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Stachelzart

Stachelzart

Titel: Stachelzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Wollesen
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Antlitz, aber es gehorchte mir nicht. Dem Gefühl nach, musste ich kirschtomatenrot geworden sein.
    Verdammt!
    Zu meinem großen Glück fuhr just in diesem Moment tiefster Peinlichkeit der Wagenmeister mit Veras Mercedes vor. Kay ergriff die Chance und bahnte uns schnell einen Weg durch die Menge nach draußen.
    „Los Vera, komm! Schnell!“, rief ich panisch. Vera folgte nur widerwillig. Sie hatte für ihren Geschmack viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck nahm sie hinter dem Steuer Platz. Kay hielt mir die Beifahrertüre auf und flüsterte: „Steig schnell ein! Ich melde mich später!“ Er gab mir noch einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, während um uns herum die Kameras klickten. Dann brauste Vera auch schon davon. Ich winkte Kay hinterher, doch er wurde wieder von den Journalisten umringt, die ihm die Sicht auf Veras Auto versperrten.
    Was für ein bescheuerter Abschied , dachte ich deprimiert.
     
    „Das war echt gut“, seufzte Vera neben mir.
    „Was war denn daran gut?“ Wütend funkelte ich Vera an. „Warum hast du das nur gemacht? Ich verstehe das nicht. Jetzt konnte ich mich noch nicht einmal ordentlich von Kay verabschieden. Und ich möchte nicht wissen, was morgen in der Presse steht!“
    „Das tut mir leid“, meinte Vera. „Aber unser Auftritt war doch phänomenal. Die waren alle wegen uns da, stell dir das nur vor! Obwohl sie mich durchaus ein bisschen mehr hätten beachten können. Ich kam ja kaum zu Wort! Aber so ist das Leben neben einem Prominenten eben!“ Sie machte einen typisch theatralischen Vera-Gesichtsausdruck.
    Ich hätte kotzen können. Ich war so sauer auf sie, dass ich tief ein- und ausatmen musste, um nicht sofort zu explodieren. Als ich mich wieder einigermaßen im Griff hatte, kam mir auf einmal ein böser Verdacht. Falls das, was ich vermutete stimmte, würde es einiges erklären.
    „Sag mal, Vera“, begann ich also, „du weißt nicht zufällig, woher die Reporter wussten, dass Kay im Bayerischen Hof war?“
    Vera zögerte einige Sekunden, bevor sie erwiderte: „Hm, vielleicht … .“
    „Was bitteschön heißt denn hier 'vielleicht'?“, forschte ich nach. Das flaue Gefühl einer üblen Vorahnung begann sich in meinem Magen auszubreiten.
    „Ich habe da ein paar Damen im Wellnessbereich getroffen. Es könnte sein, dass eine davon bei der Presse ist und es könnte auch sein, dass ich das eine oder andere erzählt habe ….“
    „ Waaas?“ Fassungslos starrte ich Vera an. Wie konnte sie nur?
    „Jetzt hab dich doch nicht so“, reagierte das Objekt meines Unwillens barsch. „Ich bin auch nur ein Mensch. Und ich musste einfach mal mit jemandem über die Ereignisse der letzten Tage reden. Du musst doch damit gerechnet haben, dass sich die Presse für dich interessieren wird, wenn du mit jemandem wie Herrn König zusammen bist!“
    Ich biss mir auf die Unterlippe, bis es anfing zu schmerzen. Nur so schaffte ich es, einigermaßen ruhig zu bleiben und nicht völlig auszurasten. Sechs Stunden würde die Fahrt nach Berlin bestimmt dauern. Eine wahre Zerreißprobe.
    Vera hatte zum Glück auch keinen Gesprächsbedarf mehr und so verlief unsere Rückfahrt sehr schweigsam.
    Ich blätterte in einer Zeitschrift und tippte dann eine SMS an Kay.
     
    Hey du, schade dass wir uns nicht richtig verabschieden konnten :-(
    Du fehlst mir! Anna
     
    Doch Kay antwortete nicht. Wahrscheinlich war er zu beschäftigt.
    Als Vera am späten Nachmittag vor meiner Wohnung in Berlin parkte, seufzte ich erleichtert auf. Wieder zuhause. Endlich!
     
     
    „Willst du noch mit hoch kommen?“, machte ich Vera dann doch so eine Art Friedensangebot, in der Hoffnung, dass sie ablehnen würde. Immerhin hatten wir in den letzten Tagen eine Menge mitgemacht und wahrscheinlich hatte Vera nicht in böser Absicht so gehandelt.
    „Nein, danke. Ich will auch so schnell wie möglich nach Hause und mich von dem ganzen Stress erholen“, antwortete Vera dann auch wie erwartet. Sie drückte meine Hand zum Abschied, was wohl so eine Art entschuldigende liebevolle Geste sein sollte.
    „Wir telefonieren“, meinte sie noch, dann brauste sie davon.
     
     

     
    Ich schleppte meine Reisetasche die Treppe zu meiner Wohnung in den 2. Stock hinauf und schloss die Türe auf.
    Puh, was für eine Odyssee , dachte ich, ließ mich erst einmal auf mein gemütliches Blümchensofa sinken und streifte die Schuhe von den Füßen. Ich schloss die Augen. Nur ein wenig Ausruhen. Nur ganz

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