Stachelzart
„Komm Baby, leg dich wieder hin!“
„ Psst! Hör auf damit“, zischelte ich ihm leise ins Ohr. „Sam ist auch da.“
Kay setzte sich auf. Seine Haare standen wild in alle Richtungen. Er blickte mich aus seinen großen blauen Augen unschuldig an. „Na und?“, meinte er.
„Ich will nicht, dass er etwas Falsches denkt!“
„Wenn du meinst ...“ Kay schwang langsam die Beine herum und setzte sich neben mich. „Hast du denn gut geschlafen, Baby?“
„Ja, ganz ok“, wisperte ich. „Aber hör auf damit. Ich bin nicht dein Baby!“ Mich nervte dieser Ausdruck, ich fand ihn irgendwie merkwürdig.
„Vielleicht wirst du es noch!“ Seine Hand wanderte mit einem leichten Druck meine Wirbelsäule hinunter. Das ging so schnell, dass ich keine Zeit hatte, zu reagieren und mich wegzudrehen. Dafür reagierte mein Körper – mit einem angenehmen Ziehen im Unterleib. Verdammt, was sollte das?
„Lass das!“ Ich stand schnell vom Sofa auf und blitzte Kay böse an.
Der zuckte mit den Schultern und grinste frech.
Ich beschloss ihn einfach zu ignorieren und nach Vera zu sehen. Davor machte ich noch einen Abstecher ins Bad, putzte mir wieder mit dem Zeigefinger die Zähne und band mir die Haare hoch. Irgendwann im Laufe des Tages würde ich wohl mal unter die Dusche hüpfen müssen, meine Haare wurden langsam fettig. Bei dem Gedanken an das eiskalte Wasser fror ich jetzt schon. Ich beendete meine notdürftige Morgentoilette und schlurfte ins Schlafzimmer.
Sams kleiner Schlafraum war lichtdurchflutet. Ich hatte gestern vergessen, die Vorhänge zu zuziehen. Der Sonnenschein draußen machte mir neuen Mut. Vielleicht konnten wir die Hütte, vorausgesetzt Vera wäre fit, morgen schon wieder verlassen und unsere Reise fortsetzen. Dann war ich vor Kay Königs plumpen Flirtversuchen sicher. Ein kleiner Teil von mir spürte bei dem Gedanken an eine Weiterfahrt dennoch so etwas wie Bedauern.
Lass das, Anna, schalt ich mich in Gedanken selbst. Mach dir nichts vor. Kay ist einer von den Typen, die jede Frau anbaggern. Mach dich nicht unglücklich!
Vera seufzte plötzlich tief, ich verdrängte meine merkwürdigen Überlegungen und ging hinüber zu ihrem Bett.
„Anna?“, Vera schlug blinzelnd die Augen auf. „Wo bin ich? Was ist passiert?“
Ich setzte mich auf die Bettkante und begann zu erzählen. Von ihrem Schwächeanfall und davon, wie nett Sam uns aufgenommen hatte und dass der Weg ins Tal verschüttet war. Ich achtete dabei sehr auf meine Wortwahl, um Vera nicht mehr als nötig aufzuregen. Ich erwähnte auch ganz beiläufig, dass wir noch einen Besucher bekommen hatten, der ebenfalls mit seinem Auto stecken geblieben war. Ich erzählte Vera aber nicht, dass es sich bei diesem Besucher um den Schauspieler Kay König handelte, denn ich befürchtete, dass Vera dann von mir verlangt hätte sie zu stylen und unverzüglich aus dem Bett aufgestanden wäre, um Kay König persönlich zu begrüßen. Wenn jemand Prominenten-geil war, dann Vera. Sie war begeisterte Klatschpresseleserin und wusste stets, wer was mit wem hatte und wer sich von wem scheiden ließ. Ich wollte, dass Vera noch ein bisschen liegen blieb, um sich zu schonen und nicht wie eine aufgedrehte Marionette um Kay herumschwirrte. Das wäre auch sicherlich nicht gut für ihr Herz. Vera wollte wissen, ob der neue Besucher etwa auch ein Makler wäre. Als ich dies verneinte, war sie beruhigt und fragte zu meiner Erleichterung nicht weiter nach.
„Ich denke, wir sollten dich ein bisschen frisch machen und dann bringe ich dir etwas zu Essen und deine Tabletten. Und danach bleibst du am besten noch ein Weilchen im Bett liegen“, schlug ich abschließend vor.
„Und was ist mit meinen Sachen?“, jammerte Vera. „Ich kann doch nicht die ganze Zeit in diesem dreckigen Zeug bleiben. Dann sehe ich ja genau so schrecklich aus wie du!“
Eine bissige Erwiderung lag mir auf der Zunge, aber ich versuchte mich zu beherrschen. Immerhin schien es Vera wesentlich besser zu gehen, denn sie machte sich schon wieder Sorgen um ihr Aussehen.
„Vielleicht hat Sam etwas in seinem Kleiderschrank, das er dir leihen könnte. Ich denke, er wird sowieso kurz Zeit in seinem Schlafzimmer benötigen, um sich auch umzuziehen.“
„Du nennst diesen unhöflichen Menschen schon beim Vornamen? Kommt gar nicht in Frage, dass ich von dem etwas anziehe! Du musst meine Sachen aus dem Auto holen!“
„Hör mal, Vera“, ich sprach nun mit ihr, wie mit einem störrischen Kind. „Sam
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