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Stachelzart

Stachelzart

Titel: Stachelzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Wollesen
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deiner Krankheit entschuldigen. Meinst du für mich ist es hier angenehm?“
    „Wieso? Ich hatte den Eindruck, du unterhältst dich ganz gut mit diesem Sam und Herr König ist doch einfach umwerfend. So ein toller Mann und so intelligent. Wie gut, dass er zufällig auch hier ist, sonst hätte ich ihn niemals kennen gelernt“, schwärmte Vera.
    „Ob das so gut ist, weiß ich nicht. Er kann auch ganz schön nerven“, erwiderte ich.
     
    „Ach, so siehst du das also? Ich nerve dich?“
    Erschrocken drehte ich mich um. Kay stand in Jeans und T-Shirt im Türrahmen und hatte die letzten Sätze unseres Gesprächs mitbekommen.
    „Äh“, machte ich wenig intelligent, aber da war er schon verschwunden.
    „Siehst du, das hast du davon. Jetzt hast du auch noch Herrn König beleidigt!“, meckerte Vera.
    „Das ist mir echt zu blöd … !“, antwortete ich, schnappte mir ein Hemd aus Sams Schrank und flüchtete ins Wohnzimmer.
     
    „Guten Morgen, Anna! Was ist los? Dicke Luft?“, begrüßte mich Sam, der gerade in der Küchenzeile stand und sich die Finger wusch.
    War das etwa Blut an seinen Händen?
    „Ich habe einen richtig großen Bock geschossen, toll oder? Den werde ich gleich mal in der Scheune ausnehmen, damit wir heute Abend einen schönen Braten machen können. Wie schade, dass die Kühltruhe nicht funktioniert, da hätten wir sonst lange etwas von.“
    Mir wurde schlecht. Sam hatte Bambi getötet. Ich würde keinen Bissen davon essen. In diesem verdammten Haus konnte man aber auch keine fünf Minuten alleine sein. Ich beschloss auf mein Frühstück zu verzichten, bei dem Gedanken an Rehbraten war mir sowieso schlecht geworden und jetzt gleich Pilze suchen zu gehen. Ich würde einen Korb und auch meinen Schreibblock mitnehmen und nach dem Pilze suchen an meinem Roman weiterschreiben. Sollten die anderen doch selber sehen, wie sie zurechtkamen. Um die Wäsche würde ich mich dann später kümmern. So war es auch besser für Vera, wenn ich ihr erst einmal aus dem Weg ging. Immerhin wollte sie den Tag ja überleben. Und außerdem hatte sie Kay so wieder ganz für sich und ich musste mich nicht mit ihm beschäftigen. Ich brauchte wirklich mal eine Pause und Zeit für mich.
     

     
    Ich beschloss mit dem Pilze suchen oberhalb der kleinen Parkbank, auf der ich gestern beim Schreiben gesessen hatte, anzufangen. Schnellen Schrittes marschierte ich den Berg hinauf. Ein bisschen Sport treiben am frühen Morgen konnte ja nicht schaden. Die Sonne schien vom Himmel und die Vögel zwitscherten in den Bäumen. Kaum zu glauben, dass hier noch vor kurzem ein richtiges Unwetter gewütet hatte.
    Wären nicht die entwurzelten Bäume und abgerutschten Erdmassen könnte man glatt denken, es wäre ein richtiger Sommertag , dachte ich.
    Sams kariertes Flanellhemd war fast schon zu warm. Ich begann leicht zu schwitzen.
    Bei der Aussichtsplattform mit der kleinen Parkbank angekommen, musste ich mich erst einmal einige Minuten setzen, um zu verschnaufen. An meiner Kondition musste ich dringend arbeiten. Der kleine Marsch den Berg hinauf hatte mich ganz schön aus der Puste gebracht.
    Einen Moment lang genoss ich die tolle Aussicht ins Tal. Ich verstand mehr und mehr, warum Sam so an diesem Fleckchen Erde hing. Bei Sonnenschein war es hier dermaßen idyllisch, dass man sich als naturverbundener Mensch ein Leben in der hektischen Großstadt gar nicht mehr vorstellen konnte. Unter anderen Umständen hätte mich ein Aufenthalt an diesem Ort sicherlich sehr entspannt. Aber das Gefühl gefangen zu sein und die Anwesenheit von Vera und Kay König machten einen unbeschwerten Aufenthalt unmöglich.
    Eigentlich schade, dass Vera und ich uns nicht besser verstehen , dachte ich. Wahrscheinlich waren wir einfach zu unterschiedliche Persönlichkeiten, sodass ein harmonisches Miteinander quasi ausgeschlossen war.
    Und auch Kay König trug nicht gerade viel dazu bei, dass ich mich an diesem Ort entspannen konnte. Er verwirrte mich. Auf der einen Seite führte er sich auf wie ein Macho und machte ständig diese sexuell angehauchten Bemerkungen und auf der anderen Seite konnte er selber aber keine Kritik vertragen. Meine Bemerkung heute Morgen schien ihn tatsächlich gekränkt zu haben.
    Was will er bloß von mir? , dachte ich.
    Da mir diese Frage im Moment sowieso niemand beantworten würde, beschloss ich, nicht weiter nachzudenken und mich auf meine Pilzsuche zu konzentrieren. Jetzt zu Beginn des Herbstes begann die eigentliche Pilzsaison. Mit ein

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