ST - New Frontier 5: Ort der Stille
oben blickten.
Eine Angriffsstaffel aus kleinen Fluggefährten näherte sich aus großer Höhe. Xyon hatte nie zuvor etwas Ähnliches gesehen. Sie waren mit den Darstellungen wilder, geifernder Bestien verziert. Als die Schiffe auf die hilflosen Barspenser hinabstießen, wirkten sie in der Tat wie ein Rudel Raubtiere, die sich auf ihre Opfer stürzten.
Die kleinen Schiffe griffen mit beinahe wahnsinniger Verbissenheit an, sie flogen im Zickzack und ließen eine Feuersalve nach der anderen los. Xyon erkannte schnell, dass sie nicht direkt in die Menge schossen. Sie schienen es vielmehr darauf anzulegen, so viel Sachschaden wie möglich anzurichten, ohne jemanden zu töten. Doch Xyon ahnte instinktiv, dass die Angreifer nicht im Geringsten daran interessiert waren, Leben zu schützen, was zwangsläufig bedeutete, dass sie ein ganz anderes Ziel verfolgten. Aber Xyon hatte nicht die leiseste Ahnung, worum es sich handeln könnte. Im Grunde interessierte es ihn auch gar nicht, da auch er in diesem Moment seine ganz eigenen Sorgen hatte.
»Vorsicht! Bewahrt Ruhe!«, rief Foutz, aber niemand wollte auf ihn hören – einschließlich der Wachen. Obwohl die Plattform noch nicht getroffen worden war, stellte sie eine hervorragende Zielscheibe dar, was die Wachen sehr schnell erkannt hatten. Sie zögerten nur kurz, dann warfen sie sich bedeutungsvolle Blicke zu und sprangen plötzlich los. Ihre Tentakel entwickelten ein bemerkenswertes Tempo. »Kommt sofort zurück, ihr Feiglinge!«, schrie Foutz.
Dann wurde die Umgebung von weiteren Explosionen erschüttert, und Foutz gelangte offenbar zu der Erkenntnis, dass es keine gute Idee war, länger an diesem Ort zu verweilen. Doch vor der Bühne sah es auch nicht wesentlich besser aus, da die Menge in kopfloser Panik durcheinander lief. Die Leute trampelten sich gegenseitig nieder, während sie verzweifelt versuchten, irgendwohin zu gelangen, wo sie vor dem Angriff sicher waren. Foutz begann mit dem taktischen Rückzug …
… bis ihm unvermittelt klar wurde, dass es klüger gewesen wäre, nicht nur Xyons Hände, sondern auch seine Füße zu fesseln. Denn Xyon besaß durchaus noch einigen Bewegungsspielraum, vor allem, nachdem er nicht mehr durch die Wachen eingeschränkt wurde. Als Foutz sich an ihm vorbeischieben wollte, packte Xyon die Lederriemen und riss die Beine hoch. Sie klammerten sich um Foutz’ Hals und Schultern, sodass der Barspenser das Gleichgewicht verlor.
Foutz wollte etwas sagen, doch Xyons Beine hielten seine Kehle viel zu fest umklammert. Aber er konnte immer noch jedes Wort hören, als Xyon Foutz’ Kopf näher heranzog und ihm ins Ohr flüsterte: »Ein Universum der unbegrenzten Möglichkeiten. Weißt du noch? Das hast du zu mir gesagt. Und weißt du auch noch, wie ich gesagt habe, dass ich mich gerne an deine Worte erinnern werde, wenn ich dir das Genick breche?«
»J-ja«, stieß Foutz keuchend hervor.
»Nun, ich muss gestehen, dass ich gelogen habe. Nicht, was das Genickbrechen betrifft. Sondern das gerne Erinnern.«
Foutz riss die Augen weit auf, doch bevor er etwas sagen oder tun konnte, drehte Xyon ruckartig die Hüfte. Das darauffolgende Knacken verschaffte ihm eine unglaubliche Genugtuung. Obendrein war der Ruck so heftig, dass Foutz das Messer aus der Hand geschleudert wurde. Es gelang Xyon, die Waffe mit der rechten Hand aufzufangen. Er lockerte den Griff um Foutz’ Hals, und die Leiche seines Peinigers glitt zu Boden. Mit einer geschickten Drehung des Handgelenks konnte er den Lederriemen zerschneiden, an den seine rechte Hand gefesselt war. Die immer noch heiße Klinge zerteilte das Leder ohne Schwierigkeiten. Im nächsten Moment hatte er sich ganz befreit.
Es geschah keinen Moment zu früh, denn nun steuerte eins der Schiffe genau auf ihn zu und eröffnete das Feuer. Xyon sprang von der Plattform, als sie in einer Wolke aus Holzsplittern explodierte. Er rollte sich auf dem Boden ab und kam sofort wieder auf die Beine. Er gönnte sich nur einen kurzen Augenblick, um sich die Handgelenke zu reiben und noch einmal zu Foutz’ Leiche umzublicken. Seinem toten Feind widmete er weder Trauer noch Bedauern, da sein Hauptinteresse nun darin bestand, dafür zu sorgen, dass sein eigener Kopf auf seinen Schultern blieb.
Sein Blick fiel auf einen beträchtlichen Trümmerhaufen, der einmal ein Gebäude gewesen war und jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein gutes Versteck für ihn abgeben würde. Durch Explosionen, Flammen und Rauch rannte Xyon über
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