlich wollte Madeline protestieren, aber sie kannte seinen Gesichtsausdruck und das vorgeschobene Kinn zu gut.
»Habt Ihr verstanden?«, drängte er, als sie keine Antwort gab.
»Ja«, seufzte die junge Frau, weil sie erkannte, dass es jetzt wenig Sinn haben würde, den Finger auf eine viel schmerzlichere Wunde zu legen, nämlich die Kluft, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte ... und ihr Verhalten heute Abend, mit dem sie die ganze Familie gegen sich aufgebracht und Anatoles Stolz verletzt hatte. Er würde ihr das niemals zugeben, fraß er doch lieber alles Unangenehme in sich hinein. Traurigkeit befiel sie, als sie sah, wie er steif zur Tür schritt.
Wie könnte sie je die Distanz zu ihm überwinden, wenn er sich so hartnäckig sträubte, sie an sich heranzulassen?
Und warum blieb er an der Tür stehen?
Als sie es nicht mehr aushalten konnte, fragte sie: »Hattet Ihr sonst noch etwas auf dem Herzen, Mylord?«
»Ja.«
»Und was?«
»Ich will Euch!«
Madeline stockte der Atem. Niemals hätte sie damit gerechnet, auch wenn es zu ihm passte, so direkt zu sein. Die drei Worte fuhren wie ein Blitz durch sie. »Ihr... Ihr meint, Ihr wollt das noch einmal?«, fragte sie, um ganz sicher zu gehen, dass sie ihn nicht falsch verstanden hatte.
Doch seine Miene gab eine eindeutige Antwort, als er zu ihr zurückkehrte.
»Ich will Euch diesmal keine Schmerzen bereiten, Madeline. Das schwöre ich, Ihr müsst Euch nicht fürchten.« Ihr Herz klopfte schneller, doch nicht vor Angst. Wie lange wartete sie schon darauf, dass Anatole in ihr Bett zurückkehrte? Nur hätte sie gerade in einer Nacht wie dieser niemals damit gerechnet.
Als er ihr die Arme um die Hüften schlang, legte sie ihre Hände an seine breite Brust.
»Aber ... aber warum wollt Ihr mich jetzt lieben?«, fragte sie, während seine Lippen und sein heißer Atem über ihre Schläfen strichen.
»Weil Ihr meine Frau seid.«
»Ja gut, aber warum gerade jetzt?«
»Bei der Liebe Gottes, Madeline, müsst Ihr denn für alles eine Erklärung haben? Keine Fragen mehr, ja, nicht heute Nacht.«
Er verschloss ihr rasch mit seinen Lippen den Mund. Und tatsächlich ließ der Hunger seines Kusses sie nicht ungerührt.
So viel Zeit war vergangen, seit Anatole sie auf diese Weise geküsst hatte, direkt auf den Mund. Er presste sie an sich, so dass sie seinen mächtigen Körper spürte und die Hitze, die rohe Energie, die durch seine Adern gepumpt wurde. Ihr Körper reagierte darauf in einer Weise, die sie nicht kontrollieren konnte.
Wenn sie sich doch nur dem Zauber dieser Berührung und ihrer entflammten Leidenschaft hätte hingeben können. Aber nein, sie musste sich weiterhin Fragen stellen. Was hatte Anatole in ihre Arme zurückgeführt? Vielleicht die Prahlereien der anderen St. Legers über die Begierde, welche sie in ihren Frauen hatten erwecken können? Oder hielt er es lediglich für seine Pflicht, mit ihr ins Bett zu gehen? Genau so, wie er ihr das Schwert hatte überreichen müssen?
Madeline brach den Kuss ab und öffnete die Augen, um in seiner Miene Antworten zu finden. Doch zu ihrem Erstaunen herrschte in der Kammer Dunkelheit. Irgendwann während der Vereinigung ihrer Lippen musste die Kerze ausgegangen sein.
In dem wenigen Licht, das die glühenden Holzscheite verbreiteten, waren seine Züge nur zu erahnen. Anatole hielt sie immer noch in den Armen und atmete heiß in ihr Haar. Dabei ging er mit der größten Vorsicht vor, lag sie doch so leicht und verletzlich in seinen Armen, dass er befürchtete, sie zu zerdrücken.
Er spürte ihre Hingabe, doch die war nicht absolut. Irgendetwas sträubte sich in ihr.
Madeline wollte ihn noch immer nicht in ihrem Bett haben, und eigentlich hatte er heute Nacht auch gar nicht vorgehabt, sie zur Liebe zu zwingen.
Anatole war nur heraufgekommen, um sich bei ihr zu entschuldigen. Doch der Anblick ihrer weiblichen Rundungen und das Schimmern ihres Haars hatten andere Wünsche in ihm geweckt.
Diese Frau stellte in einer Welt der Stürme und des Wahnsinns in seiner Familie alles dar, was schön und ruhig war. Bei Gott, er wollte sie wirklich, nicht erst seit Marius' Warnung.
Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und bedeckte ihre Züge mit Küssen, die sowohl seiner
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