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Staatsanwalt sucht  Polizist

Staatsanwalt sucht Polizist

Titel: Staatsanwalt sucht Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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der Schule Latein gewählt und konnte daher kein Wort Französisch.“
    „Voulez vous couchez avec moi, ce soir“, flötete Klaus plötzlich leise und grinste. Dabei wedelte er tuffig mit der Hand durch die Luft.
    „Noch nicht“, sagte ich trocken und hob abwehrend die Hand. „Sébastien stand mit seinem Vater am Flughafen und sah natürlich zum Anbeißen süß aus. Dunkle Haare, blaue Augen, braungebrannt.“
    „Mmh …“, stöhnte Klaus und guckte abwesend in die Ferne. Er war offensichtlich am Dahinschmelzen.
    „Wir sind dann erst mal zu ihm nach Hause gefahren – er wohnte zehn Minuten vom Schloss Versailles entfernt – wo ich meine Koffer auspacken konnte und mit ihm und seinen Eltern Kaffee getrunken habe. Gleich am ersten Abend sind wir in den Schlossgarten gefahren und haben uns unterhalten …“
    „Wie denn, wenn du kein Wort Französisch gesprochen hast?“, unterbrach mich Christine.
    „Mit Zeichensprache natürlich“, säuselte Klaus und kicherte.
    „Liebende verstehen sich doch immer, überall auf der Welt“, schmalzte nun auch noch Jürgen.
    Gott, wo war ich denn hier gelandet?
    „Ähm … genau. Aber zum Glück gibt es ja auch noch die englische Sprache, nicht wahr!“ Ich zwinkerte Kevin angetrunken zu. Ich hatte bereits mein drittes Glas Wein hinter mir und war dementsprechend entkrampft. Ich glaube, sonst hätte ich auch nie so viel geredet. Aber meine Zunge war gelockert, also berichtete ich weiter. „Dort haben wir uns also an der Schlossmauer unterhalten …“
    „Und den Sonnenuntergang und den Sternenhimmel genossen … wie romantisch“, unterbrach mich Klaus erneut.
    „Nun lasst den armen Kerl doch ma‘ zu Ende erzählen“, mischte sich Patrizia ein und funkelte Klaus wütend an.
    Dieser hob entschuldigend die Hände. „Ist ja schon gut. Ich bin jetzt still!“ Beleidigt lehnte er sich zurück.
    „Ach ja, vorher hatten wir in einem Bistro noch ein Glas Baileys getrunken – das erste in meinem Leben – und irgendwann fragte ich ihn, warum er denn nicht Andrea, meine Klassenkameradin – die ebenfalls unsterblich in ihn verliebt war – eingeladen hatte. Seine Antwort war: kannst du dir das nicht denken ? Dabei lächelte er so süß … na ja, es war ja irgendwie eindeutig.“
    „Ach Gottchen“, schluchzte Klaus auf und winkte schnell ab, als die anderen ihm böse Blicke zuwarfen.
    Grinsend fuhr ich fort. Eigentlich fand ich es ja niedlich, wie ein so gestandener Mann wie Klaus mitfieberte. „Ich meinte daraufhin, doch, ich könne mir denken, warum . Aber als ich ihn wiederum etwas pikste, um eine konkrete Antwort zu bekommen, machte er dicht und ich dachte na gut, Marten. Genieß deinen Urlaub in Frankreich. Soll halt nicht sein ….“ Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Klaus sich eine Träne vom Auge tupfte. Verwirrt stutzte ich. „Bist du okay, Klaus?“
    Klaus winkte ab und schniefte. „Ich will dich nicht schon wieder unterbrechen. Ist schon gut. Ich bin gar nicht da!.
    Uff, ich stöhnte innerlich. Klaus war manchmal echt ein absoluter Softie.
    Jürgen verdrehte die Augen und klopfte Klaus mitfühlend aufs Knie.
    „Da steckt doch mehr dahinter, Klaus, oder?“, mutmaßte Patrizia und betrachtete ihn argwöhnisch.
    Klaus schaute auf. Bevor er jedoch was sagen konnte, brach er völlig unerwartet in Tränen aus.
    „Hab ich was falsches gesagt?“, fragte ich entgeistert. Klaus schüttelte den Kopf und tufftelte mit der Hand herum. Ich stand auf, um eine neue Flasche Wein zu holen. Unterdessen hockten sich Jürgen und Kevin zu Klaus und trösteten ihn. Er hatte die volle Aufmerksamkeit auf seiner Seite. Als ich wiederkam, waren die Tränen getrocknet und ich setzte mich auf meinen angewärmten Platz.
    „Deine Geschichte erinnert mich so sehr an meine. Wir hatten einen belgischen Jungen zu Hause. Gilbert. Er war Austauschschüler und meine Eltern legten großen Wert darauf, dass ich ihm alles zeigte. Er war meine erste große Liebe“, schniefte Klaus. „Ich wusste schon damals, dass ich nur etwas für Männer empfand, aber es war einfach nicht die Zeit für Coming-outs. Nach zwei Wochen sind wir tatsächlich im Bett gelandet und haben sexuelle Erfahrungen ausgetauscht, aber danach schämte ich mich in Grund und Boden. Ich dachte echt, mir würde mein Ding abfaulen, weil ich etwas mit einem Mann gehabt hatte. Gilbert ist bald darauf abgereist und ich habe nie wieder von ihm gehört. Noch heute denke ich manchmal an ihn und frage mich, was wohl aus ihm geworden

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