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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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auf die Handschuhe. »Vor einem Monat führte Gandhi einen Protestmarsch an und machte sich mit etwa achtzig Anhängern auf den Weg zu einer von Indiens Küstenstädten. Sie brauchten mehr als drei Wochen und legten fast zweihundertfünfzig Meilen zurück. Als sie ankamen, kochte Gandhi einen Dreckklumpen in Meerwasser, um eine kleine Menge Salz herzustellen.«
    »Und sich damit dem Gesetz zu widersetzen«, schloss McCoy in bewunderndem Tonfall. »Eine äußerst symbolträchtige Handlung.«
    »Ja, aber sie war nicht nur symbolträchtig«, fügte Edith hinzu und nahm die Zeitung in die Hand. »Sie stellte sich außerdem als Ansporn heraus.« Sie ging zum Doktor hinüber, faltete die Zeitung und hielt sie hoch, damit er die untere Hälfte der ersten Seite betrachten konnte. »Seitdem haben Zehntausende gegen das Gesetz verstoßen, und viele wurden verhaftet.« Sie deutete auf den Artikel über Nehru. »Einschließlich einiger indischer Regierungsführer.«
    McCoy überflog den Artikel und fragte dann: »Was ist mit Gandhi?«
    »Er wurde bisher noch nicht verhaftet«, erwiderte Edith. »Aber man rechnet damit, dass es bald dazu kommen wird.« Sie verspürte Wut über die Ungerechtigkeit der Situation und das skrupellose Verhalten der britischen Imperialisten gegenüber der indischen Bevölkerung. Doch ihre Frustration war nichts im Vergleich zu der Hochachtung, die sie vor dem Mann hatte, den man ehrfürchtig
Mahatma
nannte. Sie warf die Zeitung wieder auf den Tresen und sagte: »Gandhi ist ein wahrhaft außergewöhnlicher Mann.«
    »Das ist er«, stimmte McCoy zu.
    »Er hat eine Rebellion begonnen, ohne zu einer Waffe zu greifen«, fuhr sie bewundernd fort. »Er hat es sich zum Ziel gemacht, vollständige Unabhängigkeit für sein Volk zu erreichen, jedoch nur durch gewaltlose Maßnahmen wie zivilen Ungehorsam. Das ist bemerkenswert.«
    »Das ist einer der richtigen Wege, die Welt zu verändern«, sagte McCoy.
    »‚Einer der richtigen Wege‘?«, hakte Edith nach.
    »Das hier …« Der Doktor deutete mit einem Finger auf die Küche und dann den Hauptraum der Mission. »… ist ein weiterer.«
    »Mein Vater glaubte das ebenfalls«, sagte Edith. Sie verspürte sofort einen Anflug von Wehmut, als sie an den Mann dachte, der sie ganz allein aufgezogen und den sie vergöttert hatte. Nach all diesen Jahren war die Trauer über seinen Verlust immer noch stark genug, um sie zu überwältigen.
    »Ich glaube es auch«, meinte McCoy.
    Edith wandte sich wieder dem Tresen zu und fuhr damit fort, die Kaffeetassen vom Drahtgestell zu räumen. Sie wollte ihren plötzlichen Kummer verbergen und ihn so schnell wie möglich überwinden. »Es ist ein schöner Gedanke«, sagte sie und versuchte dabei, nicht an ihren Vater zu denken. »Aber es besteht ein großer Unterschied zwischen dem, was Gandhi tut, und meinen Bemühungen.«
    »Mag sein«, räumte McCoy ein. »Aber vielleicht ist er nicht so groß, wie Sie denken. Was wirklich zählt, ist, dass Sie die Welt
verändern
, auch wenn es nur Stück für Stück geschieht.«
    »Ich muss die Welt nicht verändern, Doktor«, sagte sie. »Ich will den Leuten nur helfen, in ihr zu überleben, damit sie noch da sind, wenn sie sich eines Tages tatsächlich verändert.«
    McCoy antwortete nicht darauf, und nachdem Edith die letzte Tasse auf dem Tresen abgestellt hatte, erfüllte Stille die Küche. Sie nahm schnell das Drahtgestell und verstaute es mit einem kurzen Klappern wieder unter der Spüle. Edith brauchte diesen Lärm, wollte den stillen Moment mit irgendetwas füllen, damit der Doktor ihr nicht dankte.
Man hilft den Leuten nicht, um ihre Dankbarkeit zu erhalten
, hatte ihr Vater sie gelehrt.
Man hilft ihnen, weil es das Richtige ist
. Edith zog eine Ablage voller Teller hervor und hievte sie auf den Tresen. Sie warf einen kurzen Blick in McCoys Richtung, und der Doktor schenkte ihr ein kleines Lächeln, sagte jedoch nichts, sondern wandte sich stattdessen wieder der Kaffeemühle zu. Edith machte sich daran, die Teller neben den Kaffeetassen aufzustapeln.
    Nein
, dachte sie zufrieden.
Ich muss die Welt nicht verändern
.
    McCoy stand in den Schatten und starrte über die Straße zu dem dreistöckigen Ziegelbau. Etwa einen Meter oberhalb des Bürgersteigs verlief ein schmaler roter Streifen entlang des Sockels des rechteckigen Gebäudes. Über den ungestrichenen Ziegeln war der Rest der Wand bis zur spitz zulaufenden Fassade, die das Dach krönte, weiß getüncht worden. Die oberen Stockwerke

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