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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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gratulierten wir ihnen und verließen das Standesamt. Außer uns beiden waren nur vier weitere Freunde gekommen. Es war eine Hochzeit im kleinsten Kreis.
       
    * * *
       
    „Passt gut auf euch auf. Und genießt eure Zeit auf Bali“, rief ich Jürgen und Klaus hinterher. Die beiden schulterten ihr Handgepäck und liefen durchs Gate. Als ich den großen Flieger sah, bekam ich Fernweh. Wie gerne würde ich einfach davonfliegen und alles hinter mir lassen. Einfach mal abschalten. Ehrlich gesagt, hatte ich gar keine Lust, in unsere Villa zurückzufahren. Es war so ruhig und leer dort, seitdem wir Jonathan und Fine zu Katja gebracht hatten - und das war erst gestern. Ich seufzte.
    Thorsten legte mir den Arm um die Schulter und drückte mich an sich. „Was ist los, mein Schatz? Möchtest du auch zurück in die Flitterwochen?“
    „Hm. Ich glaube nicht. Unsere Flitterwochen waren traumhaft schön, aber irgendwie ist es trotzdem Vergangenheit. Ich ... ach, ich weiß auch nicht. Mir ist so schwer ums Herz.“
    „Mir auch. Ist verdammt ruhig ohne Kinder, was?“
    Ich nickte.
    „Wollen wir ganz spontan einfach irgendwohin fliegen?“, fragte Thorsten plötzlich.
    Erstaunt sah ich ihn an. „Meinst du das ernst?“
    Thorsten grinste. „Ja. Ich könnte auf der Dienststelle anrufen und meine restlichen Überstunden abbummeln. Wie sieht’s bei dir aus?“
    Da ich mich nur für ein Jahr von meinem Dienst als Staatsanwalt hatte freistellen lassen, um beim Fernsehen den Staatsanwalt zu spielen, war ich seit ein paar Wochen wieder im öffentlichen Dienst tätig. Dadurch, dass sowohl Jonathan und Fine, als auch ich so oft krank waren in den letzten Wochen, hatte ich überhaupt keine Überstunde vorzuweisen. Im Gegenteil, ich war jeden Tag pünktlich zum Kindergarten geflitzt, um die beiden Racker abzuholen und meine Stunden nicht zu überziehen. Traurig schüttelte ich den Kopf. „Ich kann nix abbummeln.“
    „Macht nichts, mein Schatz“, Thorsten beugte sich zu mir, „dann darfst du für die nächste Woche ausnahmsweise mal krank machen.“
    Kurzentschlossen zog Thorsten mich mit zum nächsten Schalter und sprach die Dame, die dort saß und fleißig schrieb, an. „Guten Tag, junge Frau.“
    Überrascht blickte sie auf und lächelte, als sie meinen smarten Mann sah. „Wir hätten gerne ganz spontan zwei Flugtickets nach ...“ Thorsten drehte sich fragend zu mir um.
    Mir fiel ein Plakat an der Wand auf. Es zeigte den Markusplatz von Venedig. Wie romantisch.
    „Venedig“, flüsterte ich ihm zu.
    Thorsten hob den Daumen. „Nach Venedig“, beendete er seinen Satz.
    „Gerne“, entgegnete die Frau mit einem lauten Seufzer.
    „So schwer?“, feixte Thorsten.
    Die Frau nickte. „Ja, es sind doch immer die besten Männer, die vergeben sind ... oder schwul“, fügte sie leise hinzu. Sie tippte unsere Daten in den Computer und druckte zwei Flugtickets aus, nachdem Thorsten ihr seine EC-Karte überreicht hatte.
    „Haben Sie Gepäck?“, fragte sie freundlich. Wir sahen uns an. Das hatten wir total vergessen. Wir waren völlig unvorbereitet.
    „Nee, das steht zu Hause. Wir fliegen ohne. Wann geht die Maschine?“
    Die Frau schaute auf ihre Armbanduhr. „In einer Stunde.“
    „Das schaffen wir nicht mehr“, stellte ich bedauernd fest. Thorsten winkte ab. „Macht nix. Wir kaufen uns einfach vor Ort ein paar Klamotten.“ Er nahm die beiden Tickets und führte mich in die kleine Einkaufspassage.
    „Mensch ist das teuer hier“, beschwerte ich mich. Nicht, dass wir uns über Geldmangel beklagen konnten, aber ich sah es nicht ein, für eine Zahnbürste drei Euro auszugeben. „Lass uns schnell zur Fuhlsbüttler Straße fahren und ein paar Utensilien für die Reise einkaufen“, schlug ich vor.
    „Meinst du, das schaffen wir?“ Skeptisch blickte Thorsten auf die große Wanduhr.
    Entschlossen nickte ich. „Klar! Los, komm. In einer halben Stunde sind wir wieder da.“
    Im Eiltempo liefen wir zum Auto und fuhren zur nächsten Einkaufsstraße. Wir schmissen Zahnputzsachen, Deos, Duschgel und Shampoo in unseren Korb, holten noch eine Kulturtasche und kauften nebenan im Klamottenladen noch für jeden zwei Jeanshosen, sechs Boxershorts, T-Shirts und zwei Pullis. Dicke Jacken hatten wir bereits an. Das Ganze verstauten wir in einer Sporttasche, die es drei Läden weiter gab und dann winkten wir dem nächstbesten Taxi zu, um zum Flughafen zurückzukommen. Unser Auto parkte in einer kleinen Nebenstraße, so dass wir nicht

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