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Stachelzart

Stachelzart

Titel: Stachelzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Wollesen
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das gerade richtig verstanden? Das war doch wieder typisch Vera. Beanspruchte gleich alles für sich und brachte ihren Gesundheitszustand als Druckmittel ins Spiel. An mich dachte keiner.
    „Ach nein, danke. Ich komme schon klar!“, antwortete Kay mit einem süffisanten Grinsen in meine Richtung.
    „Na dann gehe ich mal ins Bad! Gute Nacht!“ Vera nahm sich eine Kerze und verschwand im Flur.
    Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte. Nun stieß ich sie mit einem empörten Schnaufen aus.
    „Hey Baby, alles klar?“ Kay kam näher und wollte mich küssen.
    „Nicht!“, ich drehte den Kopf zur Seite.
    „Wieso? Was ist denn nun schon wieder los?“
    „Du hast gar nicht gesagt, dass du auch in Berlin wohnst!“
    „Na und?“
    „Ich weiß nicht. Ich finde wir sollten diese Rumflirterei beenden. Das führt doch zu nichts!“
    „Ach komm schon, Anna. Sei doch nicht so kompliziert. Ist doch schön, dass wir beide in der gleichen Stadt wohnen, dann können wir uns nach dem Kurzurlaub hier, in Berlin treffen.“
    „Kurzurlaub?“ Ich zog fragend die Augenbrauen hoch. Scheinbar hatte Kay sich mit unserer Situation so gut arrangiert, dass er sie schon als Urlaub empfand.
    „Na ja, deine Mutter stört das Urlaubsfeeling ein bisschen, aber ansonsten ist es hier doch echt schön. Und wir hätten uns doch sonst gar nicht kennen gelernt!“
    „Was heißt denn kennen gelernt? Du weißt doch gar nichts von mir“, schnaubte ich.
    „Doch, ich denke schon“, erwiderte Kay. „Die schönsten Körperteile von dir habe ich immerhin schon gesehen und ich weiß noch eine Menge mehr. Du bist leidenschaftlich und störrisch. Du hast Fantasie und liebst das Ausgefallene. Du bist fürsorglich und kannst eine echte Nervensäge sein. Und ich weiß von Vera, dass du in letzter Zeit sehr unter deiner Schreibblockade gelitten hast und dich enorm unter Druck gesetzt hast. Aber jetzt kannst du wieder schreiben und das liegt an diesem wunderbaren Ort!“
    „Na toll! Was hat Vera denn sonst noch so erzählt? Hat sie dir auch gesagt, warum sie in Wirklichkeit hier ist?“
    „Ein paar Dinge aus deiner Kindheit, dass du zum Beispiel ohne Vater aufgewachsen bist. Und sie hat erzählt, dass sie einen tollen Interessenten für Sams Grundstück hat!“
    Ich hätte Vera erwürgen können. Was fiel ihr ein, Kay König so private Dinge von mir zu erzählen? 
    Ich schüttelte genervt den Kopf. „Veras toller Interessent will das Grundstück einfach platt machen und ein Ressort für gestresste Manager darauf bauen. Und: Ich mag es nicht, wenn hinter meinem Rücken über mich geredet wird. Du kannst mich gefälligst selbst fragen. Außerdem: Was weiß ich schon über dich? Du erzählst gar nichts!“
    Kay lehnte sich auf Sams Couch zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Das können wir ändern. Wir machen jetzt eine Erzählrunde mit Kay. Hmm, wo soll ich anfangen … .“
     
    Eine Stunde später wusste ich mehr über ihn. Kay war ein echtes Inselkind. Er hatte bis er achtzehn wurde auf der Nordseeinsel Föhr gelebt und eine schöne Kindheit gehabt. Mit seiner drei Jahre jüngeren Schwester verstand er sich noch immer blendend. Für ihn stand schon ziemlich früh fest, dass er Schauspieler werden wollte. Die Inselgemeinde hatte er schon als Kind mit seinen schauspielerischen Darbietungen begeistert. Irgendwann wollte er mehr von der Welt sehen und vor einem größeren Publikum spielen. Er bewarb sich an einer Berliner Schauspielschule und wurde angenommen. Nach dem Studium folgten einige kleinere Engagements an verschiedenen Theaterhäusern. Zwischendurch bewarb Kay sich immer wieder für Rollen beim Film, denn das war sein eigentliches Ziel – eine Karriere als Filmschauspieler zu machen.
    Nach etlichen Absagen hatte er Glück und wurde als Nebendarsteller für einen Kinofilm engagiert. Er spielte die Rolle des chaotischen Herzensbrechers so glaubhaft, dass er dafür sogar mehrere Preise gewann. Danach ging es steil bergauf. Es folgten Kinofilme mit Kay in der Hauptrolle, immer als Figur des Frauenschwarms und Schwerenöters.
    Eigentlich hatte er nicht vorgehabt sich auf ein Rollenbild festlegen zu lassen, aber seine Fans liebten ihn in dieser Rolle, erzählte er.
    „Ich würde auch gerne mal etwas anderes spielen, aber gerade verdiene ich mit meinem Rollenbild wirklich gut. Leider glauben viele, ich bin auch in Wirklichkeit so: Ein Womanizer und Aufreißer!“
    „Und das bist du natürlich nicht“,

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