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Stachelzart

Stachelzart

Titel: Stachelzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Wollesen
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aus Sams Schrank, genoss ich nun die Auswahlmöglichkeit meiner Garderobe. Ich entschied mich für den blauen Rock und die weiße Bluse. Der Rock war mir tatsächlich ein bisschen zu weit geworden. Der Stress der letzten Tage hatte scheinbar ein paar Pfunde purzeln lassen. Dann vielleicht doch lieber die weiße Jeans und ein schwarzes Oberteil?  Ich schlüpfte in die Jeans und betrachtete mich im Spiegel. Sah gar nicht mal so schlecht aus. Ich zog das Oberteil über, frisierte meine Locken zu einer Hochsteckfrisur und schlüpfte in ein Paar schwarze High Heels.
    Gar nicht schlecht. Mir gefiel mein Spiegelbild viel besser als noch vor ein paar Stunden in der Lobby. So konnte ich mich durchaus sehen lassen.
    Hier kommt Anna Schneider: Vom Hütten-Camp direkt auf die Showbühne , dachte ich und schmunzelte.
    Kay telefonierte immer noch. Wer da wohl am Apparat war? Wenn er nicht gleich aufhörte zu telefonieren, würden wir zu spät zum Essen kommen. Und ich hatte nach dem schönen Nachmittag mit Kay keine Lust auf Streit mit Vera, denn sie hasste nichts mehr als Unpünktlichkeit.
    Ich klopfte leise an die Badezimmertüre.
    Kay streckte den Kopf durch die Türe. „Ich komme gleich“, flüsterte er.
    Ich schnappte mir eine Zeitung, die auf dem kleinen Sekretär in unserem Zimmer lag und las nach, was so passiert war, während wir in den Bergen eingeschlossen waren. 'Unser' Erdrutsch wurde in der Zeitung nicht erwähnt, aber ich fand einen Artikel über einen weiteren Erdrutsch, der einige Kilometer von Sams Hütte entfernt, in einer dichter besiedelten Gegend passiert war. Dort hatte es sogar einige Verletzte gegeben und die Bergwacht war immer noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Es wurde weiter beschrieben, dass es auch noch einige kleinere Erdrutsche gegeben hatte, die aber in nicht besiedelten Gebieten nieder gegangen waren. Sams Grundstück fiel scheinbar unter 'nicht besiedeltes Gebiet'. Ich schüttelte mich unwillkürlich. Was für ein Glück wir gehabt hatten, dass keinem etwas passiert war und dass wir so schnell gerettet werden konnten.
    Wie es Sam nun gehen mochte? Ob er unsere Gesellschaft vermisste? Oder war er froh, dass er jetzt wieder seine Ruhe hatte?
    Ich beschloss ihm einen Brief zu schreiben, wenn ich zurück in Berlin sein würde um mich noch einmal ausführlich bei ihm für seine Gastfreundschaft zu bedanken. Vielleicht würde er mir antworten.
    Kay kam endlich aus dem Badezimmer. „Entschuldige“, murmelte er und fuhr sich zerstreut durch die Haare.
    „Was ist denn los?“, wollte ich wissen. „Wer war das denn?“
    „Das willst du gar nicht wissen“, meinte Kay.
    Ich horchte auf. Natürlich, wollte ich das wissen. „Doch, will ich“, antwortete ich.
    Kay seufzte. „Das war Svea.“
    „Was? Mit der hast du die ganze Zeit telefoniert? Wieso das denn?“ Ich stemmte entrüstet die Hände in die Hüften. Was bildete Kay sich eigentlich ein? Macht dumme Sprüche, weil ich mit Henri SMS schrieb und telefoniert selbst stundenlang mit seiner Ex?
    „Dreh nicht gleich durch, Anna. Es ist kompliziert!“
    Dreh nicht gleich durch, Anna? Kay tat ja gerade so, als wäre ich eine durchgedrehte Furie. Es war doch wohl logisch, dass ich es komisch fand, dass er mit dieser Svea telefonierte. „Spinnst du?“, fragte ich. „Ich werde ja wohl fragen dürfen, warum du mit dieser Svea telefonierst und dich im Bad einschließt, nachdem du mit mir gevögelt hast!“
    „Svea spielt in meinem neuen Film eine Nebenrolle und sie will den Job hinschmeißen, weil wir uns getrennt haben. Es würde uns aber in unserem Zeitplan total zurückwerfen, wenn wir uns jemand Neues suchen müssten. Sie muss den Job unbedingt machen. Deshalb habe ich so lange mit ihr telefoniert!“
    Ich schwieg. Was sollte ich darauf auch Intelligentes antworten? Warum hatte ich mich nur in Kay verlieben müssen und es nicht auf einer rein sexuellen Ebene belassen können? Wir waren gerade erst ein paar Stunden zurück in der Zivilisation und schon wurde es dermaßen kompliziert, dass mir sogar der Appetit vergangen war.
    „Anna?“ Kay legte eine Hand unter mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. „Alles ok?“
    „Ich weiß nicht!“ Eben noch hatte ich unser Beisammensein in vollen Zügen genossen und mich sogar auf das Abendessen mit Vera gefreut, doch nun fühlte ich mich auf einmal leer. Was hast du denn geglaubt, Anna? Dass es einfach werden würde, mit jemandem wie Kay zusammen zu sein?
     
    Wir trafen vor Vera im Restaurant

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