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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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anschließend in den kuscheligen Bademantel, den Thorsten mir zu Weihnachten geschenkt hatte. Mit dicken Socken an den Füßen tapste ich die Treppe hinunter und nahm den heißen Teebecher entgegen. „Danke, Thorsten ... mein zuvorkommender Held.“
    „Schade, ich dachte, jetzt sagst du ‚Hengst’“, maulte Thorsten.
    Ich kicherte. „Das bist du zusätzlich ... mein heldenhafter Hengst. Mein verrückter Kurzurlauber. Meine Sonne. Mein Sexgott!“
    „Mmh ... das hört sich schon besser an ... Oh, ich glaube, die Pizza ist fertig. Bier und Tatort dazu?“, rief er mir über die Schulter hinweg zu.
    Ich bejahte und ging ins Wohnzimmer, um den Fernseher anzuschalten. Thorsten balancierte die Teller herein, während ich zwei Bierflaschen aus seinem Kältekeller holte.
    Der Film zeigte die Vernachlässigung einer Mutter, die im Verdacht stand, ihr Kind umgebracht zu haben. Harter Toback! Nach dem Film holte ich eine DVD von Queers as folk aus dem Schrank - Jürgen war so lieb und hat mir die ersten Staffeln auf unbestimmte Zeit ausgeliehen - und lümmelte mich neben Thorsten auf die Couch. „Ich weiß nicht, wie es dir geht. Aber nach dem schweren Tatort brauche ich erst einmal was zum Harmonisieren.“
    „Stimmt. Geht mir ähnlich.“
    „Wird ganz schön ruhig die nächste Zeit, was?“, bemerkte ich traurig. Jürgen und Klaus waren noch ganze drei Wochen auf Bali, während wir hier im tristen Novemberwetter unserem Alltag nachgehen mussten. Irgendwie vermisste ich das wilde Kindergeschrei. Jetzt, wo wir von unserem Kurztrip zurückwaren, fiel mir fast die Decke auf den Kopf.
       
    * * *
       
    Und genau das änderte sich auch nicht. Nach zwei Wochen war ich so frustriert, dass ich abends am Küchentisch hockte und in meinen Nudeln herumstocherte.
    „Schmeckt es dir nicht?“, fragte Thorsten besorgt.
    Ich schaute von meinem Teller auf. „Doch, doch. Alles prima!“
    „Was ist los?“ Thorsten ergriff meine Hand und zwang mich, ihn anzusehen.
    „Ach, ich weiß auch nicht ... Wir gehen jeden Tag zur Arbeit, ertragen das schlechte Wetter, gehen nicht aus, Jürgen und Klaus sind weg, ich habe nur blöde Fälle auf dem Schreibtisch und das Haus ist riesengroß und leer.“
    „Aha!“
    „Aha, was?“, hakte ich nach.
    „Aha, da liegt der Hase begraben. Du hast Sehnsucht nach den Kindern. Willst du sie besuchen fahren? Sie würden sich sicherlich freuen. Und Katja auch.“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht. Mir ist nach gar nichts zumute.“
    Stirnrunzelnd erhob sich Thorsten und holte das Telefon. Er wählte Katjas Nummer und schaltete den Lautsprecher an. „Hallo Katja, wir sind’s. Thorsten und Marten. Wie geht es dir?“
    „Oh, hallo, ihr zwei! Gut, besser. Thomas ist heute Morgen aufgewacht.“
    „Hey, das ist ja großartig!“, rief Thorsten aus.
    Ich freute mich auch, konnte meine Freude aber bei meiner Weltuntergangsstimmung nicht zum Ausdruck bringen.
    „Dein Bruder freut sich auch. Er kann’s momentan nur nicht zeigen ...“, sprach Thorsten in den Hörer, „er ist deprimiert.“
    Ich verdrehte die Augen.
    „Ach, Bruderherz! Vermisst du die Kinder? Ist halt doch nicht immer so einfach, wenn man keine hat, was? Adoptiert doch welche ...“
    Katja, meine Telepatin. Sie wusste immer, wo mir der Schuh drückte.
    „Ich glaube kaum, dass man uns Kinder anvertrauen würde. Wir zwei sind ein schwules Pärchen. Schon vergessen?“, brummte ich missmutig.
    Katja lachte leise. „Nein, Marten, wie könnte ich das vergessen. Du hast dir den bestaussehendsten Mann im ganzen Universum geangelt. Wie wäre es mit einer Leihmutter? Fliegt doch in die Staaten und nehmt die Sache in Angriff.“
    „Ein Polizist und ein Staatsanwalt umgehen die deutschen Gesetze, die die Leihmutterschaft verbieten und lassen sich ein Kind machen, für das sie einen Haufen Kohle hinlegen?“ Ich lachte hämisch auf. Das war wirklich absurd!
    Andererseits ... warum eigentlich nicht?
       
    * * *
       
    Der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Ich wollte ein Kind, am besten noch zwei. Wo war das Problem? Wir überqueren einfach den Ozean, lassen alle Gesetze hinter uns und kehren in neun Monaten mit Nachwuchs glücklich und zufrieden als Väter zurück. Ich fing an, im Internet zu recherchieren, während Thorsten klammheimlich zum Jugendamt marschierte, um sich nach den Adoptionsbedingungen zu erkundigen. Ich saß gerade an meinem Laptop, als er nach Hause kam und mir einen Stapel Zettel auf den Schreibtisch

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