Stachelzart
heimlich küssen?“
„Wenn du lieb bist ...“, erwiderte ich keck.
Ich nahm mir vor, Kay vor Vera und Sam so gut es ging zu ignorieren. Die beiden mussten nichts von unserem Techtelmechtel wissen. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, auf Kays Flirtversuche einzugehen, aber er reizte mich und außerdem war da noch dieser mega-gute Geruch. Und ich wusste, dass ich zumindest Mimis Segen hatte.
„So eine Chance darf man sich doch nicht entgehen lassen, Anna“, hörte ich ihre imaginäre Stimme in meinem Kopf. „So lange es nur ein Abenteuer ist und du dich nicht verliebst, ist doch alles gut. Hey, und immerhin leben wir nur einmal und du bist ungebunden und tust keinem weh!“
Mimis Stimme hatte Recht. Ich war ungebunden und ich hatte mal wieder ein bisschen Spaß verdient. Und verlieben musste ich mich ja nicht.
Kay von mir fern zu halten, stellte in Veras Gegenwart überhaupt kein Problem dar. Frisch geschminkt und perfekt frisiert (hatte sie etwa die Zähne zusammen gebissen und kalt geduscht?) schwirrte Vera um Kay herum und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. Sam und ich kamen gar nicht zu Wort, denn Vera redete unentwegt auf Kay ein. Ein bisschen leid tat er mir schon.
Nach dem Essen verzogen Sam und ich uns nach draußen und genossen die letzten Sonnenstrahlen. Sam erwies sich als sehr angenehmer Gesprächspartner. Wir redeten über Gott und die Welt und ich staunte, wie gesprächig der sonst so verschlossen wirkende Sam sein konnte. Allerdings blieb unser Gespräch sehr oberflächlich. Ich erfuhr nichts Persönliches über ihn, obwohl es mich immer noch brennend interessierte, was einen so weltgewandten Menschen wie Sam in die Einöde verschlagen hatte. Als es dämmerte und draußen merklich kühler wurde, beschlossen wir auf einen Snack zurück ins Haus zu gehen und Kay „von der Landplage zu befreien“, wie Sam lachend meinte.
Tatsächlich wirkte Kay ausgesprochen erleichtert, als er Sam und mich erblickte. Im Vorbeigehen flüsterte er mir ins Ohr: „Das wirst du nachher wieder gut machen müssen!“
Vera schien nicht sehr erfreut darüber zu sein, Sam und mich zu sehen. Sie hatte die „Zweisamkeit“ mit Kay genossen. Die beiden hatten mehrere Kerzen angezündet, damit sie etwas sehen konnten und Vera fühlte sich scheinbar wohl.
„Sagen Sie, Herr König, wo in Berlin wohnen Sie denn eigentlich?“, flötete sie gerade.
„Du wohnst in Berlin?“, erstaunt sah ich Kay an. Das hatte ich nicht gewusst. Ob das so klug war, eine Affäre mit jemandem zu starten, der in der gleichen Stadt wohnte?
Wohl nicht, Anna , sagte meine innere Stimme. Berlin war zwar groß und Kay wohnte bestimmt wie Vera in der City und nicht wie ich am Stadtrand, aber dennoch konnte man sich durchaus zufällig über den Weg laufen. Ich hatte gedacht, Kay käme aus Süddeutschland. Warum ich das geglaubt hatte, wusste ich nicht so genau. Vielleicht weil er von seinem Filmdreh in München erzählt hatte.
Wie dumm von dir, Anna , schalt ich mich selbst. Das hättest du ihn auch schon fragen können.
„Oh, ich wohne mitten in der Stadt. Ganz in der Nähe des Monbijou Parks“, beantwortete Kay Veras Frage.
„Nein, das gibt es ja nicht. Ich habe ein Penthouse in der Torstraße. Da sind wir ja fast Nachbarn. Wir müssen uns in Berlin unbedingt mal auf einen Kaffee treffen“, Vera wirkte sehr erfreut über diese Information. Kay dagegen weniger. Er drehte sich zu mir um und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Ich musste lachen.
„Was gibt es denn da zu kichern?“, fragte Vera ungehalten.
Ich zog es vor, auf diese Frage nicht zu antworten.
„So, ich gehe jetzt rüber in die Scheune und lege mich aufs Ohr. Ich will morgen früh raus und jagen gehen, damit wir was Anständiges zu essen haben“, meinte Sam und erhob sich plötzlich. Ihm war deutlich anzumerken, dass er keinen Wert mehr auf weitere Gesellschaft legte und allein sein wollte. Unsere geballte Präsenz schien ihn auf Dauer zu erdrücken.
Kein Wunder, wenn man so viel Zeit allein verbringt , dachte ich und wünschte Sam eine gute Nacht. Ich war nur heilfroh, dass Vera ihn bisher in Ruhe gelassen und nicht mehr auf den Verkauf seines Grundstücks angesprochen hatte.
Blieben also noch Vera, Kay und ich und die Frage, wer wo schlief.
„Ich würde Ihnen ja mein Zimmer anbieten, aber da es mir immer noch nicht so gut geht, ist es wohl besser, ich schlafe in dem Bett.“ Vera sah Kay um Verständnis bittend an.
Mein Zimmer? Hatte ich
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