Stachelzart
heißt
Vera davon überzeugen, nett zu Sam zu sein
Das war alles ein bisschen viel für mich. Mein Kopf rauchte bereits.
Wenn man an den Teufel dachte, dann rief er natürlich.
„Alles in Ordnung da drinnen? Oder braucht ihr Hilfe?“
Das war Kays Stimme.
„Wer ist denn das?“ Vera sah mich erstaunt an.
„Der andere Besucher. Warte ich regle das. Musst du nicht mal zur Toilette?“ Ich drängelte Vera in Richtung Klo.
„Jetzt, wo du es sagst“, Vera nahm auf der Toilette Platz. Ich schlüpfte schnell aus der Tür. Davor stand Kay und wartete auf eine Antwort. „Na, Baby, wie geht es deiner Mum?“
„Ganz ok. Los geh zurück ins Wohnzimmer“, befahl ich ihm. „Sie darf dich nicht sehen!“
„Was? Wieso das denn? Versteckst du fremde Männer immer vor deiner Mutter?“, lachte Kay.
„Quatsch! Ich will nur nicht, dass sie weiß, dass so ein Promi-Macho hier ist und sich unnötig aufregt!“
„Promi-Macho?“, Kay zog gespielt entrüstet eine Augenbraue hoch. „Sind wir darüber nicht schon hinweg, Baby? Nach unserer netten Nacht... . Hat deine Mutter etwa genau wie du ein Problem mit Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen?“ Er kam näher und drückte mich gegen die Wand. „Deine Du-interessierst-mich-gar-nicht-Show macht mich irgendwie an!“
Ein Schauer lief mir über den Körper und ich schubste ihn schnell zur Seite. Warum musste dieser Mensch nur so gut riechen? Obwohl er sich noch nicht gewaschen hatte, roch Kay immer noch toll. Sein eigener männlicher Körpergeruch mischte sich nun mit dem Geruch von BOZZ. Ich hatte mal gelesen, dass Ratten einen ausgesprochen guten Geruchssinn haben. Sie nehmen ihre Umwelt über die verschiedenen Gerüche wahr und orientieren sich auch bei der Partnerwahl am Geruch. Demnach war ich in meinem früheren Leben wohl eine Ratte und Kay schien ein geeigneter Partner zu sein. Zumindest für meine Nase, denn für meinen Verstand war er es sicherlich nicht.
„Hör auf damit!“ Ich entwand mich ihm. „Vera ist total Prominenten-geil. Sie liest sämtliche Klatschzeitungen, die sie zu fassen kriegt. Wenn sie dich sieht, wird sie sich nie im Leben wieder hinlegen. Dann hast du einen neuen Schatten, der alles über dich wissen will und dir Löcher in den Bauch fragt. Möchtest du das? Dann hole ich sie raus!“ Ich reckte das Kinn und sah ihn herausfordernd an.
Kay wirkte nun erschrocken. „Nein, um Gottes willen. Lass sie bloß da. Ich wollte auch eigentlich nur Bescheid sagen, dass das Frühstück fertig ist.“ Er verschwand so schnell wie er gekommen war. Ich seufzte erleichtert.
„Anna? Bist du noch da?“, kam Veras Stimme aus dem Bad.
Ich öffnete die Türe und ließ die nächsten zehn Minuten Veras Schimpftirade über das eiskalte Wasser, das Nichtvorhandensein der nötigsten Dinge wie Zahnbürste und Wechselsachen und der Unmöglichkeit der Situation, in der wir armen weiblichen Geschöpfe einem kauzigen Einsiedler hilflos ausgeliefert wären, über mich ergehen. Das einzig Positive an Veras Gemeckere war, dass es ihr anscheinend wirklich wieder ganz gut zu gehen schien. Ich überredete sie, sich wieder ins Bett zu legen und köderte sie mit der Aussicht auf ein Frühstück, dass ich ihr ans Bett bringen würde. Außerdem erklärte ich mich bereit, ihre Anziehsachen mit der Hand durchzuwaschen und ihr für diese Zeit Sachen von Sam zu besorgen. „Aber nur, bis meine Sachen wieder trocken sind. Das fehlte mir noch, in Klamotten von diesem Sam rumzulaufen!“
Ich versprach mich gleich nach dem Frühstück um die Wäsche zu kümmern und beschloss meine Klamotten gleich auch mit zu waschen. Wie genau ich das anstellen sollte, wusste ich noch nicht. Wahrscheinlich wäre es am besten, wenn ich Wasser auf dem Gasherd erhitzen und die Sachen in der Badewanne einweichen würde.
So werden die Frauen es früher auch gemacht haben , dachte ich. Normalerweise war Hausarbeit nicht so mein Ding, aber ich war froh eine Beschäftigung in Aussicht zu haben und außerdem war mir jedes Mittel recht um Vera wieder ins Bett zu bekommen. Ich hatte große Angst davor, dass sie einen erneuten Schwächeanfall bekommen könnte. Und wenn ich etwas zu tun hatte, musste ich nicht so viel Zeit mit Kay König verbringen. Ich spürte nämlich, dass mein Körper stark auf ihn reagierte. Wahrscheinlich lag das nur an dem Sexentzug, denn das letzte Mal war ewig her. Aber ich baute auf meinen Geist, der solch ein Intermezzo hoffentlich
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