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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Henz
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zu ihr, die schwarzen Augen funkelten. „Dann soll sie etwas Besseres bekommen. Sei unbesorgt, Alva, wenn sich Meldis für mich entscheidet, werde ich sie wie eine Göttin behandeln.“
    Tessa hielt unwillkürlich den Atem an, aber ehe sie etwas erwidern konnte, hatte sich Kaldak umgedreht und das Messer genommen. Er zog es ein paar Mal über den Schleifstein und gab es ihr zurück. Ohne sie weiter zu beachten, trat er an den Amboss und nahm seine Arbeit wieder auf.
    Unschlüssig drehte Meldis das Messer in den Händen, aber da er keine Antwort zu erwarten schien, wandte sie sich ab und machte sich daran, den Fisch fertig auszunehmen.

vierzehn
     
    In dieser Nacht schlief Tessa schlecht. In ihren Träumen vermengten sich die Befürchtungen und Ängste aus ihrem Leben hier mit ihrem Leben in der Zukunft und dieser Mix war absolut unverdaulich. Schweißgebadet fuhr sie schließlich hoch. Ihr Herz raste und ihr Atem ging in kurzen Stößen, als wäre sie einen Marathon gelaufen. Ihr Mund schmeckte sandig.
    Sie rappelte sich auf und tastete sich zur Tür. Draußen war es heller als im Haus, da der Vollmond von einem wolkenlosen Nachthimmel schien. Den kurzen Weg zum Bach, der hinter der Hütte vorbeifloss, fand sie zwar auch mit verbundenen Augen, aber natürlich fiel es ihr so leichter.
    Sie kniete sich nieder und trank das kalte Wasser aus ihren gewölbten Händen. Dann befeuchtete sie damit ihren Nacken und das Gesicht. Die klare Nachtluft tat ein Übriges, und so fühlte sie sich langsam besser.
    Sie sank zurück und lehnte sich gegen einen Felsbrocken. Erst jetzt hörte sie Rumoren aus der Schmiede. Seltsam. Nach dem Abendessen, bei dem Kaldak und Meldis heiße Blicke getauscht hatten, hatten sich beide hingelegt. Was tat er mitten in der Nacht in der Schmiede? Oder waren etwa Räuber am Werk?
    Ohne daran zu denken, Verstärkung oder zumindest einen Knüppel zu holen, schlich sich Tessa zur Rückwand des Hauses.
    Tatsächlich drangen Stimmen aus der Schmiede zu ihr. Und vor der Schmiede war ein gesatteltes Pferd angebunden. Sie konnte nur Gemurmel wahrnehmen, aber keine zusammenhängenden Sätze. Das Gespräch wurde von einem leisen Wimmern begleitet, das jäh verstummte.
    Kurz darauf trat Kaldak mit einem Mann aus dem Inneren. Er trug einen länglichen, in ein Tuch gehüllten Gegenstand in den Händen. Beim Pferd blieben die beiden stehen. Der Fremde stieg auf und Kaldak reichte ihm den Gegenstand. Er sagte etwas zum Reiter, aber der schüttelte den Kopf und schob das Tuch zur Seite. Metall schabte über Metall, als der Mann mit einem Handgriff das Schwert aus der Scheide zog und über seinem Kopf schwang. Im Mondschein blitzte die Klinge auf und beschrieb einen Kreis flirrenden Lichts.
    Tessa wusste nicht, ob sie einer Täuschung unterlag, oder ob sie diese phosphoreszierende Gloriole tatsächlich sah. Sie blinzelte, aber da hatte der Reiter das Schwert bereits zurück in die Scheide gesteckt. Er hob die Hand zum Abschied, Kaldak ebenfalls, dann dirigierte er das Pferd den Waldweg entlang und war verschwunden.
    Kaldak blickte ihm nach, ehe er zurück in die Schmiede ging. Einige Augenblicke später kam er heraus und wieder trug er ein großes Leinenbündel auf den Armen. Mit sicheren Schritten verschwand er zwischen den Bäumen.
    Tessa wartete mit klopfendem Herzen und versuchte, sich einen Reim auf das Gesehene zu machen. Sie wagte nicht, sich in die Hütte zu schleichen, da ihr klar war, dass sie etwas beobachtet hatte, das nicht für ihre Augen bestimmt gewesen war. Wenn Kaldak sie erwischte, wäre sie vermutlich alle ihre Sorgen mit einem Schlag los. Mit einem Schlag, der ihren Kopf vom Körper trennte.
    Er kam schneller zurück, als sie gedacht hatte – allerdings ohne das Bündel und ging in die Schmiede. Tessa beschloss, sich an der hinteren Hauswand entlang zum Eingang zu schleichen, solange er beschäftigt war. Wenn er sie ertappte, hatte sie eben gerade austreten müssen. Doch das Schicksal meinte es gut mit ihr und sie lag bereits eine Weile auf ihrem Schlafplatz, als sie hörte, dass er die Türe der Hütte öffnete.
    Trotzdem brachte sie in dieser Nacht kein Auge mehr zu. Ihr Verstand versuchte für das Gesehene eine Erklärung zu finden, scheiterte jedoch kläglich.
    Ein paar Mosaiksteinchen bekam sie zwar zusammen, aber nicht das ganze Bild. Kaldak hatte ein Schwert angefertigt, der Käufer hatte es abgeholt. Aber warum mitten in der Nacht? Was hatte sich in dem Bündel befunden, das Kaldak

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