Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
Vom Netzwerk:
Fall konnte er sich wirklich sehen lassen. Hätte dir sicherlich auch gefallen, Gerlinde. Am besten gefielen uns die schachbrettartigen Anpflanzungen in grün und lila, nicht wahr, mein Schatz?“
    Ich nickte. „Der Markt war auch nicht schlecht. Buntes Treiben. Ein gemütliches Einkaufsdomizil.“ Ich griff nach der Tüte Nüsse, die ich dort gekauft hatte und bot sie allen an.
    „Allerdings hatten wir keine Lust, in die Kathedrale zu gehen, auch wenn dort Karl I., der letzte Kaiser von Österreich-Ungarn, begraben ist“, bemerkte ich und griff nach meinem Weinglas.
    Thorsten nickte. „Genau. Zumal uns Steven die Schlittenfahrt von Monte nach Funchal empfohlen hatte. Mit der Seilbahn sind wir den Berg hinaufgefahren und haben uns einen Toboggan-Schlitten gemietet, um die knapp zwei Kilometer lange, asphaltierte Straße ins Tal wieder hinunter zu rutschen. Der Toboggan ist so ein großer Korbschlitten, auf dem zwei Personen sitzen können. Angeschoben und gelenkt wird er von zwei Schlittenlenkern, die uns, Gott sei Dank, heil den Berg runterbrachten, denn Bremsen hatten die Dinger nicht. Wir hatten ganz schön Speed drauf, auf den geraden Strecken sicherlich gute dreißig Stundenkilometer. Das war wirklich absoluter Gaudi.“
    „Wart ihr schon in Monte?“, fragte ich meine Mutter.
    Diese schüttelte den Kopf. „Nee, mein Junge. Irgendwie haben wir das noch nicht geschafft.“
    „Nicht geschafft? Mama!“, sagte ich vorwurfsvoll, „ihr seid doch schon seit Monaten hier. Habt ihr überhaupt schon was von der Insel gesehen?“
    „Ein bisschen“, gestand mein Vater kleinlaut.
    „Na, dann wird’s aber mal Zeit, Papa!“
    „Wir haben die Steilklippe von Cabo Girão angeguckt. Das war hübsch“, versuchte sich meine Mutter zu verteidigen.
    „Und was habt ihr dann gemacht?“, fragte mein Vater - wohl eher aus reiner Höflichkeit.
    „Wir sind nach unserer Schlittenfahrt mit den Jeeps weiter nach Porto Moniz gefahren. Steven, unser Fahrer, hatte uns das Bad im Vulkangestein empfohlen und nicht zu viel versprochen. Wir sind durch die Wassermassen direkt auf den Abgrund zu geschwommen, wobei du das Gefühl hattest, gleich dahinter ins Meer zu gelangen. Die Aussicht war gigantisch.“ Thorsten geriet ins Schwärmen.
    „Wobei ich sagen muss, dass die ganze Insel eine wahre Augenweide ist. Wenn ich allein an den Felsen in der Nähe von São Lourenço denke, dessen tiefrotes Gestein aus dem Wasser ragt, als sei Blut vom schwarzen Felsen dahinter. Toll, es war richtig toll“, fügte ich hinzu.
    „Und was habt ihr zwei morgen vor?“, fragte mein Vater, während er sich genüsslich seine Pfeife ansteckte. Meine Mutter schaute ihn missbilligend an, doch ich fand das gemütlich. Zum Glück roch der Tabak nach Kirsche und Vanille im Gegensatz zu den schnöden Zigaretten, die alle Welt rauchte.
    „Wir dachten, wir fahren mit Steven und Martin unabhängig von der Reisegruppe - die zwei waren nämlich total nett - auf den dritthöchsten Gipfel, den Pico do Arieiro, von dem aus man einen ziemlich anstrengenden Aufstieg auf den höchsten Berg von ganz Portugal hat, dem Pico Ruivo, und übermorgen wollten wir in die Lavahöhle in São Vicente.“
    „Wollt ihr nicht mitkommen?“, lud ich meine Eltern ein.
    Meine Mutter zögerte. „Ist das ein anderes ... Pärchen, mit dem ihr fahren wollt?“
    „Ja, Mama. Aber die beißen nicht. Ihr könnt euch gerne anschließen.“
    „Also ich weiß nicht, Marten. Bleibt man unter euch, ihr jungen Leute.“
    Ich verdrehte die Augen. Manchmal war meine Mutter echt zu bescheiden und rücksichtsvoll. Dabei hätte ich wetten können, dass sie liebend gerne mitgefahren wäre.
       
    * * *
       
    Fünf Tage später landete unsere Maschine ohne Zwischenfälle auf dem Hamburger Flughafen - ohne meine Eltern. Erleichtert atmete ich auf und nahm mein Handgepäck an mich. Thorsten hatte bis eben geschlafen und saß nun mit großen Augen völlig verstrubbelt neben mir und versuchte, wach zu werden.
    „War wohl ein Gläschen Wein zu viel gestern“, murmelte er.
    Ich grinste und trieb ihn zum Aufbruch. Wir waren die letzten im Flugzeug und die nette Stewardess wartete schon leicht ungeduldig am Ausgang.
    Ich hatte Jürgen und Klaus eine SMS geschickt, dass wir heute landen würden, ging aber nicht davon aus, dass uns die beiden abholen kommen, denn schließlich mussten beide arbeiten. Wir warteten auf unsere kleinen Reisetaschen und verließen die Gepäckhalle.
    „Huhu, Marten! Hier sind

Weitere Kostenlose Bücher