Staatsanwalt sucht Polizist
Anliegen rausgebracht hatte, lächelte sie in die Runde. Eine Berlinerin, na so was.
Jürgen nickte. „Prima, Patrizia! Das ist eine gute Idee. Dann fang doch gleich mal an.“
„Also jut! Ick bin die Patrizia, bin vierzich Jahre alt und seit zwanzich Jah’n mit Christine zusamm‘. Ick bin Physiotherapeutin und hab‘ meene eijene Praxis in Berlin. Klaus is‘ mein Kusäng.“ Patrizia lehnte sich zurück und nahm sich ein paar Erdnüsse.
Christine sah verwirrt in die Runde und wusste nicht recht, ob sie nun dran war. Stotternd begann sie, sich vorzustellen. „Äh … also … ich bin die Christine und wohne mit Patrizia zusammen. Hat sie ja schon gesagt. Ich komme nich‘ aus Berlin, wohne aber jetzt da. Ich bin zweiundvierzig und helfe Patrizia in der Praxis.“
„Ja, hallo … ich bin Lissy. Ich bin fünfzig und arbeite im Umweltbundesamt. Ich komme ursprünglich aus Hamburg. Bin also zurzeit zu Besuch bei meiner Schwester. Ich kenne Gabi seit meinem Studium in Berlin, also seit dreißig Jahren. Seitdem sind wir mit einigen Unterbrechungen zusammen.“ Sie lächelte und tätschelte kurz Gabis Hand.
„Ich bin Gabi, bin zweiundfünfzig und wohl die Älteste hier in der Runde …“, Gabi lachte verlegen und rubbelte sich über ihre große Nase. „Ich komme aus der Nähe von Berlin und arbeite als Architektin. Mit Lissy wohne ich seit fünfundzwanzig Jahren zusammen. Trotz der Unterbrechungen unserer Beziehung sind wir irgendwie nie auseinandergezogen.“ Sie hob entschuldigend die Schultern.
Nun rutschte Kevin in seinem Sessel nach vorne und strich sich durch die honigblonden Haare. Er hatte ein sehr markantes Gesicht und war sicherlich der Schwarm vieler Frauen und Männer! „Joa, hallo erst mal! Ich bin der Kevin. Ich bin dreißig Jahre alt, unverheiratet, Single und arbeite auch als Architekt. Da ich mein eigenes Büro erst vor zwei Jahren eröffnet habe, hatte ich bisher noch keine Zeit, mich um eine feste Beziehung zu kümmern.“
Wer hätte das gedacht. Kevin sah aus wie ein normaler Hetero und sprach völlig unaffektiert. Ganz nach meinem Geschmack. Ein kleiner Seitenblick auf Klaus und Jürgen zeigte mir, dass beide äußerst fasziniert von ihm waren. Zugegeben, wenn ich Nico nicht kennengelernt hätte, würde ich mich wahrscheinlich – nein sicher – in die Schlange der Anbetenden einreihen, aber ich hatte ihn nun einmal getroffen und konnte an niemand anderen mehr denken. Ups, nun war ich dran. Wie ich diese Vorstellungsrunden hasste! Ich räusperte mich und obwohl ich das Reden vor anderen Menschen gewohnt war, klopfte mir das Herz bis zum Hals.
„Also, ich bin Marten. Single. Neunundzwanzig. Staatsanwalt.“ So, das war‘s! Hat doch prima geklappt.
Neugierig lehnte sich Kevin über die Sessellehne. „Dubist Staatsanwalt? Nee, das ist ja cool! Finde ich ja voll interessant ….
Ich lächelte bescheiden. Seine Reaktion war mir nicht fremd. Die Menschen reagierten oft so, wenn sie von meinem bedeutenden Amt hörten. Ich war ja so wichtig!
Offenbar hatte ich bei Kevin schlagartig ein paar Pluspunkte eingeheimst, denn er versuchte sofort, mit mir zu flirten. Gott, war mir das peinlich!
Klaus rutschte nervös auf seinem Platz herum. Der Abend nahm gerade eine Wendung, die er anscheinend anders geplant hatte. Er hatte sich Kevin ausgeguckt und wollte unbedingt bei ihm landen. Unter uns gesagt, ich fand Klaus war eine echt gute Partie. Und da er aussah wie Sean Connery – privat in schwuler Variante – war er trotz seines Alters nicht zu verachten.
„Tja, hallo“, brummte er mit seiner tiefen Stimme und zwinkerte in die Runde. „Ich bin Klaus, bin siebenundfünfzig Jahre alt und Richter am Oberlandesgericht. Einsamer Single und für jeden jungen Mist zu haben.“ Dabei blinzelte er Kevin verführerisch an.
Kevins grüne Augen leuchteten erneut auf, als Klaus seinen Beruf betont langsam vorstellte. Mann, ist der Typ oberflächlich. Frei nach dem Motto ‚Kleider und Berufe machen Leute‘.
Als letzter sprach Jürgen. „Hallo, ich bin Jürgen und seit vielen Jahren Zivilrichter am Landgericht. Ich bin Single, stehe allerdings eher auf den weiblichen Typ“, fügte er mit einem Seitenblick auf Klaus und Kevin hinzu. „Und wie es aussieht, bin ich mit fast achtundfünfzig der Älteste in der Runde …“ Er sprang auf und holte den kleinen Stapel Zettel, auf denen er zusammen mit Klaus mehrere Begriffe für die Pantomime aufgeschrieben hatte. Er teilte sie in zwei Haufen auf und
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