Staatsanwalt sucht Polizist
Mann, hat mir zu Weihnachten einen Trip nach Hause, also in die alte Heimat geschenkt.“
„Na, das ist ja eine Überraschung! Hast du Lust und Zeit auf einen Cappuccino?“ Ich rieb mir die Hände aneinander. Ich hatte meine Lederhandschuhe zu Hause vergessen und fror mir – auf Deutsch gesagt – den Arsch ab … und die Flossen.
„Für dich immer, Marten! Das weißt du doch.“
Wir überquerten die Straße und liefen zur Europapassage. Im oberen Stockwerk konnte man sich gemütlich an die riesige Glasfront setzen und einen heißen Kaffee schlürfen. Der Blick auf die Alster war phänomenal!
„Sag, was machst du so?“, fragte sie und wärmte sich ihre Finger an ihrem heißen Kakao.
„Das ist eine lange Geschichte“, winkte ich ab.
Doch Miriam grinste nur. „Ich habe Zeit, Marten!“
Also erzählte ich ihr von meinem Job, der mich mittlerweile anödete, meinem Urlaub und dem Angebot des privaten Fernsehsenders.
„Das hört sich doch klasse an. Kommt doch gerade richtig das Angebot. Du suchst was Neues. Da ist es! Du musst nur zugreifen.“
„Du bist witzig! Wie soll das gehen? Ich kann doch meinen gut bezahlten, sicheren Job nicht einfach so hinschmeißen! Was ist, wenn ich mich total dämlich anstelle und innerhalb kürzester Zeit aus der Sendung fliege?“
„Marten! Du machst dir, wie immer, viel zu viele Gedanken. Das war schon damals so, als wir noch zusammen waren.“
Stimmt!
Ich war mit meinem besten Freund aus der Schulzeit unterwegs. Christian hatte mich überredet, in die Kunsthalle zu gehen. Dort hatten wir Miriam getroffen, die Christian von einer Ex-Freundin her kannte. Miriam studierte zu diesem Zeitpunkt noch Kunstgeschichte und hat sich diese scheußlichen Bilder weniger freiwillig angeguckt als ich. Die Ölbilder von Byron waren alles andere als nach meinem Geschmack. Entsprechend hatte ich auch abgelästert. Irgendwie war ich mit Miriam ins Gespräch gekommen, und als wir feststellten, dass wir den gleichen Weg hatten, sind wir zusammen mit der Bahn nach Hause gefahren. Sie wohnte ganze zwei Straßen weiter. Kurz darauf hatte Christian Geburtstag und lud auch Miriam ein. Auf dem Nachhauseweg redeten wir miteinander ohne Punkt und Komma. Die Menschen in der Bahn haben wir gar nicht wahrgenommen. Wir haben auf allen Ebenen miteinander gefunkt. Obwohl sie eine Frau war, spürte ich gewisse Schwingungen zwischen uns, die ich vorher nur von Männern kannte. Ich freute mich riesig! Endlich sollte mein Traum wahr werden: Eine Frau, fünf Kinder, Haus und Hund. Gott, war ich glücklich! Ich, der männerliebende Homo hatte sich in eine Frau verliebt. Cool!
Vor ihrer Haustür – als Gentleman bringt man natürlich die Dame nach Hause – fielen wir uns in die Arme und irgendwie ist es dann passiert! Wir waren zusammen. Ihr Hetero-Freund, mit dem sie bereits seit fünf Jahren zusammen war, steckte beruflich in den USA und wohl auch in mehreren Frauen fest. Sie hatte die Nase voll von ihrem untreuen Freund und das war meine Chance. Wir waren wie Seelenverwandte, die sich endlich gefunden hatten.
Mit Miriam habe ich in den eineinhalb Jahren unserer Beziehung die verrücktesten Sachen gemacht. Die blödeste davon war unser nächtlicher Dreier mit meinem besten Freund Christian. Gott, war das Scheiße! Mir kann niemand erzählen, dass zwei schwule Männer – wobei, Christian war nur bisexuell – gut mit nur einer Frau klarkamen. Nun, wie dem auch sei, das war einmalig und gehörte in die unterste Schublade unserer Erfahrungen. Stattdessen ließen wir uns – zum Leidwesen von Christian, dessen Freundschaft zu mir extrem bröckelte – immer mehr aufeinander ein. Und was soll ich sagen? Wir hatten hervorragenden Sex und probierten jegliche Stellung aus, die das Kamasutra hergab. Aber irgendwann merkte ich, dass mir etwas fehlte. Ein Mann!
Ich fing an, mich mit ihr zu langweilen – sexuell gesehen – und drehte mich wieder vermehrt nach Männern um, bis ich es nicht mehr aushielt und die Beziehung beendete. Wir trennten uns freundschaftlich und bereits wenige Wochen später hatte sie ihren jetzigen Ehemann kennengelernt – ausgerechnet Christian hieß er, aber das lassen wir mal so dahingestellt!
* * *
„Und was macht die Liebe, Marten?“ Miriam trank ihren Kakao aus und lächelte abwartend. Ich winkte ab.
„Alles beim alten! Man sucht, man denkt, gefunden zu haben, aber dann entpuppt er sich als Albtraum. Ich meine, ich habe auch nicht so viel Auswahl wie du und
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