ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten
Hufschläge hört, sollte man an Pferde denken, nicht an Zebras. Er begann, indem er seine Bedingungen definierte. Er musste eine Botschaft an seine Freunde schicken, die sie an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit erreichte und ihnen verriet, wann und wo er sich befand.
Zu kompliziert
, dachte er und versuchte es erneut.
Ich muss meine Freunde kontaktieren, um sie wissen zu lassen, wo ich mich befinde
. Es klang sehr einfach, doch dieser Zusammenfassung seiner Notlage fehlten maßgebliche Einzelheiten, also startete er einen weiteren Versuch.
Meine Freunde suchen irgendwo nach mir, und ich muss sie auf mich aufmerksam machen
.
McCoy dachte für einen Augenblick darüber nach und blieb dann stehen. Dieser Aussage fehlte zwar die ausdrückliche Erwähnung seiner Reise durch die Zeit, doch er erkannte, dass sie genug seines Problems erfasste, um nützlich sein zu können. In dieser Form konnte er die Frage nicht nur sich selbst, sondern auch jemandem stellen, der sich mit dem Leben im Jahr 1930 in New York City auskannte.
Der Arzt sah in beide Richtungen, ließ ein paar Autos vorbeifahren und lief dann mit einem neuen Ziel über die Straße. Er suchte sich seinen Weg durch Gegenden, die ihm dank seiner nächtlichen Spaziergänge mittlerweile bekannt waren, bis er ein vertrautes vierstöckiges Gebäude erreichte. Er betrat das Haus über die Veranda. Ein handgeschriebenes Schild auf einem der Briefkästen verriet ihm, zu welcher Wohnung er gehen musste. Er stieg die Treppe bis zum dritten Stock hinauf und klopfte an die Tür mit der Nummer 33.
»Wer ist da?«, fragte eine Stimme aus der Wohnung. Sie klang eindeutig überrascht und vielleicht sogar ein wenig argwöhnisch, weil so spät noch Besuch vorbeikam. McCoy besaß keine Uhr, doch er schätzte, dass es etwa zwischen zehn und elf Uhr abends sein musste.
»Leonard McCoy, Ma’am«, sagte er. Er hörte das Klicken eines Riegels, und dann wurde die Tür geöffnet.
»Doktor, das ist ja eine Überraschung«, rief sie. »Es ist schon spät.« Ihm fiel auf, dass sie sich noch nicht für die Nacht umgezogen hatte, sondern immer noch dieselbe Kleidung trug wie tagsüber in der Mission: einen bis zur Wade reichenden grauen Rock und einen kurzärmeligen braunen Strickpullover. Ein goldenes Medaillon, das McCoy schon oft an ihr bemerkt hatte, hing an einer passenden Kette um ihren Hals. »Stimmt etwas nicht?«, fragte sie. Sein unerwarteter Besuch beunruhigte sie eindeutig.
»Nein, nein, ganz und gar nicht«, versicherte er in dem Bemühen, Keeler zu beruhigen. »Ich war nur spazieren und habe wohl nicht darüber nachgedacht, wie spät es bereits ist.«
»Ich verstehe«, sagte sie. Ihr Tonfall war gleichmäßig und ließ keine Emotionen erkennen. »Benötigen Sie irgendetwas?«
»Tatsächlich wollte ich Sie um Ihren Rat in einer Angelegenheit bitten«, erklärte er.
Keeler antwortete nicht sofort, nickte aber schließlich knapp. »In Ordnung«, sagte sie. »Kommen Sie rein.« Sie streckte die Hand aus und schaltete eine Lampe ein, die an der Wand neben der Tür hing. Dann trat sie zur Seite, um ihn hereinzulassen. Er ging an ihr vorbei, und sie schloss die Tür hinter ihm.
Der Arzt knöpfte seinen Mantel auf, behielt ihn aber an. Keelers Wohnung bestand aus einem Zimmer, das nicht viel größer war als der Raum, der ihm in der Mission zur Verfügung stand. Auch sonst ähnelte es dem Büro, fand McCoy, dem nur leichte Abweichungen auffielen. Anstelle seiner einfachen Pritsche stand hier ein schmales Bett und daneben befand sich ein Nachttisch statt des kleinen Tischchens für die Schreibmaschine. Ein größerer Tisch ersetzte den Schreibtisch des Büros, und eine Kommode nahm den Platz der Aktenschränke ein. Die Wohnung besaß außerdem ein einzelnes, mit Vorhängen versehenes Fenster. Der einzige auffällige Unterschied zum Büro bestand in einer offenen Tür in einer Ecke, hinter der ein kleiner Schrank zu sehen war. Auf dem Tisch und der Kommode standen ein paar eingerahmte Fotografien. McCoy glaubte, einige der Gesichter von den Bildern in Keelers Büro wiederzuerkennen. Des Weiteren fanden sich überall im Raum Bücher und Zeitschriften. Die Lampe auf dem Nachttisch warf einen Lichtkreis auf das Bett, wo eine Zeitung ausgebreitet lag. Zwei Kissen am Kopfende wiesen immer noch die groben Abdrücke einer Person auf und verrieten, wo Keeler kurz zuvor gesessen hatte.
»Also, was kann ich für Sie tun, Doktor?«, wollte sie wissen.
»Wie ich schon
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