Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Henz
Vom Netzwerk:
lach mich nicht aus. Glaubst du etwa, für mich ist das einfach?“
    Sein Ausdruck gab ihr eine so unmissverständliche Antwort, dass sie sich vorbeugte und ihn küsste. Nach einem Moment der Überraschung erwiderte er ihren Kuss mit in Anbetracht seiner letzten Worte – erstaunlicher Vehemenz. Schließlich musste sie Luft holen und er hob den Kopf. Ihre Blicke versanken ineinander, dann seufzte er. „Schön. Es ist nicht einfach für dich. Und weiter? Was erwartest du von mir? Soll ich mich entschuldigen?“
    „Sag mir, was passiert ist. Alle Einzelheiten.“
    Er blickte zur Decke. „Ich starrte gerade meditativ in die Flammen, um mir klar darüber zu werden, was ich mit Meldis tun soll, als du stumm und lautlos wie ein Geist hereinkamst und anfingst, meinen Nacken zu massieren.“
    Sie versuchte, ihre Mimik unter Kontrolle zu halten und ein ausdrucksloses Gesicht zu machen.
    „Nun ja, es blieb nicht beim Nacken. Eines führte zum anderen und schließlich lagen wir nackt auf dem Bett. Kurzversion“, schloss er.
    „Hab ich etwas gesagt?“
    „Gesagt? Im Sinn von aneinandergereihten Worten?“ Er runzelte die Stirn. „Nicht viel. Halt mich fest. Lass mich bei dir sein, Serre. Sonst nur beifälliges Stöhnen.“
    „Serre? Ich hab dich Serre genannt?“, fragte sie verwundert.
    „Vielleicht hat dich die Leidenschaft verwirrt. Außerdem ist es ja nicht gänzlich falsch. Irgendwie bin ich ja Serre.“
    „Ich bin irgendwie Alva. Sagst du deshalb Alva zu mir? Denkst du von mir als Alva?“, wollte sie wissen.
    „Nein.“ Er schwieg eine Weile. „Was schließt du daraus?“
    Tessa runzelte die Stirn. Die Erleuchtung überfiel sie völlig unvermittelt, aber die Erklärung ergab Sinn. „Dass meine Blackouts keine Blackouts sind, sondern dass Alvas Bewusstsein in dieser Zeitspanne das meine überlagert. Alva kam zu dir. Alva wollte Sex mit dir.“
    Er schüttelte langsam den Kopf. „Nein.“
    „Nein?“
    „Nein. Alva wollte nicht Sex mit mir.“ Er sah sie an. „Alva wollte Sex mit Serre.“

dreiundzwanzig
     
    Tessa ließ sich aufs Bett zurückfallen. Bei genauerer Betrachtung musste sie zugeben, dass Nicks Behauptung nicht von der Hand zu weisen war. Sollte Alva ein Techtelmechtel mit dem Mann angefangen haben, der ihre Herrin heiraten wollte? Womöglich sogar mit Wissen und Billigung von Meldis?
    „Meinst du, dass Meldis davon weiß?“
    Seine Hand strich von ihrem Bauch zu ihrer Hüfte und blieb schließlich unterhalb ihres Nabels liegen. „Gesagt hat sie nichts. Auch nicht in Andeutungen. Aber mit Meldis ein konstruktives Gespräch zu führen, ist nahezu unmöglich.“
    Tessa blickte auf seine Hand, von der aus sich Wärme in ihrem Unterleib ausbreitete. „Was war los?“
    Sein Daumen begann, kleine Kreise um ihren Nabel zu zeichnen. „Hat sie nichts erzählt?“
    „Doch, aber ich würde gerne deine Version hören.“ Die sanfte, verspielte Berührung lenkte ihre Konzentration beträchtlich ab. Vor lauter Wohlbehagen hätte sie beinahe geschnurrt.
    „Es funktioniert nicht. Sie besitzt eine menschliche Wärme wie eine Packung Tiefkühlerbsen. Und nichts was ich getan habe, konnte sie auftauen.“
    Er klang nicht wirklich betrübt, was Tessa doch erstaunte, da sie sich an die Beharrlichkeit erinnerte, mit der er Meldis Liebe hatte gewinnen wollen. Und den leidenschaftlichen Kuss, den sie beobachtet hatte.
    „Wirst du sie freigeben?“, fragte sie neugierig.
    „Wenn ich sicher sein könnte, dass sie nicht ermordet wird, ja.“ Er sah sie freimütig an. „Ich habe mich getäuscht. Ich habe etwas in ihr gesehen, dass sie nicht ist. Nur nach dem äußeren Schein geurteilt. Ich verstehe auch überhaupt nicht, warum Serre sie haben will. Sie ist oberflächlich, dumm und verwöhnt. In dieser Zeit kann kein Mann mit so einer Frau etwas anfangen. Sie ist keine Partnerin, sie kann nicht seine Stelle an Land einnehmen, wenn er auf Fahrt geht.“
    Die sanften Kreise auf ihrer Haut verwandelten ihren Verstand in Brei. „Warum wolltest du sie haben? Sie ist doch der Grund, warum du deine Überzeugung einfach um hundertachtzig Grad geändert hast. Warum du mir helfen wolltest.“
    Sein Schweigen brachte sie dazu, den Blick von seinem Daumen abzuwenden und ihn anzuschauen. In seinen Augen lag unverhüllter Schmerz. Sie rechnete nicht damit, dass er ihr antworten würde, aber er tat es. „Als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich Astrid stünde vor mir. Deshalb habe ich mich einen Moment lang völlig

Weitere Kostenlose Bücher