Stachelzart
habe nach deiner Mutter gesehen, Anna. Alles in Ordnung, sie schläft. Bestimmt ist sie morgen wieder fit. Ich habe noch eine Isoliermatte und zwei Wolldecken gefunden. Die Sachen liegen draußen im Flur. Mehr kann ich euch leider nicht anbieten.“ Er betrachtete uns unglücklich.
Wahrscheinlich ist ihm das alles auch zu viel , dachte ich. Für Sam grenzt unsere Anwesenheit ja schon fast an eine Menschenmasse. Deshalb will er vermutlich auch alleine in der Scheune schlafen. Da ist er für sich und hat seine Ruhe.
„Danke, Sam. Danke für deine Gastfreundschaft“, erwiderte ich.
„Mir bleibt ja nichts anderes übrig“, murmelte Sam. „Ihr könnt mein Bad gerne benutzen, ich habe euch ein Handtuch hingelegt, dass müsstet ihr euch teilen. Wir müssen ein bisschen sparsam mit der Wäsche umgehen, ohne Strom läuft meine Waschmaschine nicht.“
„Kein Problem, vielen Dank!“, bedankte sich nun auch Kay.
„Ok, dann gute Nacht!“, wünschte Sam.
„Gute Nacht“, antworteten wir im Chor.
„Willst du zuerst ins Bad, Baby oder gehen wir zusammen?“ Kay verzog den Mund zu einem unverschämten Grinsen und ließ dabei seine perfekten weißen Zähne aufblitzen.
Ich konnte es nicht fassen. Dieser Kerl war wirklich so was von unmöglich. Er schien sich in unserer momentanen Situation gar nicht mal so unwohl zu fühlen. Scheinbar stand er auf Improvisieren. Das hätte ich ihm, als er in seinen Designersachen vor Sams Haustüre stand, gar nicht zugetraut. Da dachte ich eher, er wäre so ein durchgestylter Etepetete-Macho. Ein Macho war er zwar, aber besonders pingelig und geziert schien Kay nicht zu sein. Klamotten konnten manchmal täuschen. Was hatte er wohl von mir gedacht? In meinem Schmuddel-Outfit mit Momo-Turbo-Locken hatte ich bestimmt nicht wie eine megascharfe Braut ausgesehen. Und doch hatte Kay mit mir geflirtet. Wahrscheinlich war er einfach so und dachte, alles was weiblich war und zwei Beine hatte, hatte seinem Ich-bin-ein-Promi-Charme zu erliegen.
Nicht mit mir , dachte ich und stiefelte mit einem von Sams T-Shirts in der Hand wortlos an ihm vorbei in Richtung Badezimmer. Nur um gleich darauf wieder umzukehren und mir eine Kerze zu holen, denn es war bereits so dunkel draußen, dass in Sams Häuschen ohne Beleuchtung nichts mehr zu erkennen war.
„Schon fertig? Glückwunsch, du bist jetzt Bath-Speedy. Die Frau, die ich kenne die am schnellsten im Bad fertig war“, meinte Kay, der auf Sams Sofa rumlümmelte.
„Witzig“, antwortete ich, nahm mir eine Kerze vom Tisch und verschwand schnell im Badezimmer. Dort stellte ich die Kerze auf die Waschtischablage, drückte etwas von Sams Zahnpasta auf meinen Zeigefinger und putzte mir damit notdürftig die Zähne. Ich machte nur eine schnelle Katzenwäsche, denn das Wasser wurde von einem Elektroboiler erhitzt und war ohne Stromversorgung eiskalt. Dann zog ich meine Klamotten aus und schlüpfte in Sams T-Shirt. Zum Glück war Sams Shirt so groß, dass es für mich wie ein züchtiges Nachthemd war. Es reichte glücklicherweise bis zu den Knien. Mit meinen Klamotten unter dem Arm tappte ich barfuß zurück ins Wohnzimmer.
Kay saß nicht mehr auf dem Sofa, sondern stand in der kleinen Küchenzeile und hantierte dort herum. Der Vorhang, der die Küche vom Wohnbereich trennte, war zum Teil aufgezogen, der andere Teil verdeckte Kays Körper. Ich konnte nur seine Umrisse erkennen, denn die Kerzen verbreiteten ein sehr schummriges Licht.
War er etwa …? Nein, das konnte doch nicht sein, oder? War er etwa NACKT?
Ich keuchte entsetzt.
„Ah, Baby, du bist wieder da. Schickes Nachthemd. Möchtest du auch etwas essen? Ich hatte noch Hunger!“ Kay kam hinter dem Vorhang hervor, in der Hand eine Stulle. Ganz nackt war er zum Glück doch nicht, er trug noch eine eng anliegende Boxershort. Obwohl mir seine durchtrainierte Figur optisch sehr gut gefiel, war mir der Anblick gerade dennoch zu viel. Ich wandte den Blick ab.
„Kannst du dir bitte was anziehen?“, fragte ich genervt.
„Ich schlafe aber immer nur in Boxershorts. Wenn du willst, kann ich aber auch nackt schlafen!“
„Sehr lustig. Heute schläfst du mit T-Shirt oder ich hole Sam und erzähle ihm, dass du mich belästigst“, erwiderte ich.
„Mein Gott, bist du unlocker. Hast du noch nie einen Mann in Boxershorts gesehen? Das sieht doch nicht anders aus als eine Badehose. Oder müssen im Schwimmbad auch alle Männer ein T-Shirt überziehen, wenn du vorbeigehst?“
„Ich habe normalerweise
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