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Stachelzart

Stachelzart

Titel: Stachelzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Wollesen
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überhaupt kein Problem mit Boxershorts. Nur mit selbstverliebten Boxershort-Trägern, die ihre Umwelt belästigen.“
    „Du glaubst also, dass ich dich belästige. Pah, was denkst du, wer du bist? Die Verführung in Person in deinem komischen Shirt? Ich bin nur nicht so unlocker wie du. Aber meinetwegen: Dann ziehe ich eben ein T-Shirt über und werde ab jetzt nicht mehr mit dir reden!“ Kay schnappte sich das T-Shirt, das Sam ihm gegeben hatte, verschwand in der Küchenzeile und zog demonstrativ den Vorhang hinter sich zu.
    Mir war es recht. Sollte er eben schmollen. Ich hatte genug von diesem Tag und seinen Ereignissen. Ich rollte mich auf der Couch zusammen, warf eine der beiden Wolldecken zu der Isomatte auf den Boden und deckte mich mit der anderen Wolldecke zu. Sollte Kay doch auf dem Boden schlafen. Das Kaminfeuer knisterte beruhigend und innerhalb kürzester Zeit war ich tief und fest eingeschlafen.
     
     
     
     

Fünftes Kapitel
     
    Sonntag, 6. Oktober
     

     
     
    Ich spazierte barfuß über eine grüne Wiese. Die Sonne schien, zwei niedliche Ziegen standen unter einer großen Eiche, fraßen Butterblumen und ließen sich die Sonne auf den Pelz scheinen. Wie schön, dachte ich und reckte mein Gesicht ebenfalls der Sonne entgegen. Plötzlich knallte es, die Ziegen stoben auseinander und eine schwarze Drecklawine versuchte mich unter sich zu begraben. Ich rannte und rannte, doch die Lawine war schneller. Fast hatte sie mich eingeholt. Ich konnte nicht mehr laufen. Die Puste ging mir aus und ich fror erbärmlich. Ich sah an mir herunter und stellte fest, dass ich komplett nackt war. Jetzt war die Lawine über mir, ich rang nach Luft und wedelte wild mit den Armen, doch die Lawine drohte mich zu ersticken.
     
    „Anna“, etwas rüttelte an meiner Schulter. „Anna, wach auf!“
    Benommen schlug ich die Augen auf. Um mich herum war es bis auf den Schein einer einzelnen Kerze dunkel. Ein männliches Gesicht blickte mich besorgt an. Verwirrt rieb ich mir die Augen.
    Wo bin ich?
    Im Schneckentempo begann mein Gehirn sich zu sortieren und mir fiel alles wieder ein: Hütte, Berg, Sam, Erdrutsch, Vera krank, Kay König.
    Gleichzeitig merkte ich, dass ich schrecklich fror. Mein ganzer Körper war eiskalt.
    „Alles ok?“, fragte Kay leise. „Du hast im Schlaf geschrien!“
    „Ich hatte einen Alptraum“, murmelte ich und schlang zitternd die Arme um meinen Körper. „Wieso ist es hier so kalt?“
    „Der Kamin ist ausgegangen und ich bekomme ihn nicht wieder an.“
    Kay erzählte, dass er noch gar nicht geschlafen hatte. Der Fußboden war viel zu hart, um darauf schlafen zu können und dann wurde ihm kalt. Schließlich hatte er sich wieder angezogen.
    „I-ich friere a-auch!“, bibberte ich.
    „Dann zieh dich wieder an!“
    Ich nickte und suchte nach meinen Klamotten. Den Pullover zog ich einfach über Sams T-Shirt und schlüpfte in meine Hose. Dann zog ich auch die Socken wieder an, legte mich zurück aufs Sofa und deckte mich wieder zu. Viel brachte das nicht, ich bibberte immer noch erbärmlich. Ob Vera auch so fror? Bestimmt nicht , dachte ich. S ie hat ja noch ihre Sachen an und eine richtig dicke Daunendecke. Die hält schön warm im Gegensatz zu den dünnen Wolldecken.
    „Wie spät ist es ei-eigentlich?“, schnatterte ich.
    „Kurz nach eins, glaube ich“, entgegnete Kay.
    „Wie la-lange ist der Ka-kamin schon aus?“
    „Eine Stunde vielleicht!“
    Mist , dachte ich. Hoffentlich erkälte ich mich nicht . Scheinbar hatte ich so gefroren, dass ich sogar davon geträumt hatte.
    „Los, mach mal Platz!“, befahl Kay plötzlich.
    „Wa-was? Ne-nein!“
    „Hör mal, du zitterst wie Espenlaub. Ich glaube nicht, dass Sam begeistert sein wird, wenn er morgen noch eine Kranke in seinem Haus hat. Wir haben beide Klamotten an und ich verspreche dir, ich werde dich nicht beißen. Wir legen einfach die beiden Wolldecken übereinander und wärmen uns gegenseitig.“
    Ich überlegte kurz. Ausnahmsweise schwang in Kays Stimme nicht dieser leise ironische Unterton mit. Und mir war wirklich erbärmlich kalt. Mimi würde mich wahrscheinlich für verrückt erklären, wenn ich ihr erzählen würde, dass ich ein Ich- wärme-dich-mit-meinem-Körper-Angebot von einem Promi wie Kay König abgelehnt hatte nur um eine Erkältung zu bekommen. Und immerhin befanden wir uns in einer Notsituation.
    „Ok, aber du be-benimmst dich“, verlangte ich.
    „Natürlich“, antwortete Kay. „Lass mich mal durch, ich lege mich

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