Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten
ließ mich in den Sessel vor dem Kamin plumpsen. Heulend verbrachte ich den Abend vor dem knisternden, romantischen Kaminfeuer und betrank mich maßlos mit dem besten Wein meines Vaters.
* * *
Es klingelte an der Tür. Schlaftrunken richtete ich mich auf. Ich hauste jetzt schon seit vier Wochen im Hause meiner Eltern ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt. Damit Thorsten mir nicht auf die Schliche kam - ich wollte ihn natürlich dafür bestrafen, was er mir angetan hatte - hatte ich seinen Wagen am Hamburger Hauptbahnhof geparkt und war mit der Bahn nach Wilhelmshaven gefahren. Zum Glück hatten meine Eltern massenhaft Vorräte im Keller - mein Vater gehörte zu den Verrückten, die sich für die nächste Katastrophe mit allem möglichen Zeug rüsteten und Vorräte für Monate lagerten - so dass ich nicht ein einziges Mal aus dem Haus hatte gehen müssen. Ich lebte wie ein Aussätziger in der Dunkelkammer. Sämtliche Jalousien waren geschlossen und ließen keinen Lichtschimmer herein. Mir war das egal. Ich litt unendliche Qualen! Ich weiß, ich hatte unbedingt ein Kind von Thorsten haben wollen und hatte Maria zu diesem Zweck nach Deutschland geholt, aber allem Anschein nach hatte ich mir mein eigenes Ehegrab geschaufelt. Vermutlich vögelte Thorsten Maria jeden Tag viermal und freute sich gemeinsam mit ihr auf den Nachwuchs, den er mit Sicherheit auch noch mit ihr gemeinsam groß ziehen wird.
Ich hatte meine Liebe verloren ... und war selbst schuld daran!
Das beharrliche Türklingeln riss mich aus meinen trüben Gedanken. Wer, zum Teufel, war so hartnäckig? Vor zwei Wochen hatte es schon mal eine ganze Weile geklingelt, aber ich war eisern auf dem Sofa liegen geblieben und hatte mich nicht gerührt. Heute war die Person um einiges unnachgiebiger. Mühsam rappelte ich mich hoch und schlurfte zur Tür. Durch das Glas erkannte ich eine dunkel gekleidete Männergestalt. Jetzt schlug eine Faust gegen die Tür. Guter Gott, was war denn nun los?
„ Aufmachen, Polizei! “
Ich stöhnte innerlich. Ich sah aus wie ein Neandertaler, dem man den Rasierstein geklaut hatte. Wann ich zuletzt geduscht - oder gelüftet hatte - wusste ich nicht. Überall lagen Essenspackungen herum. Auf dem Wohnzimmerboden stapelten sich die Wein- und Bierflaschen. Es roch - nein, es stank, wie in einer heruntergekommenen Kneipe. Widerwillig ging ich zur Tür und öffnete.
Der Beamte stolperte mir entgegen. Er war ziemlich groß und kräftig. Seine bulligen Schultern wirkten in dem kleinen, dunklen Flur überproportional.
„ Ach, du meine Güte! Wie riecht es denn hier? “, rief er entsetzt aus und wedelte sich mit der Hand vor der Nase herum. Hinter ihm tauchte - mir blieb das Herz stehen - der schönste Jüngling auf, dem ich je begegnet war! Mein Mann!
Thorsten stand in seiner knackigen Uniform vor mir, seine Haare leicht verstrubbelt, wie ich es liebte und schaute mich erleichtert an.
„Gott sei Dank! Da bist du ja! Ich habe dich schon überall gesucht.“
Seine schönen grünen Augen waren von dunklen Schatten umgeben, offenbar hatte er in letzter Zeit nicht viel geschlafen. Ich sage nur: Maria! Im Gegensatz zu mir, sah er allerdings aus wie ein Mensch.
„Sag bloß, du hast dich die letzten vier Wochen hier verkrümelt, ohne auch nur ein einziges Mal vor die Tür zu gehen, zu lüften, dich zu rasieren oder zu duschen?“, fragte Thorsten ungläubig.
Wie versteinert stand ich vor ihm und nickte nur stumm. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Gott, wie sehr liebte ich diesen Mann! Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen. Doch das traute ich mich nicht. Ich musste genauso riechen, wie ich aussah - entsetzlich!
„Ich geh dann mal duschen“, sagte ich tonlos und trabte die Treppe ins Obergeschoss hinauf. In Windeseile seifte ich mich ein, wusch mir die Haare und rasierte mich notdürftig mit dem Elektrorasierer. Mein Bart war mindestens zwei Zentimeter lang. Gott, wie peinlich!
Nach einer guten Viertelstunde ging ich wieder hinunter. Thorsten hatte mittlerweile sämtliche Jalousien im Wohnzimmer hochgefahren und gelüftet. Zusammen mit seinem Kollegen hatte er außerdem noch die Flaschen und Chipspackungen in die Küche gebracht, so dass es hier wieder aussah, wie im Wohnzimmer meiner Kindertage. Beschämt stand ich im Türrahmen und schaute Thorsten an. Sein Kollege brummte etwas Unverständliches und verließ das Haus. Langsam kam Thorsten auf mich zu.
„Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.
Weitere Kostenlose Bücher