Stachelzart
erwiderte ich spöttisch.
„Nein, ich bin eigentlich total schüchtern!“, Kay sah mich schelmisch an.
„Und warum kann ich dir das nicht glauben?“
„Keine Ahnung! Ich sehe doch auch ganz unschuldig aus. Man muss nur genauer hinsehen“, Kay sah mich aus großen Augen an und klimperte mit den Wimpern.
Ich musste lachen. „Du bist echt ein Spinner! Aber immerhin ein prominenter Spinner!“
„Das Kompliment gebe ich gerne zurück“, erwiderte Kay.
„Wie meinst du das denn?“, wollte ich wissen. „Ich bin weder prominent noch ein Spinner.“
„Hm, ich finde ein bisschen spinnst du schon“, entgegnete Kay frech. „Und prominent bist du doch auch. Immerhin bist du die Autorin von 'Zuckersüß'.“
„Vera, du altes Plappermaul“, seufzte ich.
„Nein, nicht Vera. Ich habe es gelesen, dein Buch!“
„Du hast was?“, perplex starrte ich Kay an und schüttelte dann lachend den Kopf. „Du nimmst mich auf den Arm.“
„Nein, tue ich nicht. Ich habe es wirklich gelesen“, antwortete Kay ganz ernsthaft und lieferte mir dann eine perfekte Zusammenfassung von 'Zuckersüß'.
Ich war baff. „Du hast es tatsächlich gelesen.“
„Ja.“ Kay nickte. „Hat mir auch echt gut gefallen. Ich hatte mir dich als Autorin von 'Zuckersüß' allerdings anders vorgestellt. Irgendwie gefühlvoller und nicht so frech!“
Ich war verwirrt. Männer lasen meine Romane für gewöhnlich selten. Meine Schreibrichtung fiel dann doch eher in die Kategorie Frauenromane.
„Dann wusstest du gestern schon, wer ich bin?“
„Na, nicht sofort. Aber als du erzählt hast, dass du durchaus Fantasie hast und Bücher schreibst, ist mir eingefallen, warum mir dein Name so bekannt vorkam.“
„Du hättest ruhig was sagen können“, ärgerte ich mich, denn ich kam mir nun geistig nackt vor. Kay hatte meinen Roman gelesen und ich hatte bisher keinen einzigen seiner Filme gesehen. Mich interessierte brennend, wieso er mein Buch gelesen hatte.
Scheinbar konnte Kay diese Frage in meinem Gesicht stehen sehen, denn er antwortete: „Das gehört zu meinem Job, gut verkaufte Frauenromane zu lesen. Ich muss mich ja später in meinen Filmen in die Figuren hineindenken und außerdem sind meine Agenten und ich immer auf der Suche nach gutem Stoff, der verfilmt werden kann.“
„Aha“, machte ich.
„Mir gefiel dein Buch so gut, dass ich gerne in einer Verfilmung mitgespielt hätte, aber mein Agent wollte erst einmal auf die Fortsetzung warten. Naja ...“, verlegen stoppte Kay.
„Jaja, ich weiß . 'Zitronenherb' war ein Flop!“
Kay schwieg und kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe. „Ich habe 'Zitronenherb' auch gelesen und mich dabei die ganze Zeit gefragt, was mit der Autorin passiert sein kann, dass dieses Buch auf einmal so negativ ist. Ich fand deinen Schreibstil bei 'Zuckersüß' wirklich erfrischend und romantisch, aber 'Zitronenherb' konnte ich nicht zu Ende lesen. Das war so, als ob dieses Buch von einer anderen Person geschrieben worden wäre.“
Bumm, das saß.
Kay hatte meine empfindlichste Stelle getroffen. Tatsächlich hatten einige Kritiker nach der Pleite mit 'Zitronenherb' spekuliert, ob Zuckersüß wirklich von mir war oder ob ich es abgeschrieben hatte. Das kratzte natürlich an meiner Autorenehre. Ich sah mich genötigt, Kay den plötzlichen stilistischen Wechsel zu erklären und erzählte ihm alles. Von der Enttäuschung durch Alexander, von den gemeinen Kritikern und von dem Druck, den mein Verlag machte. Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt, jemals so offen über meine Gefühle, die ich während der Arbeit an Zitronenherb empfand, zu sprechen und schon gar nicht vor jemandem wie Kay König, aber irgendetwas hatte er in mir berührt, was die Worte nur so heraussprudeln ließ. Kay entpuppte sich als sehr aufmerksamer Zuhörer und als ich meine Geschichte beendet hatte, fühlte ich mich tatsächlich ein wenig befreit.
„Tut mir leid für dich“, meinte er. „Das muss schwer gewesen sein. Erst wirst du als Autorin himmelhoch gelobt und danach in der Luft zerrissen. Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst. Ich habe bei jedem neuen Filmstart Angst, dass mein Film ein Flop werden könnte.“
Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile über Filmkritiken und gute Storys, bis ich auf einmal herzhaft gähnen musste.
„Lass uns schlafen gehen“, meinte Kay. „Darf ich mich wieder zu dir auf das Sofa legen? Das wäre furchtbar nett!“
„Wenn du lieb bist“, antwortete ich.
Kay nickte. Dann
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