ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
Widerstand gegen Deutschland und Italien sowie die totalitären Regimes, die sie unterstützten. Heute waren Nazisoldaten in London, Cardiff, Edinburgh, Dublin und anderen Städten auf den Britischen Inseln einmarschiert. Die Besatzer waren auf wenig Widerstand gestoßen, da sie die Engländer, Waliser, Schotten und Iren in den letzten paar Monaten ständig mit V2-Raketen bombardiert hatten.
Doch es gab noch mehr schlechte Nachrichten. In Russland drohte Leningrad zu fallen, weil auch dort unaufhaltsam Nazibomben auf die Stadt hinabregneten. Und im Pazifik hatte Japan, das bereits Neuseeland besetzt hielt, mittlerweile auch die australischen Städte Brisbane und Sydney eingenommen und belagerte nun Melbourne sowie die Hauptstadt des Landes, Canberra.
Phil, Lynn und Len sprachen während der gesamten Übertragung kein Wort. Als das Programm zu Ende war – worauf eine erschreckend fröhliche Werbung für Limonade folgte –, durchquerte Phil das Wohnzimmer und schaltete das Radio ab. Er stand einfach stumm da und dachte über das nach, was er gerade gehört hatte. Als Deutschland vor fünf Jahren in Polen einmarschiert war, hatten die Kämpfe so weit weg gewirkt, doch nun fühlte es sich so an, als würde sich eine Schlinge um den Hals der Nation ziehen. Die Achsenmächte kontrollierten bereits ganz Asien und Europa. Australien und Nordafrika schienen die nächsten Opfer zu sein. Was würde wohl danach geschehen? Würden Deutschland, Italien, Japan und ihre Verbündeten mit ihren Eroberungen zufrieden sein, oder würden sie schon bald Nord- und Südamerika ins Auge fassen?
»Sie werden als Nächstes hierher kommen«, sagte Phil.
»Ich fürchte, du hast recht«, meinte Len. »Es mag noch nicht heute oder morgen geschehen, aber Hitler will die ganze Welt erobern.«
»Warum bekämpfen wir ihn dann nicht?«, fragte Phil.
»Die Menschen wollen nicht kämpfen«, sagte Lynn leise. Sie sah auf ihre Hände hinab und knetete sie unruhig. Die unablässig schlechten Nachrichten über den Krieg deprimierten sie ebenso wie Phil.
»Wenn die Leute nicht kämpfen wollen, dann sind sie Feiglinge«, verkündete Phil. Er und Lynn führten diese Diskussion nicht zum ersten Mal.
»Nein«, widersprach Len. »Sie sind keine Feiglinge. Natürlich wollen die Leute nicht getötet oder verletzt werden, aber es ist mehr als das. Sie wollen nicht selbst töten oder verstümmeln.«
»Die Deutschen scheinen damit kein Problem zu haben«, gab Phil zu bedenken. Er ging zurück zum Sofa und ließ sich wieder neben Lynn nieder.
»Und wir halten das, was sie tun, für falsch«, sagte Len. »Gewalt mit Gegengewalt zu bekämpfen ist oftmals keine Lösung. Das macht es nur noch schlimmer.«
»Aber du bist doch auch der Meinung, dass wir kämpfen müssen«, sagte Phil. Im Verlauf der letzten zwei Jahre hatte sich Leonard offen dafür ausgesprochen, dass die Vereinigten Staaten an der Seite der Alliierten in den Krieg ziehen sollten. Da sich die beiden Männer in diesem Punkt einig waren, hatte das dazu beigetragen, die Spannungen zwischen ihnen zu lösen.
»Das stimmt«, sagte Len. »Aber ich glaube auch, dass ein Land erst dann in den Krieg ziehen sollte, wenn jede andere Option ausgeschöpft wurde und ihm wirklich keine andere Wahl mehr bleibt. Die Leute, die Amerika aus dem Krieg heraushalten wollen, denken, dass dieser Punkt noch nicht erreicht ist. Ich sehe das anders.«
»Du sagst, dass du für einen Kriegseintritt bist«, fasste Lynn zusammen. »Aber du klingst dennoch so, als würdest du mit den Leuten übereinstimmen, die dagegen sind.«
»Ich verstehe sie«, erklärte Len. »In den meisten Punkten wäre ich vermutlich mit ihnen einer Meinung. Es sollte einer Nation immer schwerfallen, in den Krieg zu ziehen. Doch in diesem Fall haben wir es mit einem Wahnsinnigen zu tun, der den Willen und die Möglichkeiten hat, die Welt zu erobern. Er ist bereits über seine Grenzen vorgedrungen, um genau das zu tun, und er hat bewiesen, dass er nicht aufhören wird, bis ihn jemand aufhält. Aus diesem Grund müssen die Vereinigten Staaten kämpfen.«
»Ich bin bereit«, sagte Phil.
»Ich denke, das geht immer mehr Menschen so«, meinte Len.
»Das hoffe ich«, erwiderte Phil. Sie hatten kürzlich im Radio gehört, dass die Anzahl der Mitglieder der amerikanischen Pazifistenbewegung und ähnlicher Vereinigungen merklich zurückgegangen war. Das im letzten Jahr verabschiedete Gesetz zur Wehrpflicht, das alle männlichen Amerikaner zwischen
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