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ST - New Frontier 5: Ort der Stille

ST - New Frontier 5: Ort der Stille

Titel: ST - New Frontier 5: Ort der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter David
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betrachtete er eingehend ihre Fesseln. »Einen Moment … ich glaube, ich sehe jetzt, wie sie sich öffnen lassen«, sagte er.
    »Du bist tot«, sagte sie zu ihm.
    Er stutzte kurz, weil sie plötzlich zu einer vertraulicheren Anredeform gewechselt war. Aber nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten, sollte es ihm recht sein. »Du solltest lieber hoffen, dass ich es nicht bin, denn sonst wäre ich nur eine Halluzination, was bedeuten würde, dass du in viel größeren Schwierigkeiten steckst, als du bis eben geglaubt hast.«
    »Du bist tot«, wiederholte sie, da sie gegenwärtig nicht in der Lage war, die Ironie seiner Bemerkung zu verarbeiten.
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Ich habe gesehen … was er mit dir gemacht hat. Irgendetwas Mentales. Etwas …«
    »Auch ich verfüge über mentale Fähigkeiten«, erwiderte Xyon. »Leider hatte ich nie die Gelegenheit, sie richtig zu trainieren. Sie funktionieren eher zufällig. Aber der Kerl hat mich so wütend gemacht, dass ich mir ziemlich sicher war, eine mentale Barriere errichten zu können. Ich hatte recht. Und etwas Glück, wie ich zugeben muss«, fügte er ohne eine Spur von Sarkasmus hinzu. »Okay. Ich hab’s.«
    Kurz darauf lösten sich die Fesseln vom Stuhl. Riella rührte sich nicht von der Stelle. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, Xyon anzustarren. »Ich … ich dachte, du wärst tot«, flüsterte sie.
    »Ja, dieser Anschein war von meiner Seite nicht ganz unbeabsichtigt. Komm jetzt. Steh auf. Na los!« Er schien nicht gewillt, mit Geduld auf ihre Verständnisprobleme einzugehen.
    »Ich … kann meine Beine nicht bewegen.« Sie hatte die Arme erhoben, doch ihre Beine reagierten nicht so, wie sie wollte.
    »Sie sind nur eingeschlafen.« Er zog sie auf die Beine, musste sie aber weiterhin stützen, was ihn allerdings keine besondere Mühe zu kosten schien. Er kam ihr so stark vor. Sie stieß gegen seine Brust, die sich wie festes Gestein anfühlte. Sie spürte die Form seiner Muskeln unter den Ärmeln seines Hemdes. Sie waren nicht extrem ausgeprägt, aber hart wie Kabelstränge. Warum fiel ihr das erst jetzt auf?
    »Wer bist du?«, fragte sie.
    Sein Gesichtsausdruck machte deutlich, dass er diese Frage für äußerst seltsam hielt. »Du hast dieses unstillbare Bedürfnis, eine Schublade zu finden, in die du mich stecken kannst«, sagte er. »Sei es ein Held, ein Dieb, ein nobler Märtyrer oder irgendein anderes Etikett, das du mir auf die Stirn klatschen kannst. Ich bin Xyon. Mehr nicht. Finde dich damit ab oder lass es bleiben. Und jetzt sollten wir zusehen, dass wir von hier verschwinden.«
    Da er das Gespräch als beendet betrachtete, ging er zur Tür, die gehorsam aufglitt. Warum sollte sie auch nicht? Der Gebieter hatte sie nicht verschlossen, als er hinausgegangen war. Xyon blickte nach links und rechts in den Korridor, dann streckte er Riella eine Hand hin. »Komm«, forderte er sie auf.
    »Ich komme«, sagte sie und ergriff seine Hand. Die Ereignisse entwickelten sich viel zu schnell, als dass sie alles gründlich verarbeiten konnte. Nur in zwei Punkten bestand für sie kein Zweifel: Erstens war es höchstwahrscheinlich das Klügste, sich an Xyon zu halten, und zweitens war jeder Ort besser als dieser hier.
    Sie liefen durch die Korridore, und Xyon zerrte Riella so energisch mit sich, dass er sie beinahe von den Beinen gerissen hätte. Immerhin war sie noch geistesgegenwärtig genug, um zu fragen: »Weißt du überhaupt, wohin wir gehen?«
    »Nein«, antwortete er. »Ich weiß nur, dass wir dieses Schiff verlassen und in meins zurückkehren sollten. Darüber hinaus habe ich keinen Plan. Ich …« Unvermittelt verstummte er und presste sich flach gegen die Wand. Riella benötigte keine Extraeinladung, es ihm gleichzutun.
    Im nächsten Moment kam ein Erlöser um die Ecke gestürmt. Xyon hielt ihn auf, indem er ihm schlicht und ergreifend ein Bein stellte. Der Erlöser flog der Länge nach hin. Sofort sprang Xyon ihm auf den Rücken und hielt seinen Schädel fest, sodass er sich nicht mehr rühren konnte. Dann wurde sein Gesicht zu einer Maske höchster Konzentration, während der Erlöser unter ihm erstarrte. Der Mund des Erlösers bewegte sich, aber er brachte keinen Laut hervor. Er sackte zusammen, als Xyon von ihm abließ. Xyon benötigte einen Moment, um sich zu fassen, und in dieser Zeit rappelte sich der Erlöser auf und zog einen recht gefährlich aussehenden Knüppel. Riella hatte den Eindruck, dass die Waffe eher als Zierde und

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