ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
einundzwanzig und fünfunddreißig dazu verpflichtete, sich zum Militärdienst zu melden, war anfangs bei der Mehrheit der Bürger auf Protest gestoßen. Mittlerweile wurde es jedoch als notwendig angesehen. Auch wenn Phil mit dreiundvierzig nicht mehr in diese Altersgruppe fiel, hatte er ernsthaft darüber nachgedacht, sich freiwillig beim Militär zu melden. Er wollte Lynn natürlich nicht alleine zurücklassen, aber er wollte auch nicht warten, bis die Vereinigten Staaten angegriffen wurden.
»Ich hoffe auf Frieden«, sagte Lynn.
»Ich denke, das tun wir alle«, erwiderte Len.
Wieder saßen sie ein paar Minuten lang schweigend da. Phil hatte den Eindruck, dass die Leute heutzutage immer öfter schwiegen. Selbst drüben in der Mühle aßen die Männer ihr Mittagessen, ohne sich dabei zu unterhalten.
»Nun, ich werde uns dann mal was zum Abendessen machen«, sagte Lynn und verschwand in der Küche.
Phil sah zu Len. »Wann, glaubst du, wird das alles enden?«, fragte er.
Len starrte ihn einen Moment lang an, als ob er darüber nachdenken müsste. »Ich wünschte, ich wüsste es«, sagte er schließlich. »Ich wünschte, ich wüsste es.«
McCoy hörte die Neuigkeit am frühen Nachmittag, während er in seinem Wohnzimmer stand und dem Radio lauschte. Im Pazifik hatten die japanischen Streitkräfte Angriffe auf Guam, die Philippinen und Hawaii ausgeführt, allesamt Territorien der Vereinigten Staaten. Außerdem war das amerikanische Schlachtschiff
Arizona
von ihnen beschossen und versenkt worden. Präsident Roosevelt hatte sich bereits mit dem Kongress getroffen und darum gebeten, Japan den Krieg erklären zu dürfen. Es hatte nicht lange gedauert, bis ihm die Erlaubnis erteilt worden war.
McCoy verspürte eine gewisse Erleichterung, aber bei Weitem nicht genug, um die gewaltigen Schuldgefühle zu überlagern, die ihn noch immer quälten. Aufgrund seiner Handlungen, auch wenn er sie mit den besten Absichten ausgeführt hatte, waren Menschen gestorben, die eigentlich nicht hätten sterben sollen, und die Erde sah sich nun einem totalitären Naziregime gegenüber. Er konnte nur hoffen, dass die Vereinigten Staaten einen Weg finden würden, Deutschland, Japan und den Rest der Achsenmächte zu besiegen.
McCoy setzte sich auf das Sofa und hörte den Berichten zu. Während des vergangenen Jahres, als immer mehr Länder in Europa und Asien gefallen und Australien und Neuseeland angegriffen worden waren, hatte sich Präsident Roosevelt für die Gründung der Nord- und Südamerikanischen Staatenallianz eingesetzt. Das einvernehmliche Verteidigungsabkommen, das die meisten Länder Nord-, Mittel- und Südamerikas einschloss, sah vor, dass ein Angriff auf eines der Mitgliedsländer wie ein Angriff auf alle Mitgliedsländer behandelt werden sollte. Nach den heutigen feindseligen Handlungen gegen die Vereinigten Staaten wurde erwartet, dass bald auch Kanada, Mexiko, Brasilien und die anderen amerikanischen Länder Japan den Krieg erklären würden.
Es fühlte sich falsch an, den Kriegseintritt des Landes herbeigesehnt zu haben und nun froh zu sein, dass es endlich so weit war. Doch McCoy kannte die Rechtfertigungen für diesen Kampf und wusste, dass Amerika nicht in den Krieg zog, um Land zu erobern oder Gewinn zu machen. Dieser Kriegseintritt war lediglich ein Akt der Selbstverteidigung und diente dem Schutz grundlegender Freiheiten. Wenn Deutschland …
Das Telefon klingelte. Als Hayden vor drei Jahren ans Stromnetz angeschlossen wurde, hatte man auch gleich Telefonleitungen verlegt. McCoy erhob sich und ging in die Ecke des Wohnzimmers, wo das Telefon neben dem Kamin hing. Er hob den schweren schwarzen Hörer ab und hielt ihn an sein Ohr.
»Hallo?«, sagte er.
»Leonard!«
, rief Lynn mit panischer Stimme.
»Du musst schnell herkommen. Oh Gott, Phil will weg. Du musst ihn aufhalten.«
Sie sprach sehr laut und viel zu schnell.
»Lynn, was ist passiert?«, fragte er. »Was meinst du damit, dass Phil weg will?«
»Er will weg«
, wiederholte Lynn.
»Er zieht in den Krieg.«
»Lynn würdest du …« McCoy hörte ein Klicken und dann nichts mehr. »Lynn!«, rief er. »Lynn!« Doch es kam keine Antwort.
McCoy knallte den Hörer so heftig auf die Gabel, dass die Glocke in dem schweren Metalltelefon schepperte und er lief nach draußen zu seinem Auto. So schnell er konnte raste er die erst kürzlich asphaltierte Carolina Street entlang. Lynn hatte beinahe hysterisch geklungen und ihre Worte ließen die Vermutung zu, dass
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