Stachelzart
einfach umwerfend aus. Ich seufzte. Ich hätte gestern ohne weiter nachzudenken mit ihm geschlafen, wenn er es probiert hätte. Ich hatte viel zu lange keinen Sex gehabt, um mich zurück zu halten. Aber er hatte es nicht versucht. Vielleicht schlief er sonst nur mit Size-Zero-Models und fand mich zu pummelig? Ich schnappte mir meine Klamotten, schlich ins Bad, zog das T-Shirt aus und betrachtete mich im Spiegel. Ok, mein Bauch und die Oberschenkel hatten schon ein bisschen unter den Süßigkeiten-Fressattacken der letzten Wochen gelitten, aber meine Brust und meinen Po ließ ich mir nicht madig machen. Die waren vollkommen in Ordnung.
Dann eben nicht, Kay König , dachte ich. Selber Schuld, du hast was verpasst.
Bisher hatte sich nämlich noch niemand, der mit mir geschlafen hatte, hinterher über zu wenig Spaß beschwert. Vielleicht war es aber besser so. Sex verkomplizierte alles und wer wusste schon, wie lange wir hier alle zusammen noch ausharren mussten, bevor wir befreit wurden. Im Moment war es für Vera, Kay und mich eher eine Art interessantes 'Dschungelcamp' in den Bergen und nicht wirklich schlimm. Das konnte es aber noch werden, wenn uns bis zum Ende der Woche niemand rausholte und wir keine Lebensmittel mehr hatten, denn Sams erlegtes Wild mochte ich nicht wirklich essen, oder wenn Vera eine erneute Herzattacke bekommen sollte.
Ich huschte in die Dusche und drehte das Wasser auf.
Brrr , eiskalt!
Aber es half nichts, ich musste wirklich ganz dringend duschen und mir die Haare waschen. In der ganzen Aufregung gestern war ich nicht mehr dazu gekommen. So schnell es ging, wusch ich mich. Puh, war das unangenehm. Das eiskalte Wasser stach wie spitze Nadeln in meine Haut. Ich bibberte, als ich die Dusche verließ und hüllte mich zitternd in ein großes Handtuch. Mein Gott war das kalt gewesen. Schnell schlüpfte ich in meine Unterhose, BH und Jeans. Ekelig, so eine Unterhose nach dem Duschen noch einmal anzuziehen , dachte ich. Aber was blieb mir anderes übrig? Vorerst musste es so gehen. Ich würde nachher wieder Wäsche waschen müssen. Zumindest ein frisches Oberteil wollte ich anziehen. Mit Sams Hemden kam ich eigentlich ganz gut klar, ich würde mir einfach wieder eines ausleihen. Immerhin war ich ja auch für die Wäsche zuständig, da konnte er nichts dagegen haben, dass ich mich aus seinem Kleiderschrank bediente.
Ich frisierte meine nassen Haare zu einem Bauernzopf, denn der Fön funktionierte ohne Strom nicht. Dann öffnete ich leise, um Vera nicht zu wecken, die Türe zum Schlafzimmer.
„Guten Morgen!“, tönte es aus dem Schlafraum.
„Huch, du bist ja schon wach!“, antwortete ich erstaunt.
Vera saß bereits komplett angekleidet und frisiert auf Sams Bett und blätterte in einem Buch.
„Und auch schon angezogen“, fügte ich hinzu.
„Ja, natürlich. Ich will doch Herrn König nicht wieder im Schlafgewand begegnen. Das war gestern absolut inakzeptabel!“ Vera musterte mich mit einem verärgerten Gesichtsausdruck, so als ob ich die alleinige Schuld an diesem Vorfall trug. „Ich habe dir meine Wäsche da in die Ecke gelegt!“, meinte sie dann und zeigte auf einige Kleidungsstücke, die auf dem Fußboden lagen.
Unmöglich, diese Person , dachte ich. Man verbringt zwei Sekunden Zeit mit ihr und schon nervt sie.
Ich betrachtete Vera genauer. Scheinbar hatte auch sie sich aus Sams Kleiderschrank bedient. Sie trug ihre schwarze Hose mit den Alpenveilchen-Stickereien und dazu ein kariertes Hemd von Sam, das sie so wie ich gestern an den Enden zusammengeknotet hatte.
„Jaja, ich weiß. Ich sehe nicht so perfekt aus, wie sonst“, lamentierte sie. „Aber das ist das Beste, was ich rausholen konnte. Du musst meine Sachen wirklich dringend waschen. Wann gibt es eigentlich Frühstück? Ich habe ein bisschen Hunger und einen Kaffee könnte ich auch vertragen!“
Innerhalb weniger Sekunden erreichte Vera bei mir Stufe 3 der Gernervtheitsskala. Mir platzte buchstäblich der Kragen. „Sag mal, spinnst du?“, fauchte ich. „Was glaubst du eigentlich, wo du hier bist? In einem Wellness Hotel?“
Woraufhin Vera natürlich gleich in ihre Mütterchen-Harmlos Masche verfiel. „Wieso regst du dich denn so auf? Ich habe dir doch gar nichts getan. Das ist nun der Dank dafür, dass man sich aufrafft und aufsteht, obwohl man vorgestern fast gestorben wäre!“ Theatralisch fasste sie sich ans Herz. „So viel Aufregung ist gar nicht gut für mich … .“
„Du kannst nicht immer alles mit
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