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ST - New Frontier 5: Ort der Stille

ST - New Frontier 5: Ort der Stille

Titel: ST - New Frontier 5: Ort der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter David
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und wild, dass ihr das Kleid von den Schultern rutschte. Dadurch wurde Xyon für einen Moment abgelenkt, was sich als schwerer Fehler erwies. Denn während er abgelenkt war, holte sie mit einem Arm aus und schlug ihm gegen den Kopf. Er stürzte und brauchte eine Weile, bis er sich von seiner vorübergehenden Benommenheit erholt hatte.
    Unterdessen wandte sich die Zerstörungswut der jungen Frau ihrem eigenen Gesicht zu. Im Grunde hatte er Verständnis für ihre Reaktion, da er wusste, dass sie Schweres durchgemacht hatte und völlig verängstigt sein musste. Andererseits war er nicht gerade von der Vorstellung begeistert, in seinem eigenen Schiff verprügelt zu werden.
    Lylas Stimme drang aus einem der allgegenwärtigen Lautsprecher.
»Steckst du in Schwierigkeiten, Xyon?«
, fragte sie besorgt.
    Zu diesem Zeitpunkt war es Xyon gelungen, die Handgelenke der Frau zu packen und ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken. Trotzdem schlug sie weiter um sich. »Wie kommst du auf diese Idee?«, brummte er.
    Es dauerte einen Moment, bis Lyla antwortete:
»Das war eine sarkastische Erwiderung, nicht wahr? Ich glaube, meine Lernphase ist noch nicht ganz abgeschlossen, was diese sprachliche Eigenart betrifft.«
    Xyon verdrehte die Augen. In diesem Augenblick versuchte sich das Mädchen erneut aufzusetzen. Sie befreite eine Hand aus seinem Griff und überraschte Xyon mit ihrer bemerkenswerten Kraft, als ihre Fingernägel nach seinem Gesicht schlugen. Es gelang ihr, ihm einen tiefen Kratzer in die Wange zu reißen. Damit war für Xyon der Bogen überspannt. Er wehrte sich und schlug ihr ins Gesicht – nicht weil er sie verletzen wollte, sondern weil es eine altbewährte Methode war, jemanden, der die Selbstbeherrschung verloren hatte und hysterisch war, wieder zur Besinnung zu bringen.
    Doch der Schlag hatte eine viel nachhaltigere und überraschendere Wirkung, als Xyon hätte ahnen können. Als er sie schlug … fielen ihre Fühler ab.
    Er wusste nicht genau, was er mit seinem Schlag hatte erzielen wollen – aber das sicher nicht. Doch nun war es geschehen. Die Fühler brachen einfach ab und fielen zu Boden. Xyon starrte sie eine Weile stumm an. Das Mädchen wand sich immer noch zuckend auf dem Bett, obwohl der Anfall nun ein wenig nachzulassen schien. Xyon hob die Fühler auf, und in einer Mischung aus Bestürzung und Verzweiflung drückte er sie an ihre Stirn, in der irrationalen Hoffnung, dass sie auf irgendeine Weise dort haften blieben. Natürlich hatte er damit keinen Erfolg. Er drückte sie fest an, dann ließ er los und musste zusehen, wie sie wieder abfielen. Dieser Zwischenfall war ihm äußerst peinlich. Es war ja nicht so, dass er die kleinen gegabelten Dinger aus Rache oder purem Sadismus abgerissen hätte. Sie waren einfach abgefallen. Er hätte es gerne rückgängig gemacht, aber er wusste nicht, wie er das anstellen sollte.
    Inzwischen lag sie verhältnismäßig ruhig da, ihre Panikattacke schien vorbei zu sein. Langsam setzte sie sich auf, und zum ersten Mal schien sie Xyon bewusst wahrzunehmen. »Wer …« Sie blinzelte. »Wer sind Sie?«
    »Ich bin Xyon. Ich …« Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe Sie gerettet.«
    »Oh.« Eine bessere Erwiderung fiel ihr offenbar nicht ein.
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Ach … es geht so.« Sie beäugte ihn misstrauisch. »Bin ich eine Gefangene?«
    »Was? Äh, nein. Ganz und gar nicht.«
    »Also kann ich jetzt gehen?«
    »Nnn-nein. Nein, Sie können nicht gehen.« Wieder zuckte er mit den Schultern. »Tut mir leid.«
    »Wenn ich keine Gefangene bin«, sagte sie mit zunehmender Ungeduld, »sollte ich eigentlich jederzeit gehen können. Das eine ergibt sich aus dem anderen.«
    »Nun, dann würde ich sagen, dass man seine Erwartungen nicht zu hoch stecken sollte«, entgegnete Xyon, ohne seinen Unmut vor ihr zu verbergen. »Beispielsweise habe ich Sie aus den Pfoten der Hunde des Krieges befreit und Ihnen das Leben gerettet, was auch für mich mit einigen Risiken verbunden war. Unter normalen Umständen sollte man erwarten, dass man sich durch ein derartiges Verhalten mindestens ein Dankeschön verdient hat. Das eine ergibt sich aus dem anderen. Aber wie es scheint, waren auch meine Erwartungen zu hoch gesteckt.«
    Sie öffnete den Mund zu einer Erwiderung, doch dann schloss sie ihn wieder. Ihre Miene besänftigte sich, und sie sagte leise: »Vielen Dank.«
    »Keine Ursache.«
    »Tut mir leid. Ich sollte wohl nicht so unfreundlich sein. Aber ich habe mehr durchgemacht, als Sie

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