Staatsanwalt sucht Polizist
nette Muskeln bekommen, aber ansonsten habe ich doch gar keine Ähnlichkeit mit ihm.“
„Schätzchen, Henning Baum ist der Vorzeigeschwule für jeden Hetero. Und …“ Klaus unterbrach Jürgen. „Schatz, der ist gar nicht schwul. Der ist mit ‘ner Frau verheiratet und hat sogar Kinder.“
„Ja, richtig. Das habe ich auch gelesen. Komisch, dass er sich gewagt hat, einen schwulen Kommissar zu spielen. Aber du hast schon recht, er ist echt knackig. Es gibt wohl keine Frau …“
„Und keinen Mann“, fügte Klaus hinzu. Jürgen nickte.
„... und keinen Mann, der nicht auf ihn steht. Aber, Schätzchen, mach‘ dir keine Sorgen. Du siehst nicht aus wie er.“ Jürgen legte seinen Kopf schief und betrachtete mich. „Obwohl … mit deinen neuen Muskelpaketen … du hast die gleichen blauen Augen, blonde Haare …“
„Ich bitte dich, Jürgen! Wenn ich so attraktiv wäre wie Henning Baum, dann würden die Männer bei mir Schlange stehen. Tun sie aber nicht!“
„Vielleicht siehst du es nur nicht. Dein Herz ist halt vergeben … und zerbrochen …“ Klaus schaute mich mitfühlend an. „Jürgen hat ihn übrigens getroffen!“
„Wen? Henning Baum?“, fragte ich verwirrt und leerte meinen Teller.
Klaus und Jürgen schüttelten den Kopf und tupften sich gleichzeitig den Mund mit ihrer Serviette ab. „Nein“, sagten sie wie aus einem Munde.
„Sagt mal … ihr seid nicht zufällig…?“ Ich brach ab und starrte die beiden neugierig an.
Klaus hielt sich kichernd die Hand vor den Mund und sah Jürgen aus den Augenwinkeln an. Jürgen nahm Klaus freie Hand und drückte sie zärtlich. „Doch! Sind wir.“ Beide glucksten herum wie die Teenies. Das darf ja wohl nicht wahr sein. Jürgen und Klaus, meine beiden besten Freunde, im besten Alter sind nach vierzig Jahren platonischer Freundschaft ein Pärchen! Ich war fassungslos! Mir blieb der Mund offen stehen.
„Schätzchen, mach den Mund zu, sonst werden die Milchzähne kalt“, witzelte Klaus.
Jürgen erhob sich schmunzelnd und holte den Nachtisch. Es gab Eis. Schwarzwälder Kirsch. Meine absolute Lieblingssorte.
„Habt ihr mich deshalb zum Essen eingeladen, um mir mitzuteilen, dass ich euch jetzt im Doppelpack bekomme?“
„Nee, Schätzchen“, Jürgen legte mir das Eis auf die Nachtischschüssel. „Du warst lange weg und …“ Verlegen brach er ab.
„Und wir dachten uns, du erfährst es besser von uns als von irgendjemandem deiner Studienkollegen … Die kennen doch alle Annemarie …“, kam ihm Klaus zur Hilfe.
Ich horchte auf. War was passiert?
„Sie hat Zwillinge bekommen“, kürzte Jürgen das ganze sachlich ab. „Einen Jungen und ein Mädchen. Ich hatte letzte Woche einen Fall vor Gericht, zu dem ich Nico als Zeugen geladen hatte. Er kam nach der Verhandlung zu mir und begrüßte mich. Ich war ganz überrascht, dass er sich an mich erinnern konnte, denn ich hatte ihn ja nur einmal auf dieser zukunftsändernden, alles zerstörenden Juristenparty gesehen, zu der du ihn mitgenommen hattest. Und da war er ja ausschließlich mit Annemarie beschäftigt.“
„Und?“, fragte ich trocken.
„Und was?“ Verwirrt runzelten Jürgen und Klaus die Stirn. Verliebt sahen sie sich an. „Noch ein Jahr länger …“ Klaus giggelte.
„Na ja, sah er glücklich aus? Immerhin hat er jetzt seinen Traum von Frau, Kindern und vielleicht auch Haus erfüllt.“
„Hm, ein Haus haben sie sich tatsächlich gekauft. Hatte Vera aus deiner Referendariatszeit getroffen. Die hat ja noch Kontakt zu Annemarie.“
Ich stöhnte auf. „Ja, das hört sich doch prima an. Dann ist ja alles in bester Ordnung.“ Ich wischte mir den Mund mit der bereitgelegten Serviette ab und trank einen Schluck Wein. Pfui! Wie schmeckte der denn? Eis und Wein, das lass sein … bäh, das ging ja gar nicht!
„Du wirst deinen Deckel auch noch finden, Schätzchen. Gib nur nicht auf! Wir haben auch vierzig Jahre gebraucht …“ Jürgen lächelte mir aufmunternd zu.
„Genau, Schätzchen, du darfst dich nicht entmutigen lassen. Meine Großmutter hat immer gesagt, auf jeden Topf passt ein Deckel – und wenn er klappert.“
„Apropos, klappern …Schätzchen, wie sieht’s denn aus mit Kevin?“ Jürgen goss mir ein Glas Wasser ein und reichte es mir.
Dankbar nahm ich es entgegen. Ich ließ mir Zeit mit der Antwort. Was sollte ich sagen? Kevin war … ein Egoist!
„Ich denke nicht, dass wir uns so schnell wieder treffen werden“, antwortete ich schließlich.
Beide starrten mich
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