Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten
ohne dich ... ich meine, ohne Freunde ...? Sie kennt doch niemanden in Hamburg. Und schließlich ist sie hier, um unser Kind zu gebären.“
„Hm.“
„Ist sie eigentlich schwanger?“, fragte ich mit rasenden Herzklopfen.
Thorstens Lachfältchen wurden sichtbar. Seine linke Wange zierte (m)ein süßes Grübchen. „Ja. Der Test war positiv.“
„Gott sei Dank!“, rief ich erleichtert aus. „Na, hoffentlich will sie das Baby überhaupt noch hergeben“, überlegte ich leise. So verliebt wie sie in Thorsten gewesen zu sein schien, war es immerhin möglich, dass sie einen Rückzieher machte.
„Wir haben einen Vertrag“, warf Thorsten ein.
„Einen sittenwidrigen, mein Schatz! Einen sittenwidrigen ... Auf unser ‚Recht’ können wir nicht pochen“, fügte ich nachdenklich hinzu.
„Hm.“
* * *
„Marten, du Miststück“, begrüßte mich Klaus, schlug mir verärgert gegen den Oberarm und fiel mir anschließend theatralisch um den Hals. „Was fällt dir ein, uns allen so einen Riesenschrecken einzujagen? Verkrümelst dich einfach für vier ganze Wochen und niemand weiß, ob du überhaupt noch lebst.“
„Unkraut vergeht nicht“, feixte ich und drückte meinen alten Freund an mich. Dann umarmte ich Jürgen. Es war schön, die beiden wiederzusehen. Ich führte die zwei ins Esszimmer und schenkte den Wein ein. Thorsten hatte alles vorbereitet. Als Vorspeise gab es Tomaten mit Mozzarella und Basilikum, als Hauptgang Schweinebraten mit Erbsen, Möhren, Kartoffeln und dunkler Champignonsoße - mein Leibgericht - und zum Nachtisch Eis.
Nachdem ich im Haus meiner Eltern selbst zu einer Konservendose mutiert war - die mangels Sonne, frischer Luft und Bewegung aussah wie ein leichenblasses Gespenst - genoss ich das Essen doppelt so sehr wie sonst. Es war herrlich, wieder zu Hause zu sein, in der Gesellschaft meiner großen Liebe und meiner beiden besten Freunde.
Kurz bevor Klaus und Jürgen zu uns kamen, hatte ich noch die neue Sonnenbank ausprobiert, die ich Thorsten zu Weihnachten geschenkt hatte. Nun saß ich also satt, glücklich und vollgepumpt mit Endorphinen in unserem Esszimmer, als es an der Tür klingelte.
Thorsten ging nachsehen, wer zu so später Stunde noch um Einlass bat. Ich hörte, wie er auf jemanden einredete und lief neugierig auf den Flur hinaus. Dort stand niemand anderes als ... Maria - mit zwei Koffern in der Hand. Völlig entgeistert starrte ich sie an. Selbst mit ihrer roten Nase und den glühenden Wangen sah sie aus wie - ein leicht gebräuntes - Schneewittchen aus einem meiner früheren Märchenbücher. Sie war den Tränen nah und bettelte Thorsten mit einem schweigenden Blick an, der mehr als tausend Worte sagte.
„Hallo, Maria“, würgte ich tapfer hervor.
Sie rang sich ein Lächeln ab, dann wandte sie sich wieder an Thorsten.
Dieser schüttelte unentwegt den Kopf. „Es geht nicht, Maria. Sorry!“
„Was geht nicht? Könnte mich vielleicht mal einer von euch einweihen?“
Thorsten schaute auf den Boden.
Maria fing an zu schluchzen.
Um meine Beine kroch die winterliche Kälte, während sie wie ein Häufchen Elend in der Eingangstür stand. „Komm doch erst mal rein“, forderte ich sie auf und zog sie am Handgelenk ins Haus.
„Wohnung ist schrecklich“, flüsterte sie völlig aufgelöst, „kalt, Heizung ist kaputt, Nachbarn immer stöhnen ...“
Verwirrt schaute ich zu Thorsten. „Wo hast du sie denn untergebracht?“
„In einer Seitenstraße an der Reeperbahn.“
„Du hast was?“ Ungläubig starrte ich ihn an. Kein Wunder, dass sie unglücklich war. Ich möchte auch nicht neben einem Puff wohnen und mir das Gejauchze der Freier anhören müssen, während der Mann, dem ich verfallen bin, weit weg ist.
„Du bleibst erst mal bei uns“, sagte ich entschlossen.
Unsicher sah Thorsten mich an.
„Du bringst ihre Koffer nach oben ins Dachgeschoss und Maria kommt mit mir in die Küche. Ich koche erst einmal einen heißen Tee. Du bist ja ganz durchgefroren.“
Schniefend lief Maria hinter mir her. Ich seufzte innerlich - ich hatte ihr die Suppe eingebrockt, nun musste ich ihr zumindest helfen, sie wieder auszulöffeln.
Im Wohnzimmer stellte ich sie Jürgen und Klaus vor und bat sie, Platz zu nehmen. Unterdessen flitzte ich in die Küche und setzte Teewasser auf.
Thorsten kam zu mir und legte mir die Hände auf die Hüften. Zärtlich schmiegte er sich an mich und biss mir spielerisch in den Nacken. „Tut mir leid, Schatz! Ich hätte sie
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