ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
von der Stadt fasziniert gewesen. Die Behaglichkeit, die er bei seinem gestrigen Spaziergang durch Hayden verspürt hatte – trotz seines angespannten Besuchs bei Dr. Lyles –, hatte heute die bloße
Bereitschaft
zu bleiben in den
Wunsch
verwandelt, in dieser Stadt zu leben. Obwohl er ein Jahr lang in der Mission und dann ein weiteres Jahr in seiner eigenen Wohnung gelebt hatte, war es immer so gewesen, als wäre er auf der Flucht und ständig auf der Suche nach einem Weg, zu entkommen. Auch wenn er erst seit ein paar Wochen bei Lynn und Phil lebte, so war er doch froh, wieder im amerikanischen Süden zu sein.
Die Straße begann eine Linkskurve und führte leicht bergab, bevor sie schließlich völlig eben wurde. Bäume standen verstreut in der Landschaft, und breite, großflächige Felder erstreckten sich auf beiden Seiten der Straße. Die meisten von ihnen wirkten bepflanzt. »Dort hinten liegt der Keetoowah«, sagte Phil und deutete auf seiner Seite des Lasters nach draußen. Er hatte den Fluss McCoy gegenüber schon ein paarmal erwähnt und ihm erzählt, wie sie im vergangenen Jahr den Mühlgraben hatten ausschachten müssen. Sie hatten den Kanal eingedämmt, ihn trockengelegt und dann die Ablagerungen herausgeschaufelt, die sich auf dem Boden angesammelt hatten, damit die schnelle Strömung des Flusses das Mühlrad besser antreiben konnte. McCoy lauschte an seinem Fenster auf das Geräusch fließenden Wassers, konnte jedoch über den Lärm des Motors und der laut redenden Männer auf der Ladefläche nichts hören.
Sie fuhren einen kleinen Hügel hinauf, und als sie die Kuppe erreichten, sah McCoy die Mühle. Sie bestand aus Stein und hatte ein spitzes Dach. Insgesamt wies sie drei Stockwerke auf, in denen sich reihenweise Fenster befanden. Ein weiteres großes Gebäude, einstöckig und fast fensterlos, stand dahinter und schien über eine lange Röhre mit der Mühle verbunden zu sein. Hier und da fanden sich außerdem einige kleinere Nebengebäude. Mehrere Vorbauten sahen so aus, als wären sie nach und nach an das ursprüngliche Mühlengebäude angefügt worden. Am anderen Ende, wo das Land abfiel und wieder anstieg, erhob sich ein hohes schmales Gebäude, in dem sich zweifellos das Mühlrad befand. Sonnenlicht glitzerte auf dem Kanal, der von dort wegführte, und nicht weit dahinter konnte McCoy den Fluss selbst sehen.
Phil bog etwa dreißig Meter vor der Mühle von der staubigen Straße ab und parkte den Laster am Ende einer Reihe aus dreißig oder vierzig anderen. Noch bevor der Wagen komplett angehalten hatte, sprangen die Männer, die auf der Ladefläche mitgefahren waren, herunter. Die meisten machten sich sofort auf den Weg zur Mühle, doch einer kam zur Fahrerseite des Lasters und sah hinein.
»Morgen, Phil«, sagte der junge Mann. Seine Stimme klang nasal und quäkend. Er war schlaksig, und sein Gesicht hatte seit ein paar Tagen keinen Rasierer mehr gesehen. Seine ganze Gestalt wirkte unterernährt, und er schien noch nicht einmal achtzehn Jahre alt zu sein.
»Morgen, Billy«, grüßte Phil zurück. »Wie geht’s?«
»Gut, gut«, erwiderte Billy, als Phil und McCoy ihre Türen öffneten. »Wer ist das?«, wollte der Junge wissen und sah McCoy über das Dach des Lasters hinweg an.
»Mein Cousin«, sagte Phil, der noch einmal in den Wagen griff und sein mitgebrachtes Essen herausholte. »Len McCoy, das hier ist Billy Fuster. Er säubert die Baumwolle für uns und bringt sie dann ins Lagerhaus. Er arbeitet halbtags.« Phil winkte McCoy um den Laster herum, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Mühle.
»Ich habe in letzter Zeit auch hin und wieder die Ballen geöffnet«, sagte Billy und folgte ihnen. »Und Mister Duncan sagt, dass er mich bald vielleicht Vollzeit beschäftigen kann.«
»Das ist gut, Billy«, meinte Phil, aber McCoy hatte das Gefühl, dass ihn der schlaksige junge Mann nicht besonders beeindruckte.
»Danach«, fuhr Billy fort, »kann ich vielleicht an den Bleichmaschinen arbeiten und dann ernten oder karden.« Während sie sich der Mühle näherten, redete er immer weiter, hauptsächlich darüber, was er in Zukunft tun würde. Sie brauchten nicht lange, um das Gebäude zu erreichen, aber McCoy vermutete, dass Billy ihnen als Nächstes seinen Plan eröffnet hätte, die Mühle zu übernehmen, wenn sie nur ein paar Minuten länger unterwegs gewesen wären.
An der einen Seite des Gebäudes ragte ein kleiner Anbau aus dem Ende einer langen Wand. Phil ging darauf zu,
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