Staatsanwalt sucht Polizist
den Mann meines Lebens am Set kennenlernen.
* * *
Ich packte meine Sachen zusammen und verließ das Set. In meinem Raum zog ich mir legere Klamotten an und verließ bereits nach fünf Minuten das Filmstudio. Die Arbeit war ganz witzig und machte mir manchmal sogar Spaß. Das konnte ich von meinem wirklichen Leben als Staatsanwalt nicht behaupten. Da ging es um echte Fälle und um Existenzen, die ich nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen konnte. Aber hier war alles just for fun.
„Ah, da bist du ja! Können wir los?“ Steven lächelte mich an. Er hatte die gleichen grünen Augen wie Nico. Ansonsten sah er ihm überhaupt nicht ähnlich. Ich wollte schließlich keinen Ersatzmann, denn Nico war einzigartig. Steven war unser Kameramann und mir gleich am zweiten Drehtag aufgefallen. Er lächelte mich immer besonders intensiv an und war überaus freundlich und zuvorkommend.
In einer der Drehpausen lud er mich auf einen Milchkaffee ein und so kamen wir ins Quatschen. Er arbeitete schon einige Jahre freiberuflich beim Film und hoffte, dass er eines Tages mit einem echten Knüller auf die Kinoleinwand kommen würde –natürlich hinter den Kulissen. Jeder Dreh war ein weiteres Aushängeschild für ihn und diente nicht nur dem Lebensunterhalt, sondern auch seinem Lebenslauf. Ich mochte ihn. Er war nett und witzig. Ich konnte mich gut mit ihm unterhalten und ich fühlte mich in seiner Gesellschaft wohl. Er war Single und sein letzter Partner - Christopher - ist nach Amerika ausgewandert. Eigentlich sollte er mitkommen, aber im letzten Moment hat er doch gekniffen. Er hing halt an Deutschland und der Kampf in den USA um einen der begehrten Posten in Hollywood war hart. Außerdem war Christopher nicht seine große Liebe. Ein Grund mehr zu bleiben. Mittlerweile gingen Steven und ich fast jeden Tag nach Feierabend in eines der Schwulencafés in Hamburgs City. Hier war es so gemütlich und wir konnten uns ungestört unterhalten. Händchenhalten oder Küssen in der Öffentlichkeit war eh nicht so mein Ding, aber das war für Steven in Ordnung. Es bahnte sich mehr als nur eine Freundschaft zwischen uns an. Nichts wildes, ohne die starke sexuelle Anziehungskraft, wie ich sie mit Chris – meinem Fitnesstrainer – erlebt hatte. Unsere Beziehung war noch am Keimen, zart und verletzlich. Ich wusste, ich würde ihn sehr mögen, aber an die tiefe Liebe, die ich für Nico empfunden habe – na gut, ich gebe es zu, noch empfinde – kam er nicht heran.
„Ich bin schon fertig.“ Zusammen verließen wir das Filmstudio und bemerkten den unangenehmen Nieselregen. Fröstelnd zog ich meinen Kragen hoch.
„Du?“ Ich sah Steven an. „Ich habe heute keine Lust in unser Café zu gehen. Hast du nicht Lust, mit zu mir zu kommen?“
Steven schaute auf die Uhr. Dann sah er in die Ferne und schüttelte den Kopf. „Ich kann heute nicht so lange. Ich habe meiner Mutter versprochen, ihre Waschmaschine zu reparieren.“
„Du kannst Waschmaschinen reparieren?“, fragte ich überrascht nach.
Steven grinste spitzbübisch. „Klar, ist doch ‘n Kinderspiel. Was hältst du davon, wenn wir zu mir gehen? Ich wohne doch gleich um die Ecke.“
Ich nickte und stapfte neben ihm her. Bereits nach fünf Minuten waren wir da und betraten völlig durchnässt und durchgefroren das Treppenhaus. Steven wohnte im Hochparterre. Überrascht stellte ich fest, dass ich in all den Wochen noch nicht einmal hier gewesen war. An der Tür zogen wir die Schuhe aus und nahmen sie mit in die Wohnung, wo Steven ein kleines Holzregal aufgestellt hatte. Ein kleiner Lappen fing die matschigen Regentropfen unserer Schuhe auf. Steven ging gleich in die Küche und kochte erst einmal eine große Kanne Tee. Dann gingen wir in sein Wohnzimmer. Er hatte eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung, die zwar recht spärlich, aber dennoch ganz gemütlich eingerichtet war. Ich nahm auf dem Sofa Platz und wartete auf den Tee. Steven brachte neben der Teekanne gleich noch ein paar Kekse mit. Dankbar nahm ich meinen Becher entgegen und ließ mir das heiße Nass einschenken. Pfefferminztee. Roch eigentlich ganz lecker. Wichtiger aber war mir, dass meine Hände auftauten.
Zum Trinken kam ich irgendwie gar nicht, denn plötzlich nahm Steven mir den Becher wieder ab und rutschte zu mir auf die Couch. Er strich mir über die Haare und fing an, mich auszuziehen und überall zu küssen. Ich war eigentlich gar nicht in der richtigen Stimmung für Sex, aber er war so vorsichtig und
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