Stachelzart
legte er noch einmal neues Brennholz in den Kamin, damit er nicht wie letzte Nacht wieder ausging.
Ich verschwand kurz im Badezimmer, wusch mich und schlüpfte in Sams T-Shirt. Ich fühlte mich hin und her gerissen. Auf der einen Seite wollte ich dort weitermachen, wo Kay und ich heute Nachmittag begonnen hatten. Ich wollte ihn küssen, seinen tollen Körper streicheln und ja, ich wollte mit ihm schlafen. Wann würde ich schon wieder die Gelegenheit bekommen, mit einem gutaussehenden Schauspieler rum zu machen. Auf der anderen Seite fing ich gerade an, ihn zu mögen. Das Gespräch vorhin hatte mir sehr gut getan und Kay war wirklich nicht so oberflächlich, wie ich anfangs geglaubt hatte.
Sei kein Dummkopf, Anna. Los schnapp ihn dir und hab Spaß , sagte mein Körper. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass Kay sich, wenn er wieder andere Frauen zur Auswahl hat, weiterhin mit dir abgibt. Also, nutze die Chance.
Nein, lass es bleiben , sagte mein Geist. Lern ihn doch erst mal besser kennen. Vielleicht ergibt sich ja doch etwas ….
Unentschlossen tapste ich zurück ins Wohnzimmer.
„Ich gehe dann auch mal ins Bad“, Kay drückte sich an mir vorbei und verschwand im Flur. Ob es ihm genau so ging wie mir? Von dem draufgängerischen Typen von heute Nachmittag war im Moment auf jeden Fall nicht mehr viel übrig.
Ach egal , dachte ich. Entscheide spontan, was du willst, Anna. Wenn du denn überhaupt eine Wahlmöglichkeit bekommst. Vielleicht hat ihn unser Gespräch und die Jammerei über meinen Job ja auch total abgetörnt.
Ich versuchte nicht so viel nachzudenken und baute Sams Sofa, so gut es ging, zu einem Bett um. Leider gelang es mir aber nicht, Kay aus meinen Gedanken zu verbannen. Ich musste an seine Hände auf meinem Po denken und an seine Küsse und ich spürte ein angenehmes Ziehen in meinem Unterleib.
„Na Baby, wollen wir schlafen gehen?“ Kay musterte erst das Sofa und dann mich. Ich spürte, wie ich schon wieder rot wurde. Scheinbar hatte er den einfühlsamen Kay von vorhin im Bad gelassen. Jetzt spielte er wieder den Draufgänger.
Ich ignorierte ihn einfach, pustete die Kerzen aus und legte mich auf das Sofa.
„Rutsch mal nach vorne“, meinte er und legte sich hinter mich. Dann schlang er einen Arm um meine Taille und schnupperte: „Hm, du riechst gut.“
Du auch , dachte ich. In der Rattenwelt wäre jetzt wahrscheinlich alles klar gewesen. Geruch passt, schnackeldischnack los geht’s! Aber Ratten reflektierten ihr Verhalten wahrscheinlich anschließend auch nicht und fragten sich: War das jetzt richtig, dass ich mit dem geschlafen habe?
Wie schade, dass es bei Menschen nicht so unkompliziert sein konnte!
„Was macht dein Po?“, erkundigte Kay sich.
„Hm, alles ok“, murmelte ich.
„Soll ich lieber noch einmal nachsehen, ob ich nicht einen Stachel vergessen habe?“
Seine Hand wanderte langsam meinen Rücken hinunter, blieb auf meinem Po liegen und tastete ihn ab. Ich zog scharf die Luft ein.
Scheiße Anna , dachte ich. Jetzt musst du dich entscheiden.
„Scheint alles in Ordnung zu sein“, flüsterte Kay in mein Ohr. Dann zog er abrupt die Hand weg.
Hey, was soll das , stöhnte mein Körper.
„Bekomme ich noch einen Gute-Nacht-Kuss von dir?“, fragte Kay.
Ich drehte mich um und öffnete die Lippen. Doch Kay gab mir nur einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf schön, Baby!“
Dieser Typ machte mich echt fertig. Mein Körper bebte und verlangte nach mehr. Doch Kay machte keinen Versuch, mich weiter anzubaggern. Ich seufzte frustriert.
„Gute Nacht“, meinte er.
Hörte ich da etwa ein unterdrücktes Lachen in seiner Stimme? Der spinnt doch! Ich beschloss meinem Geist wieder die Kontrolle über meinen Körper zu erlauben und ignorierte mein Verlangen. Was Kay konnte, das konnte ich schon lange. Keine Ahnung, was für ein komisches Spiel er mit mir spielte, aber ich würde auf keinen Fall verlieren.
„Gute Nacht“, knurrte ich und versuchte mich in den Schlaf zu meditieren.
Sechstes Kapitel
Montag, 7. Oktober
Ich blinzelte. Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster. Ich hatte schon wieder nicht an die Vorhänge gedacht. Da es draußen kein Laternenlicht gab und wir uns drinnen ohne Strom mit Kerzenlicht begnügen mussten, war es, wenn wir die Kerzen auspusteten so dunkel draußen, dass ich die Vorhänge jedes Mal vergaß. Kay hatte seinen Arm um mich geschlungen und atmete ruhig. Ich löste mich vorsichtig aus seiner Umarmung.
Schlafend sah Kay
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