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ST - New Frontier 5: Ort der Stille

ST - New Frontier 5: Ort der Stille

Titel: ST - New Frontier 5: Ort der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter David
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Nicht weit von ihrem Haus befand sich der große Felsblock, auf den sie als Kind häufig geklettert war. Und da drüben waren die außergewöhnlichen moosbewachsenen Felsen, wo sie auf dem Rücken gelegen und die Monde angestarrt hatte, um einen Hinweis zu entdecken, was die Zukunft für sie bereithalten mochte.
    Jetzt schien sie all diese Stellen mit ganz neuen Augen zu sehen. Selbst die profansten und vertrautesten Elemente ihres Lebens kamen ihr auf einmal fremdartig und furchterregend vor. Diese Verwandlung entsprach ihrer allgemeinen geistigen Verfassung, nachdem das Haus, das sie bislang als ihr Heim bezeichnet hatte, zu einem fremden und rätselhaften Ort geworden war.
    Ihre Mutter hatte sie den ganzen Vormittag über ihre Träume ausgefragt, zuerst behutsam, dann mit immer größerer Hartnäckigkeit. Zwischendurch schien Malia immer wieder bewusst zu werden, dass ihre aggressiven Fragen so ungewöhnlich waren, dass sie damit auf Dinge aufmerksam machte, auf die sie gar nicht aufmerksam machen wollte. In solchen Momenten riss sie sich zusammen, wenn auch nur vorübergehend. Zweifellos hatte sie Angst, und Riella wusste genau, wovor sie Angst hatte.
    Der Grund für ihre Angst erschien wenig später. Riella hatte sich in ihrem Zimmer versteckt, als der Mann eintraf. Ihre Mutter wusste natürlich nicht, dass sie sich versteckte. Riella hatte vorgegeben, müde zu sein und sich hinlegen zu wollen. Stattdessen hatte sie sich an die Zimmertür gekauert und gehorcht. Obwohl sie sich anstrengte, hatte sie nur einzelne Gesprächsfetzen verstanden. Aber was sie verstanden hatte, gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie befand sich auf einmal in einer Situation, in der sich ihre Mutter mit einem Gespenst verschworen hatte, das sie in ihren schlimmsten Träumen heimsuchte.
    Die natürliche Reaktion auf eine solche Situation bestand darin, sich ihr möglichst schnell zu entziehen. Sie bemerkte die Blicke vereinzelter Bürger, während sie über die Straßen rannte, aber niemand sprach sie an oder versuchte, sie aufzuhalten. Die Leute schienen sich bestenfalls darüber zu wundern, was sie zu solcher Eile antreiben mochte, dachten aber nicht weiter über ihre möglichen Probleme nach. Immer wieder blickte sie zurück und fragte sich, ob sie wohl verfolgt wurde. Sie kam sich gejagt und gehetzt vor. Sie hatte das Gefühl, dass sie ihrem Schicksal niemals würde entkommen können. In der Nacht wurde sie von den Träumen verfolgt, und am Tag hatte sich ihre Mutter von einem liebenden Elternteil in eine Verbündete ihrer Feinde verwandelt.
    Wie konnte ihre Mutter so etwas tun? Wie war es überhaupt möglich?
    Vielleicht ist sie gar nicht deine Mutter
. Dieser Gedanke schlich sich ungewollt in ihren Geist und ließ sich nicht mehr vertreiben. War das möglich? Warum nicht? An diesem Punkt schien alles möglich geworden zu sein. Aber was war mit ihren Erinnerungen? Sie wusste, dass ihre Mutter seit frühesten Kindertagen dagewesen war. Sie hatte sie auf den Knien reiten lassen, ihre kleinen Verletzungen versorgt, sie geliebt, sich Sorgen um sie gemacht, und sie war an jedem Tag ihres Lebens für sie dagewesen. All das widersprach der neuen Situation, dass diese Frau in Wirklichkeit ihr ärgster Feind war, eine Verräterin …
    Sie konnte diese Gedanken nicht mehr ertragen. Im Augenblick kam es nur darauf an, in Bewegung zu bleiben und weiterzurennen.
    Und genau das tat Riella.
    Das Problem war nur, dass sie keine Ahnung hatte, wohin sie lief oder was sie überhaupt tun sollte. Sie hatte keine Freunde auf Montos. Ihre gesamte Welt bestand aus ihrem Haus und der Frau, mit der sie dort lebte. Nachdem sie beides hinter sich gelassen hatte, kam sie sich völlig verloren vor. Andererseits musste man nicht zwangsläufig wissen, wohin man lief, wenn man vor einer Sache davonlaufen wollte.
    Also war Riella einfach losgerannt, so schnell ihre Füße sie trugen.
    Es dauerte nicht lange, bis sie Montos City verlassen hatte. Das Land außerhalb der Stadt wirkte nicht gerade einladend. In letzter Zeit hatte es nicht viel geregnet, daher war der Boden hart und von Rissen durchzogen. Es gab jedoch Regionen mit kleinen Bergen und Höhlen, wie sie gehört hatte. Angeblich lauerten dort Gefahren, und die Kinder wurden ständig ermahnt, sich von diesen Regionen fernzuhalten, damit ihnen nicht etwas ganz Schlimmes widerfuhr. Es gab in der Tat Geschichten (sie hoffte, dass es nur Märchen waren), in denen Kinder die Höhlen erkundet und ein schreckliches Ende

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