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Staatsanwalt sucht  Polizist

Staatsanwalt sucht Polizist

Titel: Staatsanwalt sucht Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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ungläubig an. „Wieso? Ich finde, ihr habt ganz hübsch zusammen ausgesehen. War euer Urlaub denn nicht schön?“ Klaus tufftelte mit seiner Hand herum und fegte dabei sein Weinglas vom Tisch. Der Rotwein ergoss sich über die weiße Tischdecke und landete auf Jürgens weißen, schwer gehüteten Perserteppich und hinterließ einen hässlichen Fleck. Panisch sprang Klaus auf und richtete dabei noch mehr Schaden an. Ich musste unwillkürlich anfangen zu lachen. Zuerst hielt ich mir noch die Serviette vor den Mund und tat so, als müsste ich husten, doch dann konnte ich nicht länger an mich halten. Ich prustete laut los und lachte und lachte, bis mir der Bauch wehtat. Klaus stand völlig aufgelöst neben dem Tisch und sah fünfundfünfzig Jahre jünger aus. Betreten kaute er auf seiner Lippe herum und fächelte seinen aufsteigenden Tränen Luft zu. Eigentlich sähe er recht niedlich aus – wenn er tatsächlich fünfundfünfzig Jahre jünger gewesen wäre. War er aber leider nicht! Jürgen riss den Salzstreuer auf und schüttete das Salz auf den Teppich. Dann rannte er in die Küche und raunzte Klaus an.
    „Mensch, du Dummerchen! Nun steh‘ doch nicht so blöd herum und guck Löcher in die Luft. Hilf mir lieber, den Teppich kriege ich nie wieder sauber!.
    Doch Klaus stand einfach nur da und tufftelte mit seiner Hand vor dem Gesicht herum. Ich weiß nicht warum, aber ich konnte einfach nicht aufhören zu lachen. Es war alles so komisch, so lustig … nein, es war gar nicht lustig und komisch! Plötzlich schlug meine Stimmung um und ich fing bitterlich an zu weinen. Gott, war mein Leben verkorkst! Ich liebte einen Mann, der mit einer Frau verheiratet und gerade Vater geworden war. Die Nacht mit ihm war einzigartig und hatte sich in mein Hirn eingebrannt, als wäre sie erst gestern gewesen. Kevin war ein egoistisches Arschloch, der nur an sich selbst dachte – eine absolut heteromäßige Eigenschaft! Ich kannte keinen Schwulen, der so ich-bezogen war wie er und das warf meine gute Meinung über die Vorzüge der Homosexualität komplett über Bord. Bisher war jeder meiner Liebhaber eher darauf bedacht gewesen, in erster Linie mich und dann sich zu befriedigen. Ich weiß, das klang jetzt unglaublich egoistisch von mir! War es aber nicht. Mir ging es ja nicht anders. Auch ich wollte an mein männliches Gegenüber ran und in erster Linie ihn befriedigen! Ich war dabei immer zweitrangig. Meistens kam ich dann auch irgendwann zum Zug – bei Kevin nicht. Sobald der gekommen war, drehte er sich weg und schlief gleich ein. Wenn wir tatsächlich mal am Tage Sex hatten, dann ging er nach seiner Befriedigung ins Bad und musste pinkeln. Das – soweit hatte sich mir Julia mal anvertraut – war eine absolute Hetero-Eigenschaft! Sie beschrieb es mit kurzen Worten: Rauf, rein, abspritzen, runter, weg! Und so war Kevin!
       
    * * *
       
    Nun saß ich bereits eine halbe Stunde auf dem Sofa und heulte mir die Augen aus und Klaus und Jürgen die Ohren voll. Ich hatte das Gefühl, mein Leben war eine einzige Katastrophe. Ich brauchte dringend etwas Abwechslung. Und die sollte auch bald kommen.
       
    * * *
       
    „Ich soll was?“ Mit einer Mischung aus blankem Entsetzen und erregter Neugierde schaute ich meinen Telefonhörer an.
    „Wir würden uns freuen, wenn Sie, Herr Kruse, die Position als Staatsanwalt einnehmen könnten. Mit Gerichtsverhandlungen kennen Sie sich ja aus und die Bezahlung ist hervorragend. Es sind natürlich alles nur Schauspieler und nachgestellte Szenen, aber ansonsten ist fast alles wie echt.“ Die Frau am anderen Ende verstummte.
    Ich sollte tatsächlich in einer dieser bescheuerten Gerichtssendungen im Fernsehen mitmachen! Für so was hatte ich doch nicht jahrelang Jura studiert! Andererseits …
    „Wie hoch wäre denn das Honorar?“, fragte ich nach. Nur so, aus Interesse. Damit ich wusste, was ich mir entgehen ließ.
    „Miriam? Bist du das?“ Ich betrachtete die junge Frau neben mir. Sie hatte die Mütze tief ins Gesicht gezogen. Es war eiskalt heute und die Leute rannten vermummt durch die festlich geschmückten Straßen. In vier Wochen war Heiligabend und jeder wollte noch die letzten – oder die ersten, dazu zählte ich – Geschenke kaufen.
    „Marten?“ Die Frau strahlte bis über beide Ohren. Ihre Augen leuchteten dabei genauso wie ihre rote Nase.
    „Ja, Mensch. Das ist ja ein Zufall. Ich dachte, du bist weit, weit weg in Australien.“
    „Da komme ich auch her. Aber Chris, mein

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