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Staatsanwalt sucht  Polizist

Staatsanwalt sucht Polizist

Titel: Staatsanwalt sucht Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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damaligen Zeit … Ich konnte mich nicht outen. Die Popularität einiger Politiker, dessen Beliebtheit durch ihr Coming-out nicht abgenommen hat, ist eine Geschichte der Neuzeit. Es gibt heute noch Länder, die Homosexuelle strafrechtlich verfolgen, in einigen islamischen Ländern werden sie sogar noch mit der Todesstrafe bedroht.“
    Schweigend nuckelten wir an unseren Rotweingläsern.
    „Okay, lassen wir mal die Vergangenheit beiseite … bist du der Meinung, dass Nico durchaus gleichgeschlechtliche Neigungen hat, diese aber noch unbewusst sind? Oder wagt er es nur nicht, sie zuzugeben?“
    Jürgen nickte. „Genau. Nico weiß nur, dass er sich zu dir hingezogen fühlt. Wenn du Glück hast, wird er im Laufe eures Zusammenseins seine Gefühle erkennen und zu ihnen stehen. Vielleicht wird er sie aber auch weiterhin leugnen und sich dem menschlichen Fortpflanzungstrieb hingeben.“
       
    * * *
       
    „Hast du gesehen, wie verwirrt sie war, als wir ein Ersatzbrautpaar bestellt haben?“, lachte ich beim Hinausgehen. „Mein Gott, wir hätten ihr niemals erzählen können, dass wir beide Braut und Bräutigam sind. Die Ärmste hätte sich von ihrem Schock nicht mehr erholt.“
    Seine grünen Augen strahlten mich an. Mein Herz machte einen verliebten Hüpfer. Zärtlich nahm ich die Hand meines Verlobten. Als nächstes liefen wir gemeinsam zu WMF, um uns ein Kaffee-Service auszusuchen, das Jürgen und Klaus uns schenken wollten. Die Hochzeitsvorbereitungen fingen an, mir richtig Spaß zu machen.
       
    * * *
       
    Heute war Samstag. Seit meinem Date mit Nico war eine ganze, lange Woche vergangen, in der ich nichts von ihm gehört hatte. Der Herbst war mit voller Wucht hereingebrochen und brachte winterliche Temperaturen mit. Ich zog meinen Schal dichter um meinen Hals und war froh, dass ich meinen dicken, schwarzen Kurzmantel vom Dachboden heruntergeholt hatte. In der Hand hielt ich eine Flasche Wein und ein paar Pralinen. Von der Bahnstation aus musste ich glücklicherweise nur fünf Minuten gehen, um zu Jürgens Wohnung zu gelangen. Bibbernd und mit roter, laufender Nase trat ich ein. Mir tränten die Augen und ich war froh, endlich im Warmen zu sein.
    „Hallo, Schätzchen! Schön, dass du es doch noch geschafft hast. Komm rein!“
    Jürgen nahm mir den Mantel ab und warf mir ein Luftküsschen zu. Ich putzte mir die Nase und betrat überrascht sein Wohnzimmer. Vor mir saßen Klaus, ein junger, attraktiver Mann, der mir als Kevin vorgestellt wurde, sowie vier Frauen. Seit wann hatte Jürgen weiblichen Besuch?
    „Das sind Lissy, Gabi, ein Paar“, verriet mir Jürgen leise flüsternd mit einem Augenzwinkern, „und das hier sind Patrizia und Christine, ebenfalls ein Paar.“ Er wies mir einen Platz auf der Couch zu und flüsterte mir im Vorbeigehen zu, das Klaus die Frauen und Kevin mitgebracht hatte.
    Ich grüßte freundlich in die Runde und wusste nicht so recht, was ich hier eigentlich sollte. War das so etwas wie ein Treffen der Anonymen Homosexuellen, kurz auch AH genannt – gab es ja eigentlich gar nicht, hörte sich aber ganz cool an, oder?
    Ich ließ mir ein Glas Rotwein reichen und lehnte mich – alles andere als entspannt – zurück und lächelte steif.
    Jürgen setzte sich und klatschte in die Hände. „Also, ihr wundert euch sicherlich, dass wir heute alle zusammengekommen sind … Das hat einen Grund. Klaus und ich, wir dachten, wir machen mal einen Spieleabend. Also brauchten wir vier Männer und vier Frauen. Da dies aber nicht irgendein Spieleabend ist, haben wir nach Gleichgesinnten Ausschau gehalten.“ Jürgen räusperte sich.
    Ich fing an zu schwitzen. Solche befremdlichen Sachen waren gar nicht nach meinem Geschmack. Ich wusste lieber von vornherein, was mich erwartete. Ich beschloss, meinen Rotwein hinunterzustürzen, um etwas lockerer zu werden. Am liebsten wäre ich natürlich sofort gegangen, aber ich wusste genau, dass Jürgen dann einen Zusammenbruch erleiden würde, der sich über Wochen hinzog. Also blieb ich brav sitzen und ertrug mein Schicksal.
    „Zum Auflockern spielen wir Pantomime. Klaus und ich haben ein paar Zettel vorbereitet und wir dachten uns, wir spielen Jungs gegen Mädchen. Wie in der Schule“, fügte er grinsend hinzu.
    Auch das noch!
    Patrizia hob die Hand. „Also, wenn ick auch ma‘ was sagen dürfte ….
    Jürgen nickte erhaben. Der Richter kam durch.
    „Ick würd‘ es besser finden, wenn wa uns ers‘ ma‘ vorstellen.“ Zufrieden, dass sie ihr

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