ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
können.«
»Nein, ich werde hierbleiben«, beharrte Lynn und erhob sich. »Leonard«, sagte sie, ohne den Blick von ihrem Mann zu nehmen, »würdest du uns für ein paar Minuten allein lassen?«
»Selbstverständlich«, sagte McCoy und zog sich schnell durch den Flur ins Wohnzimmer zurück. Er wartete stumm und versuchte, sich nicht die bittersüße Abschiedsszene vorzustellen, die sich gerade im Schlafzimmer abspielte. Fünf Minuten später kam Phil mit dem Koffer in der Hand ins Wohnzimmer.
»Also dann«, sagte er. »Auf geht’s.« Ohne auf ihn zu warten, ging Phil zur Vordertür hinaus und die Verandastufen hinunter. McCoy vermutete, dass er Hayden verlassen wollte, bevor Lynn ihre Meinung änderte.
Zweieinhalb Stunden später standen sie vor einer Rekrutierungsstation der US-Armee in Greenville. McCoy hatte beschlossen, bei seinem Freund zu bleiben, bis er hineinging. Die Schlange der Männer, die der Armee beitreten wollten, reichte einmal um den Block herum.
EINUNDVIERZIG
2284
Barrows Hand hielt den Ring hoch und zitterte dabei. Das Ausmaß ihrer Nervosität überraschte sie, da sie diesen Moment bereits seit Monaten plante. Die Vorstellung, Leonard an diesem Tag und an diesem Ort einen Heiratsantrag zu machen, hatte sie bisher nur wenig in Aufregung versetzt. Sie war sich ihrer Emotionen sicher und fühlte sich in ihrer tiefen Liebe zu ihm bestätigt. Außerdem hatte sie seine offensichtliche Liebe zu ihr erfahren – dadurch, wie er sie ansah, sie berührte und sie behandelte –, weshalb ihre Tage und Nächte von freudiger Erwartung erfüllt gewesen waren. Manchmal, wenn sie Seite an Seite mit Leonard im Labor gearbeitet hatte, war sie kaum in der Lage gewesen, ihre Aufregung zu verbergen.
Diesem Abend war eine sorgfältige Planung vorausgegangen. Ein romantisches Symbol zur Unterstützung ihres Antrags war ihr wichtig, daher hatte sie sich für einen Verlobungsring entschieden. In den wenigen Nächten, in denen sie und Leonard getrennt voneinander gewesen waren, hatte sie beim Durchforsten des Komm-Netzes genau das richtige Schmuckstück gefunden: einen breiten Goldring auf dem sechs kleine Diamanten einen erhöhten siebten Stein umgaben.
Danach hatte Barrows den Ort und den Zeitpunkt ausgewählt. Zuerst war ihr in den Sinn gekommen, bis zum zweiten Jahrestag ihrer ersten Verabredung zu warten – ihrer
zweiten
ersten Verabredung –, doch sie hätte unmöglich noch die nächsten paar Monate warten können. Sie hatte sich aber dennoch dafür entschieden, das Ereignis zu feiern, indem sie es wiederholte: ein Abendessen im Madame Changs und danach der Weg zur Bahnstation. Dort hatten sie damals auf die Bahn nach Sausalito gewartet, und ihr Kuss war der Anfang ihres neuen gemeinsamen Lebens gewesen.
Als sie nun so auf einem Knie auf dem Bahnsteig hockte und ihr die kalte Brise, die von der Bucht herbeiwehte, die Haare zerzauste, hob sie ihre linke Hand, um die zitternde rechte zu stützen. Ihr Herz schlug wie wild in ihrer Brust, und sie wusste, dass sie sich für immer an diesen Augenblick erinnern würde. Sie schaute zu Leonard hinauf und wartete gespannt darauf, dass sich sein schockierter Gesichtsausdruck in Glückseligkeit verwandeln würde.
»Tonia«, sagte er, und sein erstaunter Ausdruck veränderte sich, jedoch nicht auf die Weise, die sie sich erhofft hatte. Als er ihren Namen aussprach, klang seine Stimme nicht mehr so wie noch vor ein paar Minuten, als er ihr seine Liebe beteuert hatte. Furcht begann sich in ihr auszubreiten wie ein Unkraut, das immer weiter wuchs, um alle anderen Pflanzen um sich herum auszumerzen. Sie starrte in Leonards Gesicht und suchte nach einem Hinweis, der das, was sie wahrnahm, widerlegen würde.
Doch stattdessen wandte er sich ab.
Barrows fühlte sich, als hätte man ihr in den Magen getreten.
»Tonia«, sagte er erneut. Die Sorge in seiner Stimme war alles andere als beruhigend. Er wollte nach ihren Händen greifen, doch sie zog sie weg und stand auf.
»Was?«, keifte sie. Ihre Stimme war um einige Grad kälter als der eisige Wind.
»Tonia, ich …« Seine Worte verloren sich im Nichts, und irgendwie erschien ihr das angemessen.
»Tonia, ich was?«, schnauzte sie ihn an. Ihr Schmerz ließ sie so heftig reagieren. »Ich bin dir
wichtig
?« Obwohl sie sehr lange nicht mehr daran gedacht hatte, kamen ihr sofort die Worte in den Sinn, die er vor all den Jahren in seinem Büro auf der
Enterprise
zu ihr gesagt hatte. Als sie beim Halt an Sternenbasis 10 von
Weitere Kostenlose Bücher