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ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten

Titel: ST - TOS 101: Feuertaufe: McCoy - Die Herkunft der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Papiertüte, die sie bei sich trug, baumelte dabei gegen sie. Bevor Leonard an diesem Morgen zur Arbeit gegangen war, hatte er ihr wie so oft bei der Zubereitung des Frühstücks in der Mission geholfen. Wie an fast jedem Tag hatte er auch heute ein kleines Mittagessen für sich selbst zubereitet, doch nachdem er gegangen war, hatte sie es im Kühlschrank gefunden. Als die Mittagsstunde nahte, beschloss sie, in die Stadt zu gehen und ihm sein Essen zu bringen.
    Nun stand sie an der Lastwageneinfahrt der Baustelle und starrte auf der Suche nach Leonard über die große offene Fläche. Rechts von ihr standen mehrere geparkte Fahrzeuge hinter dem Zaun – darunter ein großer dieselbetriebener Bagger. Mehrere Tieflader waren überall auf dem Grundstück verteilt, und Edith sah zu, wie die Arbeiter sie mit dem Bauschutt beluden, den sie zusammengetragen hatten. Offensichtlich bereiteten sie den Landstrich für die Bebauung vor. Sie hatte in der Zeitung gelesen, dass dort zwei neue niedrige Gebäude – das British Empire Building und das Maison Française – zu beiden Seiten eines öffentlichen Platzes errichtet werden sollten.
    Nach ein paar Minuten entdeckte Edith Leonard ein gutes Stück entfernt. Sie erkannte ihn an seinem langen grauen Wintermantel und dem wettererprobten schwarzen Filzhut. Sie beobachtete ihn einen Moment lang, um seine Identität durch die ihr vertrauten Bewegungen zu bestätigen. Vorsichtig ging sie am Zaun entlang auf ihn zu, um den Arbeitern nicht in die Quere zu kommen. Während sie durch den Matsch stapfte, beglückwünschte sie sich zu der vorausschauenden Entscheidung, ein altes Paar Männerschuhe anzuziehen, das aus einer der Kleiderkisten stammte, die sie in der Mission aufbewahrte.
    Als Edith so nah an Leonard herangekommen war, wie sie konnte, ohne sich vom Zaun zu entfernen, rief sie seinen Namen. Dann rief sie ihn ein zweites Mal. Er sah von dort auf, wo er hockte, eine Ladung zerbrochenes Holz und Bauschutt in den Armen. Ein paar andere Männer hoben ebenfalls die Köpfe, und einer von ihnen, der direkt neben Leonard stand, streckte den Arm aus und versetzte ihm einen Knuff gegen die Schulter. Edith erkannte die Geste als die eines Mannes, der einen anderen auf freundschaftliche Weise wegen einer Frau aufzog.
    Sie lächelte angesichts dieser Zurschaustellung von Kameradschaft in sich hinein. Fast zwei Jahre nach seiner Ankunft in der Mission war ihr Leonard immer noch ein Rätsel. Er gab nach wie vor nur wenig von sich selbst preis, ob es nun die Vergangenheit oder die Gegenwart betraf. Doch so viel oder so wenig sie auch über Leonard wusste, sah sie ihn dennoch als Freund an. Deswegen war sie dankbar, dass ihn wenigstens einer der Männer, mit denen er an diesem großen Bauprojekt arbeitete, zu mögen schien.
    Leonard nickte Edith zu, um sie wissen zu lassen, dass er sie gesehen hatte. Dann drehte er sich um und ging über den feuchten, unebenen Boden zum nächstgelegenen Lastwagen, auf den er die Trümmer lud, die er gesammelt hatte. Sobald er von seiner Last befreit war, stiefelte er durch den Matsch, bis er sie erreicht hatte.
    »Was bringt dich denn hierher?«, fragte er.
    Sie hielt ihm die kleine Papiertüte entgegen, die sie bei sich trug. »Dein Mittagessen«, erwiderte sie. Dann hob sie einen mit Schlamm bedeckten Fuß und fügte hinzu: »Und ein sehr altes Paar Stiefel.«
    Leonard lächelte und nahm die Tüte entgegen. »Danke«, sagte er. »Mir fiel heute Morgen auf halbem Weg hierher auf, dass ich es vergessen hatte, aber ich hatte keine Zeit mehr, zurück zur Mission zu gehen.«
    »Ich hab’s dir gerne gebracht, Leonard«, versicherte sie. Sie sah an ihm vorbei über die matschige Ausdehnung. »Du hast hier jede Menge geleistet«, bemerkte sie. »Der Ort sieht ganz anders aus als das letzte Mal, als ich hier vorbeigekommen bin.«
    »Ja«, stimmte Leonard zu und sah sich um. »Ich bin sicher, was immer sie hier bauen werden, wird eine Verbesserung darstellen.«
    »Das hoffe ich sehr«, sagte Edith. »Ich habe in der Zeitung gelesen, dass …«
    Zu ihrer Linken hörte sie das Rumpeln eines herannahenden Fahrzeugs. Das Geräusch war in der kalten Luft erschreckend laut. Sowohl sie als auch Leonard blickten zum Eingangsbereich der Baustelle hinüber, durch den sie erst vor wenigen Minuten gekommen war. Sie erwartete, irgendein Arbeitsfahrzeug zu sehen, vielleicht einen unbeladenen Laster, der eine Ladung Schutt weggebracht hatte und nun zurückkehrte. Stattdessen sah sie

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